Das Sonntagsfahrverbot ist seit Jahrzehnten in der Straßenverkehrsordnung festgeschrieben. Es soll die Straßen entlasten, Staus mindern und Anwohnern sowie Freizeitfahrern etwas Ruhe verschaffen. Konkret dürfen Lkw über 7,5 Tonnen sonntags von 0 bis 22 Uhr keine Güter transportieren. Wer sich nicht daran hält, muss mit Bußgeldern rechnen: Für Fahrer sind es 120 Euro, für den Halter des Fahrzeugs sogar bis zu 570 Euro. Auf dem Papier klingt das eindeutig, doch die Wirklichkeit auf der Autobahn erzählt oft eine andere Geschichte.
Zahlreiche Ausnahmen machen das Verbot löchrig
Dass sonntags trotzdem einige Lkw unterwegs sind, liegt vor allem an den zahlreichen Ausnahmen. Transporte von frischen Lebensmitteln, Milch oder lebenden Tieren sind auch am Sonntag erlaubt. Ebenso sind Fahrten möglich, die nicht dem gewerblichen Güterverkehr dienen – etwa wenn ein Unternehmer sein Lkw privat nutzt oder Material im sogenannten Werkverkehr transportiert. Außerdem können Speditionen Sondergenehmigungen beantragen, wenn Lieferungen dringend oder zeitkritisch sind. Damit bleibt ein großer Teil des Güterverkehrs auch am Sonntag erlaubt, sodass die Autobahnen weit weniger "Lkw-frei" sind, als das Fahrverbot vermuten lässt.
Speditionen nutzen Schlupflöcher und Randzeiten
Ein weiterer Faktor ist die Tourenplanung. Viele Unternehmen müssen sicherstellen, dass Waren am Montagmorgen pünktlich beim Kunden eintreffen. Deshalb schicken Speditionen ihre Fahrer bereits am Sonntagabend los. Manche nutzen dabei die letzten Stunden vor Mitternacht, um rechtzeitig am Ziel zu sein, andere rollen schon vor 22 Uhr los, wenn das Fahrverbot endet. Die Kontrollen sind in der Praxis nicht flächendeckend. Polizeistreifen können nicht jede einzelne Fahrt prüfen, und so kalkulieren manche Unternehmen das Risiko ein. Die möglichen Bußgelder sind im Vergleich zu den hohen Kosten einer verspäteten Lieferung oft kein wirkliches Hindernis.
Kaum Chance auf einen wirklich Lkw-freien Sonntag
Für Autofahrer wirkt das Sonntagsfahrverbot daher wie ein zahnloser Tiger. Zwar sollen die Straßen ruhiger und sicherer sein, doch die Vielzahl an Ausnahmen und die eingeschränkte Kontrollpraxis sorgen dafür, dass die Autobahnen am Wochenende weiterhin stark von Lkw befahren werden. Wer also sonntags unterwegs ist und sich über die vielen Brummis wundert, erlebt schlicht die Realität eines Systems, das in der Praxis nicht so konsequent funktioniert wie auf dem Papier.





