Wer mit einem Elektroauto bei Minusgraden unterwegs ist, merkt schnell: Die Kälte hat ihren Preis. Der Energieverbrauch steigt, die Reichweite sinkt, und an der Schnellladesäule dauert das Laden oft deutlich länger als gewohnt. Ursache ist die Temperatur des Akkus. Lithium-Ionen-Zellen arbeiten nur im optimalen Temperaturfenster effizient – ist der Akku zu kalt, sinkt die Ladeleistung drastisch. Gleichzeitig erhöht sich der Innenwiderstand, was zu Energieverlusten und potenzieller Zellalterung führen kann.
Vorkonditionierung: Technik gegen Temperaturprobleme
Genau hier setzt die Vorkonditionierung an. Sie bringt den Akku vor dem Ladevorgang auf eine betriebsbereite Temperatur – in der Regel zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Der Hyundai Ioniq 6 beherrscht dieses Feature jetzt serienmäßig. Wer eine Ladestation im Navigationssystem als Ziel angibt, löst automatisch die Akku-Vorkonditionierung aus. Wird hingegen mit Google Maps oder anderen Apps navigiert, muss die Funktion manuell aktiviert werden.
Neben dem Akku wird auch der Innenraum klimatisiert. Gerade auf winterlichen Etappen ergibt das einen spürbaren Komfortgewinn: Statt minutenlang auf Warmluft zu warten, liefert das Heizsystem des Ioniq 6 bereits kurz nach dem Start angenehme Temperaturen.
Der Unterschied in der Praxis
Im Rahmen eines eintägigen Praxistests über sechs Länder hinweg – bei Schnee, Frost und über 800 Kilometern Strecke – zeigt der Ioniq 6, wie effektiv die Vorkonditionierung wirken kann. Beim ersten Ladestopp, ohne Vorheizung des Akkus, liegt die Ladeleistung trotz Schnellladesäule nur bei rund 40 kW. Erst nach längerer Ladezeit steigt sie langsam an. Der Akku ist schlicht zu kalt.
Beim darauffolgenden Stopp – diesmal mit aktivierter Vorkonditionierung – zieht der Ioniq 6 über 200 kW Ladeleistung. Möglich macht das das 800-Volt-System, das unter idealen Bedingungen bis zu 260 kW unterstützt. Doch ohne passende Akkutemperatur bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Entscheidend ist daher, ob der Akku rechtzeitig aufgewärmt wird.
Komfort ohne Kompromisse
Nicht nur das Ladeverhalten profitiert. Der Ioniq 6 zeigt im Test, dass er auch bei winterlichen Bedingungen ein angenehmer Langstreckenbegleiter bleibt. Die Heizung arbeitet schnell und gleichmäßig, ohne spürbare Leistungseinbußen. Die Klimasteuerung funktioniert intuitiv, und auch nach vielen Stunden im Fahrzeug bleibt das Innenraumklima konstant.
Gleichzeitig lassen sich störende Fahrassistenzsysteme unkompliziert deaktivieren – ein Detail, das im Alltag positiv auffällt. Insgesamt zeigt sich: Wer den Ioniq 6 richtig nutzt, hat im Winterbetrieb kaum Komforteinbußen.
Manuelle Aktivierung bleibt Schwachstelle
Ein Schwachpunkt bleibt: Die automatische Vorkonditionierung funktioniert nur, wenn die Routenführung direkt über das Hyundai-Navigationssystem erfolgt. Wer, wie viele Nutzer, auf Google Maps setzt, muss die Funktion manuell aktivieren. Wird das vergessen – wie im Test bei der ersten Ladepause – sinkt die Ladeleistung massiv. Hier wäre eine bessere Integration wünschenswert.







