Stau-Strafe für Autobahnbetreiber in Italien: Was bedeutet das für die Brennerautobahn?

Stau-Strafe für Autobahnbetreiber in Italien
Hat das auch Auswirkungen auf die Brennerautobahn?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 23.09.2025
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Italien Stau Autobahn
Foto: Thomas Demarczyk via Getty Images

Im Fall des Betreibers SALT bestätigte das Gericht am 8.9.2025 eine Antitrust-Strafe in Höhe von 700.000 Euro, weil trotz Baustellen, Spurverengungen und Behinderungen dem Autobahn-Abschnitt "Tronco ligure" der A12 (Sestri Levante ↔ La Spezia) zwischen Januar 2020 und Mai 2021 weiter der volle Preis verlangt wurde. Die Richter stuften das als "unlautere Geschäftspraxis" ein.

Bereits am 09.05.2025 hatte das TAR Lazio eine Antitrust-Strafe von fünf Millionen Euro gegen Autostrade per l’Italia bestätigt. Auch dort ging es um anhaltende Engpässe und lange Wartezeiten ohne entsprechende Entlastung beim Entgelt.

Worum es bei den Maut-Urteilen geht

  • Betreiber dürfen die volle Maut nicht verlangen, wenn die Nutzbarkeit der Strecke über längere Zeit spürbar eingeschränkt ist – etwa durch langwierige Baustellen oder dauerhafte Engpässe. Das Gericht spricht in diesem Kontext von einer "unlauteren Geschäftspraxis"
  • Die Antitrust-Behörde kann Strafen verhängen, wenn trotz klarer Leistungseinbußen keine Anpassung erfolgt. Das hat sie im Fall SALT getan; der Einspruch des Betreibers blieb vor Gericht erfolglos.
  • Das Grundprinzip dahinter ist einfach erklärt: weniger Leistung bedeutet nicht den vollen Preis – und umgekehrt kann ein Preis nur verlangt werden, wenn die vertragliche Leistung auch erbracht wird. Die TAR-Urteile bestätigen genau diese Linie.

Was heißt das konkret für die A22

Mit Blick auf die stauträchtige Brennerautobahn A22 könnten diese Urteile ebenfalls Auswirkungen haben. Wobei es aktuell keine behördliche Anordnung gibt, die staubedingte Mautsenkungen vorschreibt. Der Verbraucherschutzverein Robin fordert daher ein Einschreiten der Antitrust-Behörde und politischen Druck. Wörtlich heißt es gegenüber "Il NordEst Quotidiano", die A22 praktiziere eine "feudale Mautpraxis", weil Nutzer trotz Staus zahlten, "als hätten sie für einen Premium-Service bezahlt".

Ein allgemeines Stau-Cashback oder eine pauschale Mautreduktion bei Baustellen weist die A22 auf ihren Kanälen derzeit nicht aus. Bekannt sind lediglich Erstattungen bei Fehlbuchungen sowie punktuelle Ausnahmen aus verkehrlichen Gründen. Ein Beispiel dafür war die vorübergehende Mautfreiheit zwischen Trento Nord und Trento Sud während Arbeiten an der Tangenziale.

Was sich ab 2026 ändern soll

Die Transportaufsicht ART arbeitet an einem neuen Rahmen, der Erstattungen oder Reduktionen bei spürbaren Leistungseinbußen vorsieht – etwa bei geplanten Baustellen oder längeren, baustellenbedingten Staus. Das System soll ab 2026 greifen; Details zu Schwellenwerten und Berechnung werden derzeit ausgearbeitet. Medien berichten ergänzend über eine mögliche stufenweise Einführung bis 2027 oder 2028.

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