Mehr als ein Jahr dauerte die Posse um Christian Horner bei Red Bull. Der langjährige Teamchef war Anfang 2024 unter Druck geraten, weil er sich unangemessen gegenüber einer Mitarbeiterin verhalten haben soll. Die österreichische Seite von Red Bull wollte Horner loswerden. Der Engländer konnte sich aber auf die Mehrheitseigner aus Thailand verlassen. Die schützten ihn. Schließlich blieb das Team erfolgreich. Warum dann etwas ändern?
Während der Saison 2024 beruhigte sich das Fahrwasser, obwohl die Seite von Max Verstappen einen Mercedes-Wechsel in den Raum stellte. Horner musste sich mit einem Abgang des Superstars beschäftigen. Der Verstappen-Clan war nicht mehr gut auf den Teamchef zu sprechen. Doch der 51-Jährige überstand die brenzlige Situation.
Trotz des technischen Abwärtstrends blieb Verstappen. Dafür hatte Design-Guru Adrian Newey das Weite gesucht. Nur der Klasse Verstappens war es zu verdanken, dass er den vierten WM-Titel in Folge einfuhr. In der Konstrukteurs-Wertung sackte die Truppe aber auf Platz drei ab. McLaren und Ferrari waren am Ein-Mann-Team vorbeigezogen.
Mekies beerbt Horner
Dieses Jahr sollte Red Bull wieder besser aufgestellt sein. Früh wurde jedoch klar, dass man gegen die übermächtigen McLaren einen schweren Stand haben würde. Zwar brachte man Upgrade um Upgrade, doch der MCL39 von Lando Norris und Oscar Piastri erwies sich als zu gut. Das rückte auch Teamchef Horner wieder in den Fokus der Kritik.
Erneut schwebte der mögliche Verlust von Max Verstappen wie ein Damoklesschwert über Red Bull. Nach dem Silverstone-Rennen war Schluss für Horner. Der Anführer musste gehen. Er hatte mittlerweile die Unterstützung der Thailänder und somit den Machtkampf gegen die österreichische Seite verloren. Als Ersatz verpflichtete Red Bull Laurent Mekies. Der Franzose durfte vom B-Team Toro Rosso aufsteigen.
Zwei Grands Prix saß Mekies in der Zwischenzeit am Kommandostand. Der Sprint-Sieg von Verstappen in Spa-Francorchamps war bisher das Highlight. Danach wurden der 48-Jährige und sein Team auf den Boden der Tatsachen zurückholt. In Budapest ging nichts zusammen. Der neue Teamchef erklärte die Probleme: "Vom ersten Training an hat der Grip gefehlt. Vor allem in den langsamen und mittelschnellen Kurven war es extrem."
RB21 bereitet Red Bull Sorgen
Der RB21 leidet mit seiner Charakteristik auf Layouts wie Budapest. Das Auto liebt schnelle, flüssige Kurven wie in Suzuka, Silverstone oder Spa. "Wir konnten das Auto nicht ins richtige Fenster bringen", beschrieb Mekies die Situation. Schon der Vorgänger von 2024 litt unter dem schmalen Arbeitsfenster. Dieses Jahr hat sich daran mehr oder weniger nichts geändert. Ein Problem, das Red Bull für die kommende Saison lösen muss.
Das weiß auch Mekies. Sein Starpilot Max Verstappen ist unseren Informationen nach 2026 frei für einen Transfer. Sollte Red Bull auf technischer Seite nicht in die Gänge kommen, würde das Top-Team sein wichtigstes Asset verlieren. Der neue Teamchef muss Verstappen zufriedenstellen. Doch wie soll das gelingen? Ein Vorteil dürfte Mekies' Ausbildung sein. Er ist studierter Maschinenbauingenieur. Das hilft, wenn er sich mit seinen Ingenieuren austauscht. Einen technischen Überblick zu haben, kann ein wichtiger Baustein sein, damit die Entwicklung des Autos in die richtige Richtung geht.
In den vergangenen Jahren hat sich der Trend gezeigt, dass immer mehr Formel-1-Rennställe auf Ingenieure als Teamchefs setzen. Und das mit Erfolg. McLaren fährt mit Andrea Stella alles in Grund und Boden. Auch James Vowles schiebt Williams wieder näher an die Spitze und Haas hat mit Ayao Komatsu ebenfalls die Wende geschafft. Bei Sauber zog Maschinenbauer Mattia Binotto vieles gerade. Sein enger Vertrauter ist hier Jonathan Wheatley, der als Junior-Mechaniker in die Szene kam und so auf Augenhöhe mit den Boxen arbeitet.

Ab 2026 beginnt die Ära von Red Bull und Ford in der Königsklasse.
Wie will Red Bull wieder siegen?
Trotz des bevorstehenden Reglement-Wechsels verschenkt man bei Red Bull nichts: "Auch wenn die Weiterentwicklung für das Auto auf ein Minimum reduziert wird, können wir immer noch viel über das Auto lernen", legte Mekies den Fokus auf die kommenden Rennen.
Nach vier WM-Siegen von Max Verstappen in Serie und zwei Konstrukteurs-Titeln (2022-2023) ist man bei Red Bull in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnt. "Unser Ziel ist es, zu gewinnen. Es geht nur darum, zu einer Strecke zu kommen und zu gewinnen oder nicht", erläuterte Mekies, der ehemalige Ferrari-Angestellte, das Mindset seines Teams. Max Verstappen dürfte diese Worte wohlwollend aufgenommen haben. Aber das alleine reicht nicht. Schließlich zählen für den Niederländer nur Siege und Titel.
Red Bull selbst steht 2026 vor einem Umbruch. Erstmals baut das Team einen eigenen Antrieb. Der Verbrenner stammt aus Milton Keynes, während Ford beim Elektro-Teil unterstützt. Ob das eine Traumehe wird? "Es ist ein starkes Gefühl, für so ein Team zu arbeiten. Widerstandsfähigkeit ist wichtig. Es ist so viel Talent und Wissen im Team. Wir wissen, dass wir Fortschritte machen werden. Gerade aus schweren Wochenenden heraus. Das wird der Treibstoff unserer weiteren Erfolge sein", macht der neue Teamchef seinem Nummer-1-Fahrer schon mal Hoffnungen für die Zukunft.












