Hamilton und Leclerc antworten auf die Kritik von Ferrari-Präsident John Elkann

Hamilton und Leclerc loben Elkann nach Angriff
„Er meint es nur gut mit uns“

ArtikeldatumVeröffentlicht am 20.11.2025
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Als hätte Ferrari nicht schon genug Sorgen. Zwei Tage nach dem Doppelausfall beim GP Brasilien meldete sich CEO John Elkann zu Wort. Der oberste Dienstherr von Ferrari geht bei wichtigeren Themen mit Worten eher sparsam um. Diesmal rechnete er ohne Not mit dem Team ab. Er lobte die Mechaniker für ihre exzellente Arbeit bei den Boxenstopps und die Ingenieure für ihre gute Arbeit am Auto. Dafür nahm er diesmal die Fahrer unter Beschuss.

Lewis Hamilton und Charles Leclerc mussten als Folge von Unfällen vorzeitig aufgeben. Während Leclerc unverschuldet das Opfer einer Kettenreaktion war, musste man Hamilton die Kollision mit Franco Colapinto anlasten. Er bekam auch eine Strafe dafür. Trotzdem überraschte die Reaktion von Elkann in ihrer Schärfe. "Unsere Fahrer täten gut daran, weniger zu reden und sich stattdessen mehr auf ihren Job zu konzentrieren."

Das saß. In Italien herrschte nach dem Machtwort helle Aufregung, und das Team musste die Schockwellen ausbaden. Ein Insider sagt: "Es gibt kein Mittelmaß bei uns. Entweder ist was extrem schlecht oder extrem gut." Und wenn der Oberindianer eine solche Bombe wirft, dann hinterlässt das ein mittleres Erdbeben, das auch am Team nicht spurlos vorübergeht. Und das hat andere Probleme zu lösen, als Schuldzuweisungen zu kommentieren.

Hamilton denkt Tag und Nacht an Ferrari

Auf die Frage nach Elkanns Fahrer-Schelte hätte Hamilton und Leclerc gerne verzichtet. Es war ihnen aber auch klar, dass nur das bei der Presserunde in Las Vegas interessierte. Deshalb wurden beide im Vorfeld gut gebrieft. Die Devise: Bloß keinen weiteren Staub aufwirbeln und gute Miene zu bösen Spiel machen.

Hamilton erinnerte sich daran, was er einst bei McLaren-Chef Ron Dennis gelernt hatte. Der Rekordsieger redete so leise, dass man ihn kaum verstand. Er zeigte weder Verständnis noch Ablehnung für Elkanns Worte. "Ich habe eine gute Beziehung zu John. Wir sprechen regelmäßig miteinander." Das war keine Antwort auf die Frage.

Auch sonst versuchte Hamilton dem Thema so gut wie möglich auszuweichen. Auf Elkanns Vorschlag weniger zu reden antwortete Hamilton spöttisch: "Ich würde gerne weniger mit den Medien reden, aber ich muss." Nur, dass er sich nicht genug um seinen Job kümmere, ließ er nicht auf sich sitzen. "Sich noch mehr auf den Job zu konzentrieren als ich es tue, geht nicht. Ich denke an meine Arbeit, wenn ich einschlafe und wenn ich aufwache. Manchmal verfolgt sie mich bis in meine Träume."

Dann kehrt der 40-jährige Engländer den treuen Ferrari-Fahrer in sich heraus. "Seit ich bei Ferrari bin, war ich öfter in der Fabrik als bei jedem meiner Teams davor. Ich kämpfe mit dem Team, um die Situation zu verbessern. Wir alle ziehen an einem Strang, um das Schiff in eine bessere Richtung zu drehen. Aber es braucht seine Zeit, große Dampfer in eine andere Richtung zu stoßen."

Dann fallen Sätze, die jeder Ferraristi gerne hört. "Jedes Mal, wenn ich nach Maranello komme, ist das wie eine Inspiration für mich. Ich bekomme fast romantische Gefühle. Wir hatten in diesem Jahr Höhen und Tiefen, aber einen gemeinsamen Nenner: Wir wollen alle wieder an die Spitze zurück."

John Elkann President of Stellantis
Stefano Guidi via Getty Images Europe

Elkanns Ziel ist unser Ziel

Charles Leclerc kennt nach sieben Jahren die Befindlichkeiten bei Ferrari in- und auswendig. Und er steht mit John Elkann nach jedem Grand Prix in Telefon-Kontakt. Leclerc ist der Edel-Informant des Chefs. Deshalb war es auch nicht anders zu erwarten, dass der WM-Fünfte nur gute Worte für den Mann findet, der den Fahrern vorwarf, ihre Arbeit nicht gut genug zu erledigen.

Man müsse diese Manöverkritik, so Leclerc, in einem größeren Kontext sehen und dürfe nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. "John sagt, was er denkt. Er war immer offen zur mir, in guten wie in schlechten Zeiten. Wir lieben beide Ferrari. Sein Ziel ist es, das Beste aus jedem von uns herauszuholen. Ich bin da mit ihm auf einer Linie. Egal, wie gut du bist, du kannst dich immer noch verbessern."

So kommt der achtfache GP-Sieger zu dem erstaunlichen Schluss. "John hat es nur gut mit uns gemeint. Er wollte alle wachrütteln, damit wir besser werden. Seine Absicht war durchaus positiv." Dass Leclerc in dieser Saison mit sieben Podestplätzen der Aktivposten im Team war und nun für einen Unfall gerügt wurde, für den er nichts konnte, will Leclerc nicht zu hoch hängen. "Die Kritik bezog sich nicht spezifisch auf die Unfälle in Brasilien. Sie war mehr allgemein gemeint."

Fazit