Während bei McLaren nach dem Rennen in Abu Dhabi die große Meisterparty startete, wurden bei Red Bull ungewöhnlich ruhige Töne angestimmt. Dabei hätte man mit dem Sieg von Max Verstappen einen guten Grund gehabt, noch einmal kräftig auf den erfolgreichen Saisonabschluss anzustoßen. Die Aufholjagd nach der Sommerpause wird in die Formel-1-Geschichte eingehen. Am Ende blieb sie nur ganz knapp ungekrönt.
Helmut Marko kann sich einen Teil der Trendwende ans eigene Revers heften. Die Trennung von Teamchef Christian Horner, die der Grazer mit angestoßen hatte, sorgte für Ruhe nach außen und neue Motivation bei den eigenen Angestellten. "Der Red-Bull-Spirit kam wieder zurück. Wir haben bis zum letzten Moment gekämpft", freute sich der 82-Jährige.
Mit Isack Hadjar konnte der Talentspäher zudem einen jungen Fahrer ans A-Team heranführen, dem viele Experten zutrauen, neben Max Verstappen besser zu bestehen als seine Vorgänger. Red Bull scheint also gut aufgestellt für die Zukunft. Da sollte man eigentlich meinen, dass Marko die erfolgreiche Arbeit 2026 fortführen will.

Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff war bei den letzten drei Rennen vor Ort. Es sieht so aus, als wolle er sich mehr einbringen.
Wird der Vertrag doch nicht erfüllt?
Doch auf die Frage, ob er bei den Wintertests 2026 noch an Bord ist, gab es keine definitive Antwort: "Wir werden darüber Gespräche führen und dann entscheide ich, was ich mache", erklärte der Jurist. Zur gleichen Frage hatte Marko früher immer auf seinen bis Ende 2026 laufenden Vertrag verwiesen. Doch jetzt scheint es Zweifel zu geben, ob er den Vertrag wirklich erfüllt.
Auf die Frage, ob plötzlich die Motivation fehlt oder ob das Team ohne ihn plant, wollte der Le-Mans-Sieger von 1971 nicht eingehen. "Es ist eine Kombination verschiedener Dinge", gab sich Marko kryptisch. "Ich muss darüber selbst noch einmal nachdenken."
Auf die Abschiedsgerüchte angesprochen gab es von Teamchef Laurent Mekies nur lobende Worte an den Berater: "Helmut war unglaublich mit seiner Unterstützung bei der Trendwende in diesem Jahr. Zusammen mit dem Top-Management musste er einige schwierige Entscheidungen treffen."

Max Verstappen hielt bisher stets seine schützende Hand über seinen Freund Helmut Marko. Geht es noch ein Jahr weiter?
Red-Bull-Zukunft ohne Marko?
Allerdings sei die aktuelle Struktur nicht in Stein gemeißelt: "Die Formel 1 ist keine statische Umgebung. Man muss seine Organisation immer anpassen – sowohl auf der technischen als auch auf der sportlichen Seite. Da ist es ganz normal, dass wir immer überlegen, wie wir uns operativ verbessern können", erklärte Mekies.
Im Fahrerlager machten zuletzt Gerüchte die Runde, dass sich Oliver Mintzlaff aus der Red-Bull-Unternehmenleitung künftig mehr selbst in die Rennstall-Geschäfte einbringen will. Die Frage lautet, ob man da mit Marko noch einen weiteren Häuptling braucht.
Auch wenn Mekies seine Worte nicht direkt auf Marko bezog, klang es schon ein wenig nach Abschied: "Wir fordern uns immer gegenseitig heraus, den nächsten Schritt zu gehen. Ich möchte Helmut für seine Rolle danken, die er in diesem Jahr gespielt hat. Mitte der Saison hatte es nach einer schwierigen Situation ausgesehen, die wir dann aber bewältigt haben."












