Bis zu 18 Mal ändert sich der Preis an einer deutschen Tankstelle im Schnitt pro Tag – Tendenz steigend. Das hat eine Untersuchung des Bundeskartellamtes im Frühjahr 2025 ergeben. Diese hohe Preisfrequenz erschwert es Verbrauchern, günstige Preistäler zu nutzen, da sich Preise oft innerhalb kürzester Zeit wieder ändern.
Baden-Württemberg führt Bundesratsinitiative an
Nun wollen sich die Bundesländer des Problems annehmen und eine "Preiserhöhungsbremse" an der Zapfsäule in Deutschland einführen. Unter der Federführung Baden-Württembergs haben sie eine Bundesratsinitiative gestartet, die ein deutlich verbraucherfreundlicheres System zum Ziel hat. Vorbild ist ein Konzept, das in Österreich bereits seit 2011 umgesetzt wird: Der Spritpreis darf demnach nur einmal pro Tag erhöht werden (in Österreich nur um 12 Uhr mittags möglich). Preissenkungen sind dagegen immerzu und unbegrenzt erlaubt.
Der Vorstoß wird heute (17. Oktober 2025) in einer Bundesratssitzung diskutiert und dann an die Ausschüsse übergeben. Die Chancen stehen angeblich gut, dass daraufhin auch entsprechende Beschlüsse getroffen werden. "Verbraucherthemen finden bei den Ländern immer besondere Beachtung", heißt es demnach aus Bundesratskreisen.
Dass eine solche Initiative kein Selbstläufer ist, zeigt allerdings ein früheres Beispiel. Bereits 2012 wollte die Länderkammer mit einem ähnlichen Beschluss für faire und transparente Spritkosten sorgen. Die damalige Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP ("Kabinett Merkel II") setzte das Vorhaben jedoch nicht um. Damals gab es im Schnitt allerdings "nur" um vier bis fünf Kostensprünge pro Tag an der Tankstelle. "Durch die starke Zunahme der täglichen Preisänderungen in den vergangenen Jahren ist der Handlungsdruck nochmals größer geworden", heißt es laut "Rheinischer Post" in dem nun gestellten Änderungsantrag.
ADAC befürchtet steigende Spritpreise
Als positiver Nebeneffekt soll die "Preiserhöhungsbremse" für Tankstellen Bürokratie reduzieren, indem sie zu "einem erheblichen Rückgang der Menge der zu übermittelnden, weiterzuleitenden und zu veröffentlichenden Preisdaten führen würde", heißt es in dem Antrag weiter. Denn jede Preisänderung müsse von den Tankstellen an die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe gemeldet werden, auf die dann Tank-Apps wie mehr-tanken.de zurückgreifen.
Es gibt jedoch auch Kritik an der geplanten "Preiserhöhungsbremse". So fürchtet der ADAC, dass die Kraftstoffpreise dadurch grundsätzlich steigen könnten. "Solche Regelungen könnten dazu führen, dass die Preise von vornherein höher angesetzt werden, da Mineralölunternehmen weniger Spielraum haben, flexibel auf Marktbewegungen zu reagieren", heißt es in einem Statement des Autoclubs. Häufige Preisänderungen seien Ausdruck eines funktionierenden Wettbewerbs, von dem Tankende profitieren könnten. Autofahrerinnen und Autofahrer sollten die aktuellen Preisschwankungen lieber gezielt für sich nutzen und abends statt morgens tanken, da die Preise dann in der Regel deutlich günstiger seien.
Österreichs Regelung "zweckmäßig und zufriedenstellend"
Welchen Einfluss die österreichische Regelung auf die generelle Spritpreisentwicklung bei unserem südlichen Nachbarn hat, lässt sich nicht konkret beurteilen; dafür hängt der Kraftstofftarif von zu vielen externen Faktoren ab. Dem österreichischen Wirtschaftsministerium zufolge habe sich die Spritpreisverordnung jedoch als zweckmäßig und zufriedenstellend erwiesen. Sie schaffe Vertrauen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die jetzt genau wüssten, "dass die Preise am Abend oder am Vormittag billiger sind als kurz nach Mittag", heißt es laut "Aachener Zeitung".
Der Befürchtung, die Kraftstoffpreise könnten durch die Limitierung in Sachen Preisänderung grundsätzlich steigen, tritt der Tankstellen-Interessenverband entgegen. "Das sehen wir nicht so", sagt deren Sprecher Herbert Rabl, der den Vorstoß "richtig und gut" findet. Die Tankstellenbetreiber würden sich selbst über die vielen Ad-hoc-Preisänderungen wundern und sehen sich deshalb in keiner glücklichen Situation, weil sie mit den Kundenbeschwerden konfrontiert seien und damit die Entscheidungen der Mineralölkonzerne ausbaden müssten.





