Für Ferrari war São Paulo in diesem Jahr keine Reise wert. Nach enttäuschenden sechs WM-Punkten im Sprint ging das Team aus Maranello im Rennen am Sonntag (9.11.) komplett leer aus. Es war bereits die dritte Grand-Prix-Doppelnullrunde in diesem Jahr. Auch in Shanghai und Zandvoort gab es für Lewis Hamilton und Charles Leclerc im Rennen nichts Zählbares.
Beim spannenden Kampf um den zweiten Platz im Konstrukteurspokal kann sich der Traditionsrennstall solche Ergebnisse eigentlich nicht leisten. Die Konkurrenz von Mercedes und Red Bull grüßte vom Podium und zog in der Teamwertung vorbei an den Italienern. Bei nur noch drei Rennen in diesem Jahr muss jetzt alles passen, wenn man den Vize-Platz noch einmal zurückerobern will, der mit zusätzlichen Prämien-Millionen im zweistelligen Bereich verbunden ist.
Um seinem Team den Ernst der Lage klarzumachen, gab Ferrari-Präsident John Elkann 24 Stunden nach dem Brasilien-Grand-Prix ein gepfeffertes Statement gegenüber Sky Italia ab. Der 49-Jährige, der am Samstag in Bahrain noch Ferraris Titelgewinn in der Langstrecken-WM feiern durfte, machte aus seiner Enttäuschung über die Leistungen seiner Formel-1-Mannschaft keinen Hehl.
Weniger reden, besser fahren
"Brasilien war eine große Enttäuschung. Unsere Mechaniker liefern gute Arbeit und Boxenstopps ab, die Meisterschaften gewinnen. Auch wenn wir auf unsere Ingenieure schauen, besteht kein Zweifel daran, dass sich das Auto verbessert hat. Aber wenn wir auf den Rest schauen, ist das nicht auf dem gleichen Niveau", redete sich Elkann den Frust von der Seele.
Besonders zu spüren bekamen die Piloten den Ärger des Firmenbosses: "Wir haben Fahrer, für die es wichtiger sein sollte, sich aufs Fahren zu konzentrieren und weniger zu reden. Wir haben noch wichtige Rennen vor uns, und es ist nicht unmöglich, den zweiten Platz noch zu erreichen. In Bahrain haben wir den WEC-Titel gewonnen. Wenn Ferrari vereint ist, kommen solche Ergebnisse dabei heraus."
Hamilton selbst hatte nach seinem Ausfall im Rennen selbst schon Klartext geredet. Der Rekordsieger sprach von einem Albtraum, in dem er nun schon eine Zeit lang lebe. Vom angepeilten achten WM-Titel mit Ferrari ist er weiter entfernt, als er es zuletzt bei Mercedes war. In São Paulo war Hamilton schon in der ersten Runde mit Carlos Sainz und Franco Colapinto kollidiert. Solche Zwischenfälle passieren, wenn man sich nur für Startplätze im tiefen Mittelfeld qualifiziert.

Beim WEC-Finale in Bahrain war die Stimmung noch gut. Nach dem Formel-1-Rennen in Brasilien machte Ferrari-Präsident John Elkann seinem Frust Luft.
Leclerc ohne Schuld am Ausfall
Beim Überfahren des eigenen Frontflügels beschädigte sich Hamilton so stark den Unterboden, dass er mit einem Abtriebsverlust von 35 Punkten nur noch chancenlos hinterherfuhr. Kurz nach der Halbzeit rief ihn der Kommandostand an die Boxen, um das Rennen aufzugeben und den Motor zu schonen. Wenn es so weitergeht, droht der siebenfache Weltmeister jetzt auch noch Platz sechs in der Fahrerwertung an seinen Mercedes-Nachfolger Kimi Antonelli zu verlieren. Das wäre die Höchststrafe.
Bei Charles Leclerc sah es bis zum Ausfall deutlich besser aus. Nach einer starken Qualifying-Performance ging der Monegasse von Rang drei ins Rennen. Auf dieser Position war er auch unterwegs, als er bei einer unglücklichen Kettenreaktion abgeschossen wurde. Oscar Piastri hatte den Antonelli-Mercedes bei einem optimistischen Manöver in die Flugbahn des Ferrari bugsiert. Dass Leclerc nach einer ordentlichen Saison nun ebenfalls ins Kreuzfeuer des Präsidenten geraten ist, kam etwas überraschend.
Teamchef Frederic Vasseur versuchte, vom frustrierenden Brasilien-Wochenende auch ein paar positive Dinge mitzunehmen. Nach einem schwierigen Beginn am Freitag habe man sich im Qualifying gut zurückgekämpft. "Wir haben beim Start nur nach vorne geschaut und nicht nach hinten. Wir wollten attackieren. Das ist die Einstellung, die wir haben müssen. Aber zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft geht es nur noch um die Punkte und nicht mehr darum, was für ein Resultat möglich gewesen wäre."












