Tesla plant neue Türgriff-Lösung: Ein Knopf statt zwei Systeme

Ein Knopf statt zwei Systeme
Tesla plant neue Türgriff-Lösung

ArtikeldatumVeröffentlicht am 22.09.2025
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Tesla Model 3 Türöffner
Foto: Tesla

Besonders die Kritik, dass Türen in Notsituationen blockieren oder nur schwer zu öffnen seien, veranlasst das Unternehmen zu Änderungen.

Chefdesigner Franz von Holzhausen erklärte in einem Interview mit Bloomberg, dass Tesla an einer neuen Lösung arbeite. Bisher sind die elektronischen Griffe und die manuelle Notentriegelung räumlich voneinander getrennt. "Die Idee, die elektronische und die manuelle Entriegelung in einem Knopf zusammenzuführen, ergibt viel Sinn. Daran arbeiten wir", sagte von Holzhausen.

Lösung für "Panik-Situationen"

Er betonte, dass die bisherigen Lösungen für den Alltag zwar funktionierten, in Stress- oder Gefahrensituationen jedoch zu komplex seien. Gerade in einer "Panik-Situation" müsse es für Insassen sofort klar erkennbar sein, wie sie das Fahrzeug verlassen können. Die bisherige Trennung könne wertvolle Sekunden kosten. "Die Bedienung muss intuitiver werden. Es darf nicht erst eine Suche nach einem versteckten Hebel nötig sein", so von Holzhausen.

Darüber hinaus machte er deutlich, dass Tesla die internationale Diskussion sehr genau verfolgt. In China wird über ein Verbot versenkter Türgriffe (siehe unten) diskutiert. Von Holzhausen erklärte: "Wir schauen uns diese Entwicklungen genau an. Das Feedback von Behörden, aber auch von Kunden, ist für uns entscheidend." Die Überarbeitung sei daher nicht nur eine technische Anpassung, sondern Teil einer grundsätzlichen Strategie, die Sicherheit und Bedienfreundlichkeit stärker zusammenzubringen.

Hintergrund der Kritik

Die NHTSA prüft aktuell rund 174.000 Fahrzeuge des Model Y aus dem Jahr 2021. Mehrere Besitzer hatten berichtet, dass die elektronischen Griffe nicht reagierten. In vier Fällen mussten Fahrzeuginsassen sogar die Scheiben einschlagen, um das Auto zu verlassen.

Tesla verweist in seinen Handbüchern auf die Möglichkeit, die Elektronik über eine externe Stromquelle wieder zu aktivieren. Doch laut NHTSA erhielten die betroffenen Fahrer keine Vorwarnung über einen möglichen Spannungsverlust. Zudem sind die manuellen Entriegelungen im Innenraum nach Einschätzung der Behörde schwer zugänglich, besonders für Kinder.

Seit 2018 gingen bei der Behörde über 140 Beschwerden ein, die Probleme mit blockierten oder fehlerhaften Türgriffen in unterschiedlichen Tesla-Modellen betrafen.

Rückrufe und internationale Debatte

Die aktuellen Ermittlungen sind nicht der erste Fall: Schon 2023 musste Tesla in den USA mehr als 120.000 Fahrzeuge der Modelle S und X zurückrufen, da Türen während eines Unfalls ungewollt aufspringen konnten.

China will versenkbare Türgriffe verbieten

Ein weiterer Schwerpunkt liegt derzeit auf den Entwicklungen in China. Dort wird nach Angaben des Portals "Mingjing Pro" über ein Verbot vollständig versenkter Türgriffe diskutiert. Der Hintergrund: Viele Hersteller setzen auf diese Lösung, weil sie die Aerodynamik verbessert und damit die Reichweite von Elektroautos steigern kann. Doch die Behörden sehen darin ein Sicherheitsrisiko. Vor allem elektrisch ausfahrende Griffe könnten im Falle eines Unfalls blockieren, wenn der Stromfluss unterbrochen wird. Das erschwert nicht nur den Insassen das Verlassen des Fahrzeugs, sondern auch Rettungskräften den Zugang. Medienberichten zufolge soll ein entsprechender Standard noch im September finalisiert werden. Ab Juli 2027 dürften dann in China verkaufte Neuwagen nicht mehr mit vollständig versenkten Griffen ausgestattet sein.

Neben der grundsätzlichen Sicherheitsfrage kritisieren die Behörden auch die hohe Störanfälligkeit der Technik. Laut "Car News China" liegt die Ausfallrate elektrischer Türgriffe beim Achtfachen im Vergleich zu mechanischen Lösungen. Bei einem führenden Hersteller von E-Autos sollen zwölf Prozent aller Reparaturen auf defekte Türgriffe zurückgehen. Das sorgt nicht nur für Ärger bei den Nutzern, sondern auch für hohe Kosten, da die Systeme technisch komplex und teuer zu ersetzen sind. Erste Hersteller wie Volkswagen reagieren bereits: In neuen Modellen für den chinesischen Markt, etwa den FAW-Audi A5L und Q6L e-tron, ist eine mechanische Notlösung vorgesehen, bei der nach einem Unfall eine rote Zugschnur als Griff für externe Helfer herausfährt.

Fazit