McLaren hat wieder seine Form gefunden. Lando Norris dominierte zum zweiten Mal in Folge ein GP-Wochenende. Auch wenn der Vorsprung auf den Rest von 30 auf zehn Sekunden schrumpfte, waren seine Siege im Sprint und im Hauptrennen nie in Gefahr. Dafür befindet sich Oscar Piastri in einer massiven Formkrise.
Red Bull fiel in den letzten beiden Rennen in alte Probleme zurück, die man für gelöst hielt. Es dauerte bis zum Sonntag, bis die Ingenieure ein brauchbares Setup für den RB21 fanden. Dafür musste Max Verstappen einen Start aus der Boxengasse in Kauf nehmen. Dann flog sein Red Bull. "Hätten wir das Auto vom Sonntag schon am Freitag gehabt, hätten wir gewinnen können", bedauerte Teamchef Laurent Mekies.
Mercedes dagegen lieferte konstant ab. Die Silberpfeile waren vom Freitag bis Sonntag zweite Kraft und steuern nun geradlinig auf die Vize-Weltmeisterschaft der Konstrukteure zu. Ferrari erlebte nach Shanghai und Zandvoort das dritte bittere Wochenende. Keines der Autos sah die Zielflagge. Beide Fahrer fielen mit Unfällen aus. Charles Leclerc unverschuldet, Lewis Hamilton war hingegen Mittäter.
Haas fordert Establishment heraus
Haas wiederholte seinen Coup von Mexiko. Der sechste Platz von Oliver Bearman war so viel wert wie sein vierter Rang zwei Wochen zuvor. Das Auto kann langsame Kurven und hat eine exzellente Traktion. Und das Team ist auch bei der Rennstrategie top. Bearman fuhr die meiste Zeit in sauberer Luft. Einziges Problem: Esteban Ocon kommt mit dem Auto nicht mehr klar. Und das kostet Haas Punkte.
Toro Rosso kam mit beiden Fahrern in die Top Ten. Mit unterschiedlichen Strategien. Liam Lawson reichte ein Boxenstopp. Isack Hadjar vertraute auf zwei. Auf eine Runde war Red Bulls Schwesterteam sogar noch eine Spur besser als im Rennen.
Nico Hülkenberg ärgerte sich über eine schlechte Startrunde. Die warf ihn hinter Fernando Alonso und Alexander Albon. Es dauerte zu lange, bis der Sauber-Pilot endlich in sauberer Luft fahren konnte. Trotzdem brachte Hülkenberg sein Einstopp-Rennen über die Runden. Er behauptete: "Ich hatte den Speed von Bearman."
Aston Martin war nur im Sprint gut. Für das Hauptrennen musste die Bodenfreiheit rauf, und damit wurden die grünen Autos spürbar langsamer. Williams befindet sich seit vier Rennen in einem Zwischentief. Die Fahrer setzen den Speed, der im Auto steckt, plötzlich nicht mehr. Dafür feierte Alpine zwei Punkte. Interlagos ist ein gutes Pflaster für das französische Auto. Das war schon 2024 so. Keiner im Team konnte das erklären.

1. McLaren
Es ist fast wieder so, wie vor der Sommerpause. McLaren hat das schnellste Auto und dominiert die Rennen. So fährt Norris zum Titel. Piastri dagegen wird immer hektischer und versucht sich gegen den Abwärtstrend zu stemmen. Daraus resultieren Fehler. Die verzeiht der McLaren nicht mehr. Das ist der Unterschied zu früher. Red Bull, Mercedes und Ferrari haben aufgeholt.

2. Mercedes
2022 war Interlagos eine Mercedes-Strecke. In den Folgejahren schwächte sich das Team selbst. Aus Angst vor zu starker Abnutzung der Bodenplatte ging man bide Male auf Nummer sicher. Das kostete Rundenzeit. In diesem Jahr fand Mercedes einen besseren Kompromiss. Die Silberpfeile waren klar die zweite Kraft hinter McLaren.

3. Red Bull
Das war ein Rückfall in alte Laster. Red Bull suchte zwei Tage lang vergeblich ein brauchbares Setup für seinen RB21. Nichts half. Tief und hart war so schlecht wie höher und weicher. Auch der Rückgriff auf den Monza-Unterboden brachte zunächst keinen Fortschritt. Dann baute Red Bull sein Auto ein weiteres Mal um und nahm einen Start aus der Boxengasse in Kauf. Plötzlich war Verstappen so schnell wie Norris.

4. Ferrari
Interlagos brachte den dritten Doppelausfall nach Shanghai und Zandvoort. Wieder waren Unfälle im Spiel. Leclerc wurde abgeschossen. Hamilton war zum Teil selbst schuld. Der erste Teil des Wochenendes erinnerte an Austin. Am Freitag war Ferrari nirgendwo. Am Samstag kämpfte Leclerc um die Pole-Position. Teamchef Vasseur schob die Wunderheilung auf die Vorbereitung der Reifen.

5. Haas
Haas hat mit seinem Austin-Upgrade den großen Coup gelandet. Drei Rennen, 24 Punkte. Langsame Kurven kann das Auto besonders gut. In der Traktion macht dem VF-25 keiner was vor. Da gibt es in Interlagos genug Möglichkeiten, zu glänzen. Dazu machten die Strategen mit der Taktik alles richtig. Sie lotsten Bearman zuverlässig aus dem Verkehr.

6. Toro Rosso
Nach drei Nullrunden meldete sich Toro Rosso zurück. Im Sprint ging der Rennstall aus Faenza noch leer aus, doch im Hauptrennen setzten Lawson und Hadjar die Startplätze sieben und fünf gewinnbringend um. Red Bulls B-Team fuhr mit zehn Punkten nach Hause. Wichtig im Kampf um den sechsten Platz. Die Fahrer holten ihre Punkte aus eigener Kraft. Sie waren mit unterschiedlichen Strategien unterwegs. Der Speed war also da.

7. Sauber
Es hätte mehr sein können als zwei Punkte. Sauber setzte auf mehr Abtrieb als die Konkurrenz. Das schonte die Reifen, kostete aber Topspeed. Hülkenberg stand das halbe Rennen auf Soft-Reifen durch. Er war schneller als Albon und Lawson, kam aber nicht vorbei. Sonst wäre Platz sechs möglich gewesen. Zwei Unfälle von Bortoleto und einer von Hülkenberg belasten das Material-Depot. Mit Flügeln wird es jetzt eng.

8. Aston Martin
Aston Martin zeigte in Brasilien zwei Gesichter. Stark im Sprint, schwach im Rennen. Dazwischen lag ein Eingriff an der Fahrzeugabstimmung. Die grünen Autops wurden mit Rücksicht auf die Planke höhergesetzt. Da reagiert der AMR25 sensibler als andere Autos. Die Wahl des harten Reifens für den Start-Turn war auch kein Geniestreich. Punkte rückten in weite Ferne.

9. Williams
Williams liegt sicher auf dem fünften Platz, doch seit vier Rennen geht bei dem Traditionsrennstall nicht viel. Einziger positiver Ausreißer war der Sprint von Austin. Ansonsten nur Enttäuschungen. Unfälle, Strategiefehler, operative Mängel. So gab es in Interlagos die nächste Nullrunde. Die FW47 sind schneller als der elfte und 13. Platz. Punkte waren zumindest zum Greifen nah.

10. Alpine
Alpine mag Interlagos. Oder umgekehrt. Vor einem Jahr feierte der französische Rennstall in Brasilien das Rennen des Jahres. Diesmal gab es zwei Punkte. Je einer im Sprint und im Hauptrennen. Das zählt für Alpine derzeit wie in Sieg. Die Frage, warum die A525 plötzlich Flügel bekamen, konnte keiner beantworten. Vielleicht, weil der Motor-Faktor nicht so zählte. Vielleicht, weil der Alpine mit mehr Bodenfreiheit nicht so viel Zeit verliert.












