Mit dem Cayenne Electric steigt Porsche erstmals mit seinem wichtigsten SUV in die reine Elektrowelt ein – technisch hochgerüstet, edel verarbeitet und preislich klar im Luxussegment verortet. Der Kia EV9 GT kommt dagegen aus einer ganz anderen Richtung. Doch auch der riesige Koreaner tritt mit anspruchsvoller Technik, hochwertigem Ambiente, üppiger Serienausstattung und beeindruckender Leistung an. Damit trifft der neue Cayenne auf einen Konkurrenten, der in vielen Bereichen beinahe ebenso nobel wirkt, im Funktionsumfang teilweise sogar mehr bietet und bei der Performance überraschend nahe heranrückt. Ein genauer Vergleich lohnt sich also.
Karosserie und Abmessungen
Der Porsche Cayenne Electric markiert eine deutliche Weiterentwicklung gegenüber dem bisherigen Cayenne mit Verbrennungsmotoren. Die neue PPE-Architektur ermöglicht eine spürbar gestreckte Karosserie mit knapp fünf Metern Länge, 1,98 Metern Breite und 1,67 Metern Höhe, wobei insbesondere der Radstand von 3.023 Millimetern – rund 13 Zentimeter mehr als beim Verbrenner – für das neue Raumgefühl entscheidend ist. Auffällig sind die aerodynamisch optimierten Karosserieelemente wie die flachen Matrix-LED-Scheinwerfer, rahmenlose Türen, dreidimensional modellierte Seitenschweller sowie beim Turbo zusätzliche Aero-Blades, die zur effizienten Luftströmung beitragen. Ein cw-Wert von 0,25 gehört zu den besten in dieser Fahrzeugklasse. Das steigert Effizienz und Reichweite. Zusätzlich bleibt der Cayenne trotz Elektroarchitektur ein SUV mit hohem Nutzwert: Neben dem 781 bis 1.588 Liter fassenden Kofferraum steht ein 90-Liter-Frunk bereit, und die Anhängelast beträgt je nach Ausstattung bis zu 3,5 Tonnen.
Der Kia EV9 GT pflegt als noch größeres SUV einen mächtigen Auftritt. Sein Radstand von 3,10 Metern und die Gesamtlänge von rund 5,02 Metern verdeutlichen bereits den primären Fokus auf maximales Raumangebot und Reisekomfort. Die GT-Version setzt sich optisch durch eine dynamischere Frontsignatur, modellspezifische Muster in den aktiven Luftklappen sowie 21-Zoll-Räder und akzentuierte Bremssättel ab. Auch wenn der EV9 GT nicht so konsequent auf Aerodynamik (cW-Wert: 0,29) ausgelegt ist wie der Porsche, bietet er eine gute Effizienz. Der Frunk fasst 52 Liter, und die Anhängelast beträgt 2,5 Tonnen.
Platzangebot und Sitzplätze
Im Innenraum profitiert der Cayenne Electric deutlich von seinem längeren Radstand und der neuen Batteriebauform, bei der die Module strukturelle Aufgaben übernehmen und Bauraum sparen. Die Kabine hat Porsche als Fünfsitzer ausgelegt. Sie bietet eine elektrisch verstellbare Fondsitzanlage, die sowohl in der Lehnenneigung als auch in der Längsposition angepasst werden kann. Das Raumgefühl wird durch das große Panoramadach (ab 1.798 Euro) mit schaltbarer Flüssigkristallfolie aufgelockert. Eine dritte Sitzreihe gibt es nicht. Der Kofferraum erreicht mit 781 bis 1.588 Litern je nach Sitzposition das für diese Klasse übliche Niveau.
Der Kia EV9 GT hingegen orientiert sich an maximaler Variabilität und bietet serienmäßig sieben Sitzplätze. Optional verbaut Kia eine luxuriöse Sechssitzer-Konfiguration mit zwei "Premium-Relaxation-Sitzen" in der zweiten Reihe. Diese fahren auf Wunsch sogar in eine Liegeposition. Auch die dritte Sitzreihe ist elektrisch umklappbar, wodurch das Ladevolumen mühelos zwischen 333 Litern und über 2.300 Litern variiert. Der ebene Boden, das große Platzangebot in allen drei Reihen und die praxistauglichen Komfortfunktionen – inklusive separater Klimasteuerung bis in die dritte Reihe – machen den EV9 GT zu einem der großzügigsten Großraum-Elektro-SUVs auf dem Markt.
Sicherheitsausstattung und Assistenzsysteme
Beim Porsche Cayenne Electric stehen ein adaptiver Tempomat, Spurführungs- und Spurwechselassistenten sowie umfangreiche Parksysteme zur Verfügung. Das neue AR-Head-up-Display projiziert fahrrelevante Informationen in eine virtuelle 87-Zoll-Darstellung in das Sichtfeld des Fahrers, und die ambienten Lichtfunktionen visualisieren Zustände wie Ladevorgänge oder Warnhinweise. Je nach Ausstattung erweitert Porsche die Sicherheits- und Assistenzumfänge außerdem um Offroad-Programme für unterschiedliche Untergründe. Insgesamt integriert Porsche die Assistenzsysteme noch stärker in das Thermo-, Routen- und Lademanagement, um Effizienz und Fahrkomfort im Vergleich zu Taycan oder Macan zu verbessern.
Deutlich breiter ausgelegt präsentiert sich die Serienausstattung des Kia EV9 GT. Er bringt nahezu die gesamte moderne Assistentenpalette serienmäßig mit, darunter den Autobahnassistenten 2.0 mit automatischer Spurwechselunterstützung, den Frontkollisionswarner 2.0 mit Quer- und Gegenverkehrfunktion, einen aktiven Totwinkelassistenten mit Echtzeit-Monitoranzeige sowie eine erweiterte Querverkehr- und Parkkollisionsvermeidung. Zusätzlich bietet der EV9 GT einen Remote-Parkassistenten, der das ferngesteuerte Ein- und Ausparken ermöglicht, sowie insgesamt neun Airbags, die auch die mittleren Sitzplätze umfassen. Diese Vollausstattung bildet einen Sicherheits- und Komfortumfang, der selbst in diesem Segment nur selten serienmäßig angeboten wird.
Digitales und Infotainment
Mit dem Cayenne Electric führt Porsche eine völlig neue digitale Bedienphilosophie ein. Das zentrale Element ist das gebogene Flow-Display, das sich harmonisch in die Mittelkonsole einfügt und von einem volldigitalen OLED-Instrumentendisplay und einem optionalen Beifahrerdisplay ergänzt wird. Zusammen entsteht die größte Displayfläche, die je in einem Porsche verbaut wurde. Die neue "Porsche Digital Interaction" ermöglicht eine umfassende Individualisierung der Anzeigen, während der KI-basierte Voice Pilot komplexe Befehle kontextsensitiv versteht. Ambientebeleuchtung, Mood Modes und die Integration von Licht-, Klima- und Sitzfunktionen zeigen den Fokus auf ein digital orchestriertes Interieurkonzept.
Der Kia EV9 GT setzt auf ein funktionales, klar gegliedertes Cockpit. Zwei 12,3-Zoll-Displays für Instrumentenanzeige und Navigation werden durch ein 5,3-Zoll-Bedienfeld für die Klimasteuerung ergänzt. Die Smartphone-Integration erfolgt kabellos über Apple CarPlay und Android Auto, und über Kia Connect stehen OTA-Updates, Online-Services und ein EV-Routenplaner zur Verfügung, der die Ladeplanung übernimmt und die Batterie bei niedrigen Temperaturen vorkonditioniert. Funktionen wie der digitale Fahrzeugschlüssel, die Fingerabdruck-Erkennung und ein Head-up-Display ergänzen das digitale Paket.
Batterie und Antrieb
Im Cayenne Electric kommt eine neu entwickelte 113-kWh-Batterie zum Einsatz (etwa 108 kWh netto), die erstmals von oben und unten aktiv gekühlt wird. Diese funktionsintegrierte Architektur erlaubt hohe Dauerströme, reduziert den Bauraum und senkt den Fahrzeugschwerpunkt. Die beiden permanent erregten Synchronmaschinen stellen im Basismodell 300 kW (408 PS) und mit Launch Control 325 kW (442 PS) zur Verfügung. Das maximale Drehmoment beträgt 835 Nm. Die Ladeleistung erreicht bis zu 400 kW, womit der Cayenne in unter 16 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden kann. Innerhalb von zehn Minuten lassen sich bis zu 325 Kilometer Reichweite nachladen, und auch die Rekuperation erreicht mit bis zu 600 kW (Turbo) ein Niveau, das sonst nur in der Formel E zu finden ist. Auf der Antriebsseite setzt Porsche auf modernste Technologie einschließlich Siliziumkarbid-Wechselrichter, Öl-Direktkühlung und ein vollständig variables Allradkonzept.
Der Kia EV9 GT nutzt eine 99,8-kWh-Batterie (netto: 96 kWh) mit 800-Volt-Technologie. Die beiden E-Maschinen leisten zusammen 374 kW (508 PS) und erzeugen ein Systemdrehmoment von 740 Nm. Die Ladezeit von 10 auf 80 Prozent beträgt etwa 24 Minuten, was im Segment großer Elektro-SUVs konkurrenzfähig ist, jedoch klar unter der Ladeperformance des Cayenne liegt. Die Reichweite wird mit bis zu 510 Kilometern angegeben. Der EV9 GT setzt zudem auf ein elektronisches Sperrdifferenzial, eine vorausschauende Dämpferregelung sowie eine virtuelle Gangschaltung, die über Sound, haptisches Feedback und Schaltpaddles ein mechanisches Schaltgefühl simuliert. Damit richtet sich der Antrieb stärker an sportlich orientierte Fahrer, ohne die technische Komplexität des Porsche zu erreichen.
Fahrleistungen Kia EV9 GT und Porsche Cayenne Electric
Der Porsche Cayenne Electric beschleunigt im Basismodell in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Mit einer WLTP-Reichweite von bis zu 642 Kilometern gehört er zu den effizientesten und reichweitenstärksten Elektro-SUVs der Oberklasse. Der Energieverbrauch liegt zwischen 19,7 und 21,8 kWh pro 100 Kilometer, abhängig von Ausstattung und Fahrbedingungen. Das derzeitige Topmodell Turbo mit seinen 1.156 PS starken E-Motoren sprengt ohnehin jeden fahrdynamischen SUV-Rahmen. Siehe Vorstellung Cayenne Electric:
Der Kia EV9 GT zeigt trotz seiner Größe und seines Gewichts beachtliche Fahrleistungen. Er erreicht 100 km/h in 4,6 Sekunden und ist damit in der Standardbeschleunigung minimal schneller als der Cayenne Electric. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 220 km/h, und die Reichweite liegt bei maximal 510 Kilometern. Im Verbrauch bewegt sich der EV9 GT mit 21,7 kWh pro 100 Kilometer ebenfalls in einem effizienten Bereich, bleibt jedoch hinter der Reichweite des Porsche (bis zu 642 km) zurück.
Preise und Ausstattungen
Der Porsche Cayenne Electric startet in Deutschland bei 105.200 Euro und bietet ein breites Individualisierungsspektrum, das von Farb- und Ausstattungspaketen über Interieurkonfigurationen hin zu exklusiven Manufakturoptionen reicht. Viele technische Highlights – darunter Active Ride, Keramikbremsen, die Hinterachslenkung oder das Beifahrerdisplay – sind aufpreispflichtig, sodass die realen Kundenpreise oft deutlich über dem Grundpreis liegen.
Der Kia EV9 GT setzt auf eine fast vollständige Serienausstattung und beginnt preislich bei 89.990 Euro. Darin enthalten sind nahezu alle Assistenzsysteme, Komfortmerkmale und digitale Funktionen. Zusätzlich gewährt Kia die markentypische Sieben-Jahres-Herstellergarantie sowie eine achtjährige Batteriegarantie bis 160.000 Kilometer. Damit positioniert sich der EV9 GT als umfassend ausgestatteter, großformatiger Hochleistungs-SUV auf Augenhöhe mit dem Basis-Cayenne – nur eben beim Preis deutlich attraktiver.







