Erste Fahrt im VW Golf 4-Motion

VW Golf 4-Motion
Unterwegs mit dem Allrad-Kompakten

Veröffentlicht am 23.02.2025

Der VW Golf mag nicht mehr der unangefochtene Bestseller sein. Dennoch stellt VW mit dem Kompakten auch weiterhin das meistverkaufte Auto in Deutschland. 2024 wurden knapp über 100.000 neue Gölfe zwischen Füssen und Flensburg auf die Straße gebracht.

Zum Erfolg der Baureihe trägt auch die Angebotsvielfalt bei. Egal, ob man einen sparsamen Diesel-Kombi sucht, einen Firmenwagen als Plug-in Hybriden oder einen Hot Hatch in Form des Golf GTI – der Verkäufer im VW-Autohaus hat auf fast jede Frage eine Antwort. Beim Thema Allradantrieb musste er zuletzt jedoch einzig auf den Golf R verweisen. Mit 333 PS, sportlicher Ausprägung und hohen Preisen nördlich der 50.000er-Marke nicht für jeden Kunden das Auto der Wahl.

Hoher Federungskomfort

In diesem Frühjahr schiebt VW einen weiteren Allrad-Golf nach, füllt damit eine Lücke im Programm. Der Golf 4-Motion kommt als Benziner mit einer 204 PS starken Ausbaustufe des 2.0 TSI. Vor dem Marktstart steht die neue Antriebs-Konfiguration für erste Testfahrten bereit. Im schwedischen Lappland dürfen wir ans Steuer eines Erprobungsfahrzeugs. Der hintere Fußraum steht mit Messelektronik voll, ein paar Kabel liegen im Beifahrerfußraum. Ansonsten entspricht der Testwagen dem Serienstand, vor allem technisch.

Hier oben im Norden testen viele Autohersteller ihre Modelle. Und das mit Fug und Recht. Selbst bei 16 Grad unter null springt der Golf problemlos an. Wir rollen durch einen Ort, raus auf die Landstraße. Durch scheinbar endlose Nadelwälder spannt sich das Asphaltband durch die Landschaft, bedeckt mit Eisresten und trockenem Schnee. Auch ohne das optionale DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern bietet der Golf, ausgestattet mit Winterreifen samt Spikes auf 18-Zoll-Rädern, einen hohen Federungskomfort. Die winterlichen Unebenheiten, vergleichbar mit Querfugen nach Ausbesserungen im Asphalt und Wurzelaufbrüchen, dringen kaum nach innen durch. Dazu passt der Geräuschkomfort.

4-Motion im Golf funktioniert

Der Zweiliter-Vierzylinder arbeitet bei niedrigen Drehzahlen fast unhörbar vor sich hin. Wir verlassen die Hauptstraße, biegen auf Nebenstrecken ab. Schon beim Herausbeschleunigen aus der Kurve macht sich der "4-Motion" genannte Allradantrieb positiv bemerkbar. Während im Normalfall auch in diesem Golf nur die Vorderachse angetrieben wird, entlässt die Software bei Bedarf Teile der bis zu 320 Newtonmeter Motorkraft nach hinten. Die Regelung erfolgt stufenlos bis zu einer 50-50-Verteilung zwischen den beiden Radpaaren.

Von der Mechanik des Allradantriebs ist hinter dem Lenkrad nichts zu spüren – bis auf den deutlichen Vorteil an Traktion und eine gesteigerte Fahrsicherheit bei widrigen Bedingungen. Das beweist der Allrad-Golf auch bei einem Ausflug auf abgesperrtes Terrain. Auf einem zugefrorenen See deaktivieren wir im Sportmodus das ESC (so nennt VW das ESP) und geben dem Auto die Sporen. Die Vorderräder folgen dem Lenkeinschlag, das Heck drückt kontrollierbar von hinten in Richtung Kurvenaußenrand. Mit dem Gaspedal lassen sich jetzt die Kraftverteilung des 4-Motion-Systems und damit die Fahrtrichtung wohldosiert kontrollieren. Auch ohne den Torque Splitter zur Verteilung des Drehmoments zwischen den Hinterrädern, den der starke VW Golf R mitbringt, lassen sich fahrspaßige Momente erleben.

Noch ist der VW Golf 2.0 TSI nicht bestellbar, neben dem Preis (wir rechnen mit Tarifen ab rund 39.000 Euro) liegen auch keine Daten zum WLTP-Normverbrauch vor. Der Bordcomputer zeigt am Ende unseres Test-Tags nach Touren über schwedische Landstraßen einen Wert von 6,4 Litern je 100 Kilometer. Im deutschen Alltag dürfte sich der Spritbedarf wohl bei rund 7,5 Litern einpendeln.