RM Sotheby's versteigert in Hongkong einen Formel-1-Ferrari. Mit dem F1-2000 krönte sich Michael Schumacher im Jahr 2000 zum Weltmeister und erlöste Ferrari nach einer langen Leidenszeit.
RM Sotheby's versteigert in Hongkong einen Formel-1-Ferrari. Mit dem F1-2000 krönte sich Michael Schumacher im Jahr 2000 zum Weltmeister und erlöste Ferrari nach einer langen Leidenszeit.
Der Druck war immens. Zur Jahrtausendwende ging die Ehe von Ferrari und Michael Schumacher bereits in ihr fünftes Jahr. Den langersehnten Fahrer-Titel verpasste der damalige Doppelweltmeister in den Jahren 1997 und 1998, in dem der Konkurrenz unterlegenen Ferrari, nur knapp. 1999 brach er sich in Silverstone das Bein. 2000 musste es klappen.
Das Team um den Technischen Direktor Ross Brawn, Chefdesigner Rory Byrne und Chefaerodynamiker Nikolas Tombazis stellte dem Deutschen dafür den F1-2000 zur Verfügung. Den Ferrari mit der Chassis-Nummer 198 bietet das Auktionshaus RM Sotheby's vom 3. bis zum 12. April 2023 an. Es ist eines von insgesamt acht Chassis des F1-2000. Einen Preis für das in Hongkong stehende Auto gibt es auf Anfrage. Bereits im August 2014 hatte RM Sotheby's den Rennwagen versteigert. Damals brachte der Ferrari in Kalifornien 1,8 Millionen US-Dollar.
Der F1-2000 baute auf der Basis des zuverlässigen F399 auf, mit dem Ferrari im Vorjahr den Konstrukteurs-Titel gewann. Die hohe Nase verpassten die Ingenieure auch dem Nachfolger. Auf den zweiten Blick unterschied sich der Millenniums-Renner aber deutlicher. Der F1-2000 war kantiger und aerodynamisch ausgetüftelter, den die Scuderia mit intensivierter Windkanal-Arbeit entwickelte.
Während der Saison brachten die Italiener immer wieder Updates ans Auto. Unter der Haube steckte ein V10 mit einem Hubraum von drei Litern und einem Zylinderbankwinkel von 90°. Der Tipo 049 wog rund 100 Kilogramm und speckte im Gegensatz zum Vorjahresmotor um gut zehn Kilo ab.
Zu Saisonbeginn leistete der Zehnzylinder 770 PS. Weiterentwicklungen steigerten die Power bis zum Jahresende auf 830 PS. Dennoch war der Mercedes-Motor bei WM-Konkurrent McLaren leistungsstärker. Dafür drehte der Ferrari-Motor höher und war auch zuverlässiger als die bei Ilmor gebauten Aggregate.
Das zu kaufende Chassis mit der Nummer 198 verwendete Ferrari bei den Grand Prix hauptsächlich als Ersatzauto. In Brasilien, Spanien und Monaco setzte Schumacher das Auto jedoch auch im Rennen ein. Nach dem Auftaktsieg in Australien gewann Schumi auch den zweiten Lauf der Saison in São Paulo. Es blieb der einzige Sieg des Autos. In Spanien stellte der Deutsche den Ferrari zwar auf die Pole Position, beendete das Rennen nach Teamfehlern und einem schleichenden Plattfuß aber nur auf Rang 5.
Den letzten Renneinsatz bestritt die Nummer 198 in Monaco. Überlegen stellte Schumi den Wagen auf die Pole und dominierte das Rennen am Sonntag, bis er in Runde 55 den Ferrari wegen eines gebrochenen Auspuffs bei einem Vorsprung von 39 Sekunden abstellen musste. Die heißen Abgase brachten die Hinterradaufhängung zum Schmelzen.
Dennoch behielt der heute 91-malige Grand-Prix-Sieger die WM-Führung. Nach den Rennen in Budapest und Spa lag der Deutsche allerdings in der WM nur noch auf Rang 2. Der Druck stieg weiter an. Doch die Scuderia holte sich das Momentum zurück und Schumacher siegte bei den letzten vier Rennen des Jahres. In Monza gewann der Rekordweltmeister vor Häkkinen und ließ seinen Tränen in der Pressekonferenz freien Lauf, als er an den 41. Sieg seiner Karriere und dem Gleichstand mit Idol Ayrton Senna erinnert wurde.
Nach dem Sieg in Indianapolis hatte der damals 31-Jährige in Suzuka Matchball. Mit Häkkinen lieferte er sich ab dem Qualifying ein packendes Duell und überquerte die Ziellinie als Erster. 21 Jahre nach Jody Scheckter hatte Ferrari wieder einen Fahrer-Weltmeister. Michael Schumacher hatte ganz Italien erlöst. Es war der Anfang einer dominanten Ära. In den Folgejahren gewannen Ferrari und Schumi bis 2004 Fahrer- und die Herstellerwertung. Der F1-2000 markiert somit eine Zeitenwende in der Geschichte Ferraris und der Formel 1.