Neues Anti-Stau-System auf der Tauernautobahn A10: Blockabfertigung war gestern

Blockabfertigung war gestern
Neues Anti-Stau-System auf der Tauernautobahn A10

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.11.2025
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Stau Österreich A10
Foto: BARBARA GINDL via Getty Images

Besonders an den Wochenenden in der Hauptreisezeit kommt der Verkehr auf der Tauernautobahn A10 zwischen Golling und dem Knoten Salzburg regelmäßig zum Erliegen. Mit einem neuen, rund 40 Millionen Euro teuren Maßnahmenpaket will die ASFINAG nun den Verkehrsfluss verbessern, die Sicherheit erhöhen und die Belastung für Anwohner verringern. Das sogenannte "Multifunktionale Transitmanagement" umfasst sieben zentrale Punkte, die schrittweise bis Herbst 2027 umgesetzt werden sollen.

Intelligente Steuerung statt Blockabfertigung

Das Projekt stützt sich auf eine Kombination technischer Systeme und organisatorischer Neuerungen, die den Verkehr gleichmäßiger machen sollen. Im Mittelpunkt stehen laut ASFINAG-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl moderne Überkopfwegweiser, Sensoren und eine intelligente Geschwindigkeitssteuerung.

Insgesamt sollen 51, später 59, Standorte entlang der Strecke mit neuen Sensoren ausgerüstet werden. Diese messen Verkehrsdichte und Abstände und steuern die Anzeigen dynamisch. Ziel ist es, den Verkehr frühzeitig zu verlangsamen, um Staus gar nicht erst entstehen zu lassen.

"Wird das Tempo frühzeitig und präventiv gesenkt, ermöglicht das einen höheren Verkehrsdurchsatz", sagte Hufnagl in Salzburg. Dadurch könnten langwierige Blockabfertigungen wie im Sommer 2025 an der Tunnelkette bei Golling künftig vermieden werden.

Der 7-Punkte-Plan im Überblick

Das "Multifunktionale Transitmanagement" baut auf sieben Kernbereichen auf.

  1. Intelligente Verkehrssteuerung: Die bisherigen Anzeigetafeln entlang der A10 werden zu modernen Steuerungssystemen ausgebaut. Sie können künftig Tempolimits flexibel anpassen und so für einen gleichmäßigeren Verkehrsfluss sorgen.
  2. Verdichtung der Sensorik: Rund 50 neue Messpunkte und LED-Anzeigen sollen Verkehrsdaten in Echtzeit erfassen und auswerten. So können Engstellen schneller erkannt und die Anzeigen gezielter geschaltet werden.
  3. Optimierte Verkehrsführung: Auf besonders stauanfälligen Abschnitten will die ASFINAG den Verkehr gleichmäßiger verteilen. Zufahrten werden besser abgestimmt, Rückstaus auf Steigungen sollen vermieden werden.
  4. Zuflusssteuerung: An den Autobahnauffahrten sind intelligente Ampeln geplant. Sie lassen Fahrzeuge dosiert auf die A10 einfahren, damit der Verkehr auf der Hauptstrecke nicht stockt.
  5. Verkehrsüberwachung: Dichtere Kontrollen sollen sicherstellen, dass Tempolimits eingehalten werden und die neuen Systeme wie vorgesehen wirken.
  6. Fahrverbote und Beschränkungen: Angepasste Regeln für Lkw-Überholverbote, Nacht- und Abfahrtsverbote sollen den Güter- und Reiseverkehr besser voneinander trennen und Ausweichrouten unattraktiv machen.
  7. Information und Prognosen: Autofahrer sollen künftig genauer wissen, was sie erwartet. Die ASFINAG erweitert ihre Echtzeitmeldungen und Prognosedienste, auch in Zusammenarbeit mit Deutschland.

Auswirkungen auf Urlauber und Anrainer

Das neue System soll insbesondere in der Hauptreisezeit zwischen Mai und September für Entlastung sorgen. Autofahrer sollen von einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss und präziseren Verkehrsinformationen profitieren. Durch die Zuflusssteuerung an den Auffahrten und frühzeitige Geschwindigkeitsanpassungen sollen lange Rückstaus künftig seltener werden.

Auch für die Gemeinden entlang der A10, die in den vergangenen Jahren immer wieder durch Abfahrtsverkehr belastet waren, erwartet die ASFINAG eine spürbare Verbesserung. Mit gezielten Sperren und neuen Kontrollmöglichkeiten sollen Ausweichrouten über Landes- und Gemeindestraßen unattraktiver werden.

Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) sprach gegenüber österreichischen Medien von einem "großen Wurf". Die A10 sei eine der meistbefahrenen Strecken Österreichs, mit rund 40 Stautagen pro Jahr. "Wir wollen mit den Maßnahmen einerseits mehr Lebensqualität für jene, die in Zukunft hoffentlich weniger im Stau stehen werden, und andererseits für die betroffenen Anrainer", sagte er.

Kooperation über Grenzen hinweg

Salzburgs Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) forderte beim Starttermin des Projekts in Salzburg eine grenzüberschreitende Erweiterung des Systems. "Wenn gewisse Ausweichrouten nicht mehr angezeigt werden, fahren die Leute bei Stau nicht ab und ein Großteil des Problems wäre behoben", sagte Schnöll mit Blick auf eine neue EU-Richtlinie, die Navigationsgerätehersteller verpflichtet, Abfahrtssperren in ihre Systeme zu integrieren.

Er setzt sich gemeinsam mit Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) dafür ein, dass sich auch Bayern dem System anschließt. Eine intelligente Verkehrslenkung bereits ab München könne die Wirksamkeit des Programms deutlich erhöhen.

Die ersten Maßnahmen sollen bereits im Sommer 2026 greifen, die vollständige Umsetzung ist bis Herbst 2027 geplant. Sollte sich das System bewähren, könnten ähnliche Projekte künftig auch auf anderen österreichischen Autobahnen oder Schnellstraßen folgen.

Fazit