Oracle Lighting: Das ist die erste LED-Leuchte ohne Linse fürs Auto

Oracle Lighting mit Licht-Innovation
Das ist die erste LED-Leuchte ohne Linse

ArtikeldatumVeröffentlicht am 02.12.2025
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Nach Ansicht jener, die ein Auto vorrangig als Gebrauchsgegenstand betrachten, dürfte der Scheinwerfer ein eher banales Bauteil sein. Sehen und gesehen werden – das ist für viele die einzige Anforderung. Dabei findet auf diesem Gebiet in den letzten Jahren ein wahrer Innovationswettlauf statt. Die Einführung von Xenon-Scheinwerfern 1991 beim BMW 7er (E32) war so etwas wie der Startschuss. Seitdem wurden Technologien wie Kurven-, Abbiege- und Matrix-Licht weitgehend perfektioniert. Und mit klassischen Halogen- oder Edelgaslampen macht heute kaum noch ein Auto die Nacht zum Tag – LED-Leuchten sind längst Stand der Technik.

Start Anfang 2026 beim Toyota Tacoma

Bei der Funktionsweise fand bei der Evolution von Halogen- zu LED-Scheinwerfern ebenfalls ein Wandel statt. Frühere Halogenscheinwerfer waren in der Regel als Reflektorscheinwerfer ausgeführt; ein Reflektor im Gehäuse bündelte das Licht der Glühlampe und lenkte es fokussiert auf die Straße. Um diese möglichst großflächig auszuleuchten, wird bei LED-Leuchten dagegen eine Linse benötigt. Es sei denn, es handelt sich um eine Matrix von vielen kleinen LEDs, die ähnlich wie bei einem Beamer ein sichtbares Lichtbündel erzeugen und deshalb eine Linse überflüssig macht. Doch diese Technik ist vergleichsweise teuer und deshalb meist auf den Aufpreislisten von Automodellen zu finden.

Künftig können aber vielleicht auch Standard-LED-Scheinwerfer auf die Linse verzichten, denn das US-Unternehmen Oracle Lighting hat das nach eigener Aussage "weltweit erste linsenlose LED-Licht für Autos" vorgestellt. Das System debütierte kürzlich bei der SEMA-Show in Las Vegas und wird schon ab Anfang 2026 für das erste Automodell zum Nachrüsten angeboten. Los geht's mit dem zwischen 2015 und 2023 gebauten US-Pick-up Toyota Tacoma der dritten Generation. Der SUV Toyota 4Runner soll bald ebenso folgen wie der Pick-up-Bestseller Ford F-150 sowie weitere Modelle.

Scheinwerfer mit modularen Bi-LED-Emitter-Pods

Der linsenlose LED-Scheinwerfer von Oracle Lighting arbeitet mit modularen Bi-LED-Emitter-Pods. Beim Tacoma besteht ein Scheinwerfer aus je drei LED-Leuchten für Tagfahr-, Abblend- und Fernlicht, wobei er von einer orangen Lichtleiste begrenzt wird. Da das Gehäuse keine vordere Abdeckung erhält, wird es selbst zum Styling-Element. Die Firma aus dem US-Bundesstaat Louisiana trägt dieser Tatsache Rechnung, indem sie die Gehäuse in unterschiedlichen Farben anbietet und somit Raum für Individualisierungen bietet.

Jede LED-Komponente lässt sich einzeln warten und austauschen, wobei meist nicht einmal das Gehäuse getauscht werden muss. Das kann theoretisch zu einem Kostenvorteil führen, da kaputte LED-Scheinwerfer aktuell oft komplett getauscht werden müssen, selbst wenn nur eine LED oder eben die Linse defekt ist. Damit das Oracle-System jedoch möglichst lange durchhält, ist es mit einem aktiven Wärme-Management sowie einem Staub- und Wasser-Eindringungsschutz nach dem IP68-Standard ausgerüstet. Obendrein sind die Leuchten an "verstärkten, abnehmbaren Halterungen" montiert, die sich ebenfalls leicht wechseln lassen sollen.

Das "fehleranfälligste Element des Systems" eliminiert

Indem der Oracle-Scheinwerfer auf eine Linse verzichtet, fällt bei ihm das nach Aussage des Herstellers "fehleranfälligste Element des Systems" weg. Die Liste der Versprechungen ist umfangreich: "Kein Beschlagen mehr. Keine Risse mehr. Keine Vergilbung oder Trübung mehr. Keine Oxidation der Linse mehr. Keine Feuchtigkeit mehr hinter Ihrer Linse." Allerdings sind die Oracle-LEDs mangels Linsenabdeckung beispielsweise Steinschlägen direkt ausgesetzt, wobei lediglich eine Versiegelung vor Schäden schützen soll. Ob sich der theoretische Kostenvorteil damit in der Realität abbilden lässt, bleibt vorerst also fraglich.

Apropos Kosten: Oracle Lighting veranschlagt für ein Set seiner linsenlosen LED-Autoscheinwerfer zwischen 800 und 900 Dollar. Das entspricht aktuell umgerechnet etwa 694 bis 781 Euro. Ein Discount-Preis ist das nicht, doch für Nachrüst-LED-Scheinwerfer namhafter Hersteller kann man durchaus auch das Vier- bis Fünffache ausgeben.

Fazit