Der GP Mexiko könnte eine Kopie des GP USA werden. Da bestimmte die Reihenfolge nach der ersten Kurve das Ergebnis. Wieder einmal ist der harte Reifen zu hart. Da alle mit einem Stopp planen, bleiben die Alternativen: Medium-soft oder Soft-Medium. Aus dieser Routine wird kaum einer ausbrechen. Nico Hülkenberg stöhnte: "Ich wünsche mir die neuen Regeln herbei. Wir stecken in diesen statischen Rennen fest wie 2019."
Überholen wird noch schwieriger werden als in Austin. Trotz der 1,2 Kilometer langen Zielgeraden. Neben den Reifen müssen die Fahrer in der dünnen Luft auch noch die Kühlung der Motoren und die Bremsen managen. Damit ist auch der GP Mexiko ein Startplatzrennen. Entsprechend legten die meisten Teams ihren Fokus mehr auf eine schnelle Runde als auf Longruns. Wer trotzdem im Dauerlauf schnell unterwegs war, hofft, dass die weichen Mischungen im Dauerlauf stark einbrechen. Das könnte Überholmöglichkeiten eröffnen.
Max Verstappen gewann das Rennen um die Freitags-Pole knapp vor Charles Leclerc und Andrea Kimi Antonelli. Die Verfolger des Red Bull-Piloten hatten aber den Vorteil einer zusätzlichen Trainingssitzung. Verstappen musste wie acht andere Stammpiloten aussetzen, um einen Rookie ans Steuer zu lassen.
Die größte Gefahr für Verstappen geht von Lando Norris aus. Der Engländer konnte wegen eines Fehlers im ersten Anlauf nicht zeigen, was in dem McLaren steckt. Im Longrun war er klar besser als sein WM-Gegner. Völlig rätselhaft dagegen ist die Formschwäche von Oscar Piastri. Dem Australier fehlen auf eine Runde acht und im Dauerlauf drei Zehntel.
Sechs Dinge, die Sie wissen müssen:

Trotz des starken Freitags sollte man die Leistungen Ferraris und speziell die von Charles Leclerc nicht überbewerten.
1) Ist Ferrari wieder nur Freitags-Weltmeister?
In Austin ging der Freitag für Ferrari völlig in die Hose. Die Ingenieure verschätzten sich mit der Reifenvorbereitung. Dabei hatte Ferrari seit der Sommerpause seine Strategie geändert und fährt seitdem am Freitag realitätsnaher, mit mehr Power und weniger Sprit. Diesmal offenbar auch. Wenn Ferrari die Leistung auch am Samstag umsetzen kann, dann sind Charles Leclerc und Lewis Hamilton Kandidaten für die ersten beiden Startreihen. Leclerc wiederholte seine beste Runde mit 1.17,545 Minuten nach einem kurzen Zwischenstopp in den Boxen fast noch einmal. Diese Zeit hätte immer noch für den sechsten Platz gereicht, knapp hinter Lewis Hamilton. Die Longruns waren bei Ferrari keine Offenbarung. Priorität hat ganz klar ein guter Startplatz. Trotzdem meinte Leclerc: "Ich fühle mich unheimlich gut im Auto." Mal schauen, ob Ferrari seine gute Form endlich auch mal über zwei Tage halten kann.

Oscar Piastri erlebte einen durchwachsenen Freitag. Der WM-Leader gerät weiter unter Druck.
2) Verliert Piastri die WM?
Oscar Piastri hatte zwar auf seiner schnellsten Runde Verkehr und einen Fehler in Kurve 6, doch acht Zehntel Rückstand sind einfach zu viel. Wie schon in Austin verlor Piastri viel Zeit in den schnellen Kurven. Wenn das Auto rutscht, werden dann die Reifen zu heiß, und im Stadion-Sektor fehlt der Grip. Das wirft die Frage auf: Hat das Chassis seit dem Austin-Crash vielleicht doch einen Schuss? Piastri konnte sich nicht beklagen. Im Gegensatz zu Verstappen, Norris, Hamilton und Russell hatte er eine Trainingssitzung mehr. Seit dem GP Singapur fährt der WM-Spitzenreiter wie gehemmt. McLaren muss sich Gedanken machen, ob man seinem Fahrer nicht mit den jüngsten internen Entscheidungen das Genick gebrochen hat.
Lando Norris verlor zwar auch zwei Zehntel auf die Freitags-Pole, doch er war im internen Vergleich sechs Zehntel schneller als Piastri. Seine schnellste Runde rang auch Red Bull Respekt ab, denn er musste wegen eines Fehlers zwei Mal ansetzen. Dazwischen lagen zwei Abkühlrunden. Beide McLaren wurden mit Soft-Reifen in die Dauerläufe geschickt. Das wird im Rennen der kritische Reifen sein, und McLaren wollte herausfinden, wie lange der hält und wie stark er einbricht. Da setzte sich der Eindruck fort, dass Norris mit der Strecke besser zurechtkommt, wenn auch nicht so deutlich wie auf eine Runde. Da der harte Reifen 100 Runden lang halten soll, aber wegen zu schlechter Rundenzeiten wahrscheinlich keine Option für das Rennen ist, probierte McLaren im Doppelpack den Soft-Gummi, der nach Ansicht von Pirelli grenzwertig sein wird und die Fahrer in zwei Stopps treiben könnte.

Max Verstappen fuhr in FP2 überlegen die Bestzeit. Der Longrun bereitete Red Bull jedoch Sorgen.
3) Wer schlägt Verstappen?
Obwohl Max Verstappen das erste Training aussetzen musste, weil Red Bull seinem Rookie Arvid Lindblad das vorgeschriebene Freitags-Training geben musste, fuhr der Niederländer Bestzeit. Sein Vorsprung auf Charles Leclerc betrug 0,153 Sekunden. Red Bull hatte ein weiteres Upgrade für seinen RB21 gebracht. Der Unterboden wurde zum fünften Mal in diesem Jahr modifiziert. McLaren kann nur tatenlos zusehen. "Damit opfern sie Entwicklungszeit für das 2026er-Auto", betont McLaren-Teamchef Andrea Stella. Mag sein, aber wenn Verstappen so weiterfährt, wird er Weltmeister und nicht ein McLaren-Fahrer. So war das auch 2021 im Duell mit Hamilton.
Im Longrun lief es bei Verstappen weniger gut. Auf den Medium-Reifen waren die Ferrari und Mercedes, ja sogar Alonso, in ihren Rennsimulationen schneller. Doch was nutzt das schon, wenn man nicht überholen kann? An der Gewichtung des Programmes am ersten Trainingstag zeigt sich ganz klar, dass Red Bull voll auf die Pole-Position fixiert ist. Sportchef Helmut Marko schätzte das Kräfteverhältnis mit gemischten Gefühlen ein. "Auf eine Runde ist Max auf dem Niveau von Norris, aber schneller als Piastri. Im Longrun müssen wir auf dem Medium-Reifen noch zulegen. Mit dem Soft-Reifen sah es besser aus." Verstappen war auf Pirellis weichster Mischung allerdings nur drei Runden unterwegs, Norris dagegen neun und Piastri sogar zehn.

Mercedes war nach dem Trainingsfreitag in Mexiko schwer einzuordnen.
4) Was hat Mercedes noch im Köcher?
Andrea Kimi Antonelli stand 15 Minuten wegen eines Motorproblems in der Box. Trotzdem hinterließ der Italiener einen besseren Eindruck als George Russell. Mit einer Zeit von 1.17,566 Minuten fehlten Antonelli nur 0,174 Sekunden auf die Zeit von Verstappen. Russell hielt sich mit 1.17,829 Minuten noch zurück. "Ich fühlte mich von der ersten Runde an wohl im Auto. Im ersten Training sogar noch besser als im zweiten", berichtete Antonelli. Im Longrun auf den Medium-Reifen musste sich der 19-Jährige aus Bologna Russell knapp geschlagen geben. Der Engländer verpasste das erste Training. Auch Russell maß den Rennsimulationen nicht zu viel Bedeutung bei. "Das Rennen wird mit der Startposition entschieden." Da muss sich Mercedes noch in den schnellen Kurven im zweiten Sektor verbessern, wo die meiste Zeit auf Red Bull und McLaren verloren geht. Und was haben die Mercedes-Fahrer von den Dauerläufen gelernt? Der harte Reifen ist zu hart. Medium und Soft bauen stark ab, besonders auf der Vorderachse.

Nico Hülkenberg überzeugte im ersten Training mit Rang drei, im zweiten wurde es der 16. Platz.
5) Kein zweites Austin für Hülkenberg?
Die Sauber-Piloten landeten nur auf den Plätzen 15 und 16. Im Vergleich zu Austin war das ein schlechterer Einstand. Und trotzdem verloren Gabriel Bortoleto und Nico Hülkenberg nur nun Zehntel auf die Bestzeit. Das Gefühl ist nicht ganz so gut wie vor einer Woche in den USA. Hülkenberg fürchtet, dass auch der GP Mexiko ein Startplatzrennen wird. "Der harte Reifen ist zu langsam. Bleiben für alle wieder nur Soft und Medium übrig. Wahrscheinlich macht jeder einen Stopp, und Überholen wird schwer. Deshalb ist es wichtig, dass du nach dem Start schon in einer guten Position bist. Ich denke, wir können um einen Platz in den Top-10 mitkämpfen", urteilte Hülkenberg. Stärkster Gegner wird wohl sein altes Team Haas, wo Esteban Ocon den besseren Eindruck hinterließ als Oliver Bearman.
6) Aston Martin König im Mittelfeld?
Beide Autos in den Top-10. Fernando Alonso als Achter, Lance Stroll als Zehnter. Doch das kennen wir schon. Aston Martin dreht am Freitag immer etwas mehr auf, um realitätsnahe Bedingungen zu schaffen. Stroll wurde dabei konsequent auf Soft-Reifen in den Longrun geschickt. Ein Zeichen dafür, dass Aston Martin die harten Reifen nicht anfassen will. Lance Stroll zeigte auf dem Soft-Reifen eine überraschend gute Konstanz. Erst in der achten Runde brach der weiche Gummi spürbar ein. Fernando Alonso war im Longrun auf Medium-Reifen besser als Leclerc, Verstappen und Sainz. Der Spanier legte hinter den Mercedes-Piloten den drittschnellsten Dauerlauf, drehte aber mehr Runden als Russell und Antonelli. Das war auch für Alonso eine Überraschung. "Wir waren hier in den letzten zwei Jahren ziemlich schwach."












