So viele Milliarden sind die Formel-1-Teams wert: Exklusive Auswertung

Exklusive Auswertung
So viele Milliarden sind die Formel-1-Teams wert

ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.11.2025
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Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat gut Kasse gemacht. In der Woche vor dem Las-Vegas-Grand-Prix 2025 vermeldete das Mercedes-Formel-1-Team einen lukrativen Aktientransfer. Der amerikanische Geschäftsmann George Kurtz erwarb 15 Prozent von Wolffs Risikokapitalgesellschaft, die ihrerseits 33 Prozent am Rennstall hält. Hochgerechnet sind das fünf Prozent am gesamten Team.

Der Kaufpreis blieb geheim, doch man konnte ihn sich aufgrund der Bewertung des Teams leicht ausrechnen. CrowdStrike-Gründer und Ex-Rennfahrer Kurtz zahlte rund 300 Millionen Dollar für die Minderheitsbeteiligung. Mercedes ist an der Formel-1-Börse derzeit 5,05 Milliarden Euro wert. Teurer dürfte nur noch Ferrari sein, doch mangels gesicherter Zahlen über Einkünfte und Gewinne kann man das Preisschild für den berühmtesten Rennstall des Motorsports nur schätzen. Das Gleiche trifft auf Audi/Sauber, Toro Rosso, Haas und künftig auch Cadillac zu.

Von den sechs in England stationierten Teams gibt es jedoch belastbare Daten. Sie müssen sich im englischen Handelsregister "Companies House" eintragen lassen und vollen Einblick in ihre Zahlen gewähren. Die Formel-1-Teams berechnen daraus den Wert ihrer Formel-1-Zugehörigkeit. Der bemisst sich weniger an Gebäuden, Werkzeugen und der Autos, sondern daran, dass man einer von elf Lizenznehmern eines exklusiven Clubs ist, dessen Geschäft im Moment noch ständig wächst.

Formel 1 meldet weiter steigende Einnahmen

Die Formel 1 nahm 2024 die stolze Summe von 3,65 Milliarden Dollar ein und schüttete 1,266 Milliarden an die Teams aus. Das entsprach einer Steigerung von 14 Prozent gegenüber 2023. Nach drei Quartalen 2025 lässt sich eine weitere Einnahmensteigerung um neun Prozent erwarten.

Basis der Wertfeststellung ist ein Mittelwert aus den Gesamteinkünften und dem Gewinn nach Steuern, die jeweils mit einem Multiplikator versehen werden. Dabei nimmt man das Siebenfache von den Einnahmen und das 21-fache vom Gewinn. Ein weiterer Anhaltspunkt sind auch kürzlich getätigten Verkäufe von Team-Anteilen.

Mercedes ist neben Ferrari die wertvollste Aktie am Formel-1-Markt. Der WM-Zweite verbuchte 2024 Einnahmen von 636 Millionen Pfund, was nach obenstehender Kalkulation einem Wert von 4,45 Milliarden Pfund oder 5,05 Milliarden Euro entspricht. Der Rennstall aus Brackley erzielte im letzten Jahr einen Gewinn von 120 Millionen Pfund, der als Dividende an die drei Eigentümer ausgezahlt wurde. Das machte für die Mercedes Group, Ineos und Wolff ein nettes Weihnachtsgeschenk von jeweils 40 Millionen Pfund (45 Millionen Euro).

Der Wert des Formel-1-Geschäfts von Mercedes hat sich in den letzten fünf Jahren versiebenfacht. 2020 waren 33 Prozent des damaligen Abonnement-Weltmeisters Mercedes noch für 236 Millionen Euro zu haben. Damals kaufte Ineos ein Drittel des Teams. Daraus ergab sich ein Gesamtwert von 714 Millionen Euro.

Drei Teams in der Gewinnzone

Von den sechs Teams mit Sitz in England operieren drei bereits in der Gewinnzone. Budgetdeckelung sei Dank. Aston Martin, Williams und Alpine melden noch Verluste. Das liegt an Investitionen in neue Windkanäle, Simulatoren und Produktionsanlagen. Aston Martin stand im letzten Jahr mit 46 Millionen Pfund im Soll, Williams mit 50 und Alpine mit 15.

Um den Vergleich der Teams zu vereinfachen, listen wir Einnahmen und Gewinne in britischen Pfund auf, weil sie damit den Stand im Companies House exakt abbilden. Den Wert der Teams rechnen wir in Euro um.

Red Bull hält demnach mit Einnahmen von 492 Millionen Pfund und einem Gewinn von 14 Millionen den zweiten Platz. Aktuell steht der Arbeitgeber von Max Verstappen mit 3,91 Milliarden Euro in den Preislisten. McLaren folgt dichtauf mit Einnahmen von 488 Millionen Pfund, aber einem Gewinn von 54 Millionen. Der Konstrukteurs-Weltmeister kassierte 2024 nach Ferrari inklusive aller Bonuszahlungen auch das höchste Preisgeld. Die Formel 1 überwies 168 Millionen Dollar (146 Millionen Euro) nach Woking. Unter dem Strich kommt eine Bewertung von 3,88 Milliarden Euro heraus.

Adrian Newey - Büro - Aston Martin - Fabrik - Silverstone 2025
Aston Martin

Aston Martin verkauft sich teuer

Aston Martin gewinnt keine Rennen, ist derzeit aber bei Einnahmen von 281 Millionen Pfund die Summe von 2,24 Milliarden Euro wert. Teambesitzer Lawrence Stroll hat den Wert noch ein bisschen nach oben gedrückt, indem er der Autosparte von Aston Martin deren Teambeteiligung von 4,6 Prozent überteuert für 128 Millionen Euro abgekauft hat. Auf dieser Basis müsste man für 100 Prozent des Rennstalls aus Silverstone sogar 2,78 Milliarden Euro bezahlen.

Auch Alpine hat sich bereits von Anteilen getrennt. 2023 erwarb die Investmentfirma Otro Capital für 200 Millionen Euro 24 Prozent an dem französischen Werksteam mit Sitz im englischen Enstone. Das ergab damals einen Gesamtpreis von 833 Millionen Euro. Tatsächlich liegt er bereits bei 1,89 Milliarden. Die Schließung der eigenen Motorenproduktion und der Vertrag mit Mercedes für Kundenmotoren machte das Team attraktiver. Weil es weniger Geld kostet. Alpine setzte im 2024er-Geschäftsjahr 239 Millionen Pfund um.

Williams ist mit 180 Millionen Pfund Umsatz noch das kleinste Team auf der Insel. Doch für die derzeitigen Besitzer aus den USA hat sich der Kauf des Traditionsrennstalls im Jahr 2020 schon doppelt und dreifach gelohnt. Der Kaufpreis betrug damals 152 Millionen Euro. Würde Dorilton Capital morgen verkaufen, könnten sie 1,43 Milliarden Euro erzielen.

Audi R26 - Formel-1-Concept - 2025 - Vorstellung
Alexandra Beier via Getty Images

Audi hat schon gewonnen

Für Audi sind das gute Nachrichten. Die Frage, warum ein angeschlagener Autokonzern in die Königsklasse einsteigt, stellt sich nicht mehr. Audi hat schon Gewinn gemacht, bevor sich überhaupt ein Rad dreht. Der Ingolstädter Konzern hat rund 600 Millionen Euro für die 100-prozentige Übernahme von Sauber bezahlt und 30 Prozent der Aktien im letzten Jahr an die Qatar Investment Authority für 300 Millionen Euro veräußert.

Demnach wäre das Team eine Milliarde Euro wert. Tatsächlich ist es längst mehr. Ein Werksteam von Audi wird auf dem Markt ganz anders eingestuft als der Privatrennstall Sauber. Mit Revolut, BP/Castrol und Adidas sind bereits drei namhafte Partner auf den Zug aufgesprungen. Der auf 215 Millionen Dollar erweiterte Budgetdeckel macht Teams schnell profitabel und für Investoren interessant.

Auch die Motorenhersteller müssen sich einschränken. Mehr als 130 Millionen Dollar pro Jahr darf keiner ausgeben. Das kann man nur refinanzieren, wenn man wie Mercedes und Ferrari Kundenteams beliefert oder wie Red Bull eine technische Partnerschaft mit Ford eingeht. Die Mercedes-Gruppe bekommt von jedem Kunden 18 Millionen Euro zurück. Auch das Werksteam wird zur Kasse gebeten. Damit sind die Motorkosten mehr als halbiert.

Die weltweite Werbebühne Formel 1 bekommt man damit fast umsonst. Mercedes hat den Marketing-Gegenwert für sich und alle Partner auf dem Auto mit 4,9 Milliarden Euro berechnet. Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen, warum nicht noch mehr Automobilhersteller in dieses Win-Win Geschäft eingestiegen sind.

Fazit