Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hof sollen die Angeklagten zwischen 2023 und 2024 Kraftstoff aus Polen nach Deutschland gebracht haben, der nicht den Vorschriften für Dieselkraftstoff entsprach. Sachverständige hätten festgestellt, dass "ein anderes Schweröl oder Gasöl" in den Tanks gewesen sei, wie die Behörde dem Bayerischen Rundfunk mitteilte.
Der Kraftstoff soll an Tankstellen verkauft worden sein, obwohl er weder versteuert noch normgerecht war. Ein Unternehmer aus Oberfranken steht deshalb im Verdacht, wissentlich unversteuerten und verfälschten Kraftstoff abgenommen zu haben. Ihm wird Steuerhehlerei in besonders schwerem Fall vorgeworfen.
Millionen an Steuern nicht bezahlt
Die Ermittler gehen von einem Steuerschaden in Höhe von rund 44 Millionen Euro aus. Insgesamt sollen über zwölf Monate rund 90 Millionen Liter Kraftstoff eingeführt worden sein, ohne die erforderliche Energiesteuer abzuführen. Das Landgericht Hof hat die Anklage zugelassen, der Prozess beginnt am 16. Januar 2026 und ist auf mindestens 60 Verhandlungstage angesetzt.
Auch die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) ermittelt in dem Fall. Sie spricht von einer "kriminellen Organisation" und nennt noch höhere Summen. Nach ihren Angaben sollen 66 Millionen Euro an Mehrwertsteuer und mehr als 137 Millionen Euro an Verbrauchssteuern hinterzogen worden sein.
Die EPPO ist für Delikte zuständig, die die finanziellen Interessen der Europäischen Union betreffen. Der Fall gilt daher nicht nur als regionales, sondern auch als europäisches Verfahren.
Unternehmen bestreitet Vorwürfe
Das betroffene Familienunternehmen weist die Anschuldigungen zurück. Nach der ersten Durchsuchung im November 2024 erklärte eine Sprecherin laut BR, man habe "zu keinem Zeitpunkt normwidrigen Diesel verkauft". Eine Stellungnahme zur Anklage gibt es derzeit nicht.
Die Verteidigung hatte bereits im vergangenen Jahr das Vorgehen der Ermittler kritisiert. Teile der beschlagnahmten Betriebsmittel wurden vom Oberlandesgericht Bamberg wieder freigegeben.
Bedeutung des Prozesses
Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Verbraucher über längere Zeit mit minderwertigem Kraftstoff beliefert wurden und wer von dem System profitierte. Der Prozess soll bis in den Herbst 2026 dauern und könnte ein Schlaglicht auf illegale Handelswege im europäischen Energiemarkt werfen.
Anm. d. Red.: Das Aufmacher-Foto ist ein Schmuckbild und stellt keine Beschuldigten dar.





