Red Bull geht wie 2021 aufs Ganze. Egal, ob die größte Regeländerung ins Haus steht: Red Bull lebt im Hier und Jetzt. Solange Max Verstappen Weltmeister werden kann, wird der RB21 ohne Rücksicht auf Verluste weiterentwickelt, um die McLaren-Piloten noch einzuholen. Ob das Unterboden-Upgrade von Mexiko ein Erfolg war, ging jedoch wegen zwei Umständen etwas unter.
Red Bull fand nie das richtige Setup für das Autodromo Hermanos Rodríguez. Und McLaren war unschlagbar. Die Strecke 2.240 Meter über dem Meer spielte McLaren alle Trümpfe in die Hand. Wegen der dünnen Luft bestimmt die Kühlung das Tempo der Autos. Alle müssen ihre Verkleidungen öffnen, damit die heiße Luft abfließen kann. Alle müssen Reifen, Motor und Bremsen managen.
McLaren hat in seinen MCL39 ein innovatives Kühlsystem integriert, das mit kleineren Einlässen und Auslässen immer noch die gleiche Kühlleistung schafft wie andere mit größeren Öffnungen. In Mexiko war das besonders gut sichtbar. McLaren fuhr mit Kühlkiemen, die für andere schon bei normalen Bedingungen ans Limit stoßen würden. Das gleiche gilt für die Bremsen. Keiner hat die Temperatur in den Bremsbelüftungstrommeln so unter Kontrolle wie der Konstrukteurs-Weltmeister.

Ferrari schaffte es in Mexiko zurück aufs Podium.
Ferrari auf dem Vormarsch
Lando Norris setzte den technischen Vorteil brillant um. Red Bull musste über die Schulter auf Ferrari schauen. Die sind in Mexiko traditionell stark. Ferrari brachte in den letzten drei Jahren immer ein Auto in die erste Startreihe. Mercedes war diesmal nur vierte Kraft. Es fehlte nicht viel, aber das reicht bei den engen Abständen.
Der heimliche Star im Feld war Oliver Bearman. Der Engländer kam auf dem vierten Platz ins Ziel, nur zehn Sekunden hinter Charles Leclerc und Max Verstappen. Haas führte nicht nur das Mittelfeld an, sondern ärgerte auch die großen Teams. Bearman hielt einen McLaren, zwei Mercedes und einen Ferrari in Schach. Das jüngste Technik-Upgrade zeigt Wirkung.
Williams hatte einen guten Speed, machte aber zu wenig draus. Daran waren auch die Fahrer schuld. Aston Martin war komplett neben der Spur, so wie immer in Mexiko. So schlugen sich Sauber und Toro Rosso um den letzten Punkt. Sauber gewann, weil man im Rennen das schnellere Auto und im Reifenmanagement mit Gabriel Bortoleto den besseren Fahrer hatte. Alpine kommt vom letzten Platz nicht mehr weg. Der Abstand zum Vorletzten war erschreckend groß. Pierre Gasly fehlten 37 Sekunden auf Lance Stroll.

1. McLaren
McLaren spielte in Mexiko seinen ganzen technischen Vorteil aus. Bessere Kühlung des Motors bedeutete bessere aerodynamische Effizienz. Bessere Kühlung der Bremsen ließ die Reifen länger leben. Norris setzte die Joker perfekt um. Piastri dagegen wirkt verloren. Jetzt soll sein Fahrstil daran schuld sein, dass er auf Strecken mit wenig Grip plötzlich fünf bis sieben Zehntel auf Norris verliert.

2. Red Bull
Red Bull ging mit einem modifizierten Unterboden aufs Ganze. Doch die Kampfansage an McLaren verpuffte. Die Ingenieure fanden nie das richtige Setup. Ging man mit der Bodenfreiheit rauf, war man in den S-Kurven zu langsam. Ging man runter, hatte man zu viel Bodenkontakt. Dieses Problem verschwand im Rennen, weil langsamer gefahren wird. Verstappen war im zweiten Stint fast auf Augenhöhe mit Norris.

3. Ferrari
Ferrari kann Mexiko. Zum dritten Mal in Folge stand einer der roten Renner im Autodromo Hermanos Rodríguez in der ersten Startreihe. Leclerc machte einen zweiten Platz daraus. Hamilton verlor die Chance auf sein erstes Ferrari-Podest wegen einer übertriebenen Strafe. Der Ferrari V6-Turbo verliert wegen seiner kleineren Turbine in der Höhe weniger Power als die Konkurrenz. Und die Ingenieure haben den Dreh raus, wie man die Reifen in ihr Wohlfühlfenster bringt.

4. Mercedes
Mercedes war nie weit weg. Auf die erste Startreihe fehlten 0,186 Sekunden. Auf einen Podestplatz 16 Sekunden. Man muss aber auch sagen: Bearman war im Rennen zu schnell für die Silberpfeile. Piastri sowieso. Das Pech für Mercedes war, dass Russell und Antonelli die meiste Zeit im Pulk fuhren. Und bei den Mercedes werden die Reifen dann schnell mal zu heiß.

5. Haas
Haas ist mit 14 Punkten von Bearman und Ocon wieder ein Kandidat für den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM. Das kleinste Team im Feld ärgerte die größten. Im ersten Stint hielt Bearman immerhin Verstappen auf Distanz. Im zweiten konnten ihn weder Russell noch Antonelli knacken. Im dritten biss sich Piastri die Zähne aus. Das Unterboden-Upgrade zeigte zum zweiten Mal in Folge Wirkung.

6. Williams
Williams hatte den Speed für WM-Punkte. Doch der WM-Fünfte ging leer aus. Albon kam erst in Fahrt, als es schon zu spät war. Sainz qualifizierte sich auf einem exzellenten siebten Platz, warf Punkte aber durch zu viele Fehler weg. Ein Kontakt mit Lawson beim Start zerstörte den Speed-Sensor. Daraus resultierten zwei Tempoverstöße in der Box. In der Schlussphase warf Sainz das Auto raus.

7. Sauber
Die Superform von Austin war verflogen. Von den Startplätzen 13 und 16 durfte Sauber nicht unbedingt mit WM-Punkten rechnen. Dass es am Ende doch einer wurde, verdankt der Schweizer Rennstall Bortoletos gutem Reifenmanagement und der Verstappen-Strategie: 37 Runden auf Medium-Reifen überleben, dann Attacke mit Soft-Reifen. So setzte sich Bortoleto gegen Hadjar im Kampf um Platz 10 durch. Hülkenbergs Rennen endete mit Motorproblemen.

8. Toro Rosso
Zuletzt ist ein bisschen Sand im Getriebe beim WM-Sechsten. Drei Rennen in Folge blieb das Punktekonto leer. Und immer geht es um Kleinigkeiten. Für Hadjar zahlte sich die Verstappen-Taktik nicht aus. Er verlor im ersten Stint zu viel Zeit auf dem Medium-Reifen und war dann angreifbar im Duell gegen Bortoleto, Tsunoda und Albon. Für den schönen achten Startplatz konnte man sich nichts kaufen.

9. Aston Martin
Mexiko ist ein schlechter Platz für Aston Martin. Irgendwie schaffen es die Ingenieure nicht, ein Setup für diese spezielle Strecke zu finden. Wenn die Verkleidung geöffnet werden muss, ist der AMR25 höchst ineffizient. Die Autos waren in allen drei Streckensektoren gleich langsam. Im Rennen lief es etwas besser. Stroll fuhr auf einem Niveau mit Tsunoda, Albon und Hadjar. Trotz eines Drehers in der ersten Runde.

10. Alpine
So schlecht war Alpine noch nie. Auf das vorletzte Team fehlten 37 Sekunden. Colapintos Verzweiflungstaktik mit harten Reifen am Start half genauso wenig wie Gaslys Standard-Strategie mit Medium-Soft. Um beim Topspeed einigermaßen bei der Musik zu sein, opferte Alpine Abtrieb. Die Autos waren im Heck offen wie ein Scheunentor. Motorschäden darf man sich nicht mehr leisten. Es sind kaum noch Ersatzteile da.












