Der Formel 1 steht die vierte große Regeländerung der letzten 20 Jahre bevor. 2009, 2014 und 2021 wurde die Königsklasse jeweils neu erfunden. 2026 ist es wieder so weit, aber größer, komplexer und unberechenbarer als je zuvor. Alle Komponenten sind davon betroffen. Aerodynamik, Motor, Benzin, Reifen. Dazu ein Schlagwort, das vielleicht die entscheidende Rolle spielen wird: Energie-Management.
Seit die Sommerpause vorbei ist, sind alle Teams schon voll im 2026er-Modus. Ingenieure und Fahrer lernen im Wochenrhythmus dazu. Es zeichnet sich immer klarer ab, was sie im nächsten Jahr erwartet. Es wird eine Formel 1 sein, die vom Fahrer mehr fordert als nur Gas zu geben. Bei aktuell nur 120 Kilowatt aus der Batterie ist der Spielraum, die Energie zu verwalten, begrenzt. Mit dem Anstieg auf 350 Kilowatt wird das zur Wissenschaft.
Charles Leclerc weiß noch nicht, ob er das gut oder schlecht finden soll. Doch so wie der Ferrari-Fahrer darüber spricht, hört sich das nach mehr Frust als Lust an. "Mir persönlich ist es lieber, wenn nur der Gasfuß entscheidet. Es stimmt, dass es bei dem hohen fahrerischen Niveau in der Formel 1 schwierig geworden ist, sich damit noch zu differenzieren. Aber es ist in einem begrenzten Maß immer noch möglich, fahrerisch den Unterschied zu machen."
Der Schlüssel: Früher verstehen, was wichtig
Der achtfache GP-Sieger weiß aber auch, dass er damit allein 2026 nicht durchkommt. Es wird zu einem Teil am Fahrer liegen, wann und wo er Energie speichert bzw. wann und wo er sie einsetzt. Also nimmt er die Herausforderung an. "Diese wird sein", erklärt Leclerc, "früher als die anderen zu verstehen, worauf es ankommt, um die Energie optimal zu nutzen."
Teamkollege Lewis Hamilton sieht sich in einer anderen Position. Er ist gerade noch dabei, sein Auto und sein Team besser kennenzulernen, und da ist jede zusätzliche Aufgabe, noch dazu eine so komplexe wie die der 2026er-Realität, eher störend. Dabei hat der siebenfache Weltmeister alle Regeländerungen der letzten 20 Jahre mitgemacht.
Zwei Mal hat er profitiert, ein Mal den Preis dafür bezahlt. 2009 stürzte McLaren mit den breiteren Frontflügeln und schmaleren Heckflügeln total ab. Erst ab Saisonmitte hatte der 2008er-Weltmeister wieder ein siegfähiges Auto. 2022 beendeten die Groundeffect-Autos eine der längsten Erfolgs-Stories der Formel 1. Hamilton steht seitdem auf Kriegsfuß mit diesem Fahrzeugtyp, und weder Mercedes noch Ferrari konnten ihm ein Auto zum Gewinnen liefern.
Unterschied zu früher: Budget Cap bremst Entwicklung
2014 dagegen lief es optimal für Hamilton. Ein Jahr zuvor war er von McLaren zu Mercedes gewechselt. Das stellte sich als goldener Griff heraus. Mercedes beherrschte die nächste Ära. Auf dem Papier war Hamiltons Situation mit der Gegenwart vergleichbar. Der Rekordsieger musste sich bei einem auslaufenden Reglement mit einem neuen Team und einem Mercedes anfreunden, der eine andere Charakteristik hatte als die McLaren, die er kannte.
Einen Unterschied gibt es trotzdem, merkt Hamilton an. "2009 und 2014 gab es keinen Budgetdeckel. Da konnte im auslaufenden Jahr bis zum Saisonende entwickelt werden. Dieses Jahr fand wegen des Kostenlimits kaum noch Entwicklung statt. Wir müssen mit dem leben, was wir haben."
In seinem Fall ein Nachteil. Hamilton hätte sich mehr Möglichkeiten gewünscht, den aktuellen Ferrari seinem Fahrstil anzupassen. Stille Hoffnung: "2026 wird das ganz anders sein. Da werden wir unter der Saison große Entwicklungssprünge erleben."












