Sie würzen jede Formel-1-Übertragung im Fernsehen: die Einblendungen des Funkverkehrs zwischen dem Fahrer und den Ingenieuren an der Box. Meist sollen die akustischen Hinweise an die Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer strategische Entscheidungen erklären, technische Probleme veranschaulichen oder Beschwerden der Fahrer transparent machen. Manchmal ist die Kommunikation am Boxenfunk aber auch einfach nur unterhaltsam. Wir haben Ihnen in diesem Artikel die neun witzigsten Gespräche zwischen Fahrer und Renningenieur aufgelistet. Und ja: Kimi Räikkönen ist mehrfach vertreten – aus Gründen!
9. Vettel beschimpft die Rennleitung
Im Jahr 2025 ist Max Verstappen vierfacher Formel-1-Weltmeister und anerkanntermaßen der beste Fahrer im Feld. 2016 ist der Niederländer gerade erst 19 Jahre alt und stößt sich die Hörner ab – und das teils auch auf der Rennstrecke. Sebastian Vettel, zu diesem Zeitpunkt selbst bereits viermaliger Champion und die Nummer eins bei Ferrari, kommt beim Mexiko-GP 2016 so gar nicht auf Verstappens aggressive Fahrweise klar. Über Funk beschwert er sich damals folgendermaßen: "Hier ist eine Nachricht für Charlie: Fuck off! Fuck off!" Adressat der Beschimpfung, deren Bedeutung sich auch unübersetzt erklärt: Der damalige Rennleiter Charlie Whiting, weil dieser nichts gegen Verstappens rüpelhaften Fahrstil unternahm.
8. Alonso fährt mit "peinlichem" Motor
Wie sich die Dinge doch innerhalb von zehn Jahren ändern können. 2025 hat McLaren das zweite Mal in Folge den Konstrukteurs-Titel in der Formel 1 gewonnen. Zudem gilt der Honda-Motor als einer der besten im Feld. Springt man zurück ins Jahr 2015, sieht die Welt ganz anders aus. Honda ist gerade als Motorenhersteller in die Formel 1 zurückgekehrt und das erfolgsverwöhnte McLaren-Team dient den Japanern als Entwicklungshelfer. Das Projekt läuft allerdings mehr als holprig: Der Motor ist schwach und geht ständig kaputt; entsprechend landet McLaren am Jahresende auf dem vorletzten Platz in der Konstrukteurswertung.
Ebenfalls erfolgsverwöhnt: Fernando Alonso, der gemeinsam mit Jenson Button 2015 ein namhaftes McLaren-Fahrerduo bildet. Vor allem Alonso beschwert sich immer wieder über die mangelnde Power im Heck seines Boliden. Im Training zum Spanien-GP meint der Spanier, ein Problem mit dem Energie-Rückgewinnungssystem ERS wahrzunehmen. Nachdem die Techniker in der Box die Daten überprüfen, aber kein Problem erkennen, reagiert Alonso ungläubig: "Vielleicht habt ihr einen Virus in eurem Computer, denn hier lädt sich nichts auf!"
Zur kleinen Funkspruch-Legende wird Alonso ein paar Rennen später beim Grand Prix in Suzuka. Der zweifache Weltmeister wagt es, seinen Antrieb beim Honda-Heimspiel wie folgt zu kritisieren: "Das fühlt sich an wie GP2", vergleicht der Spanier sein Aggregat mit jenen in der damaligen Nachwuchsserie, in der mit 620 PS starken V8-Saugmotoren gefahren wurde. Zum Vergleich: Die besten F1-Hybridantriebe lieferten 2015 etwa 900 PS. Alonso findet das "peinlich, sehr peinlich!" und brüllt später noch einmal die Worte "GP2-Motor! GP2! Arrghhh!" ins Funk-Mikro. Gerüchten zufolge sollen in Japan daraufhin reihenweise Honda-Motoreningenieure Harakiri begangen haben.
7. Kimi war mittendrin statt nur dabei
Eine der zentralen Aufgaben des Boxenfunks ist es, den Piloten auf Gefahren aufmerksam zu machen, die auf der Strecke lauern. Das Alfa-Romeo-Team nimmt diese fraglos sicherheitsrelevante Aufgabe beim Rennen in Imola 2021 sehr ernst, nachdem sich Williams-Chauffeur George Russell und Mercedes-Rivale Valtteri Bottas einen Highspeed-Crash geleistet haben. Die Info von der Boxenmauer ins Cockpit von Räikkönen: "Es sind jede Menge Trümmer auf der Strecke." Kimis Antwort in typischer Iceman-Manier: "Ja, ich weiß, weil es gerade verfluchte 50 Meter vor mir passiert ist. Mein Auto ist voller Sch....."
6. Verstappen ist langweilig
Das Rennen in Monaco mag eines der Saison-Highlights sein, doch seien wir ehrlich: Nach dem Qualifying ist das Ding mehr oder weniger durch, denn das Rennen verkommt mangels Überholmöglichkeiten auf der engen Strecke meist zur Prozession. Besonders eklatant war das Phänomen bei der Auflage 2024, die Lokalmatador und Ferrari-Pilot Charles Leclerc im Bummeltempo gewann. Freudloser Sechster wurde Serien-Weltmeister Max Verstappen, der die Schleichfahrt schon mitten im Rennen wie folgt kommentierte: "Das ist langweilig! Ich hätte mein Kopfkissen mitnehmen sollen."
5. Montoya? Mit Tieren kennt er sich aus!
Der ehemalige Williams-BMW- und McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya ist Zeit seiner Karriere als Vollgastier bekannt, nicht jedoch für überbordende (Renn-)Intelligenz. Doch folgender Dialog offenbart, dass der Kolumbianer manchmal sogar Feingeistiges von sich gibt, womit in diesem Moment offenbar nicht mal sein Renningenieur gerechnet hat.
Jedenfalls begibt es sich beim Rennen in Österreich 2001, dass sich ein Reh (auf englisch: deer) auf die Strecke verirrt. Das Team warnt Montoya vor dem Tier, woraufhin er mit feinsinnigem Wortwitz antwortet: "Oh dear!” ("Ach herrje!"). Nur diesmal ist die Truppe an der Box offenbar schwer von Begriff. "Yeah, a deer, like a horse with horns," ("wie ein Pferd mit Hörnern") heißt es biologisch nicht ganz korrekt. "I know, I know. Oh deer!", antwortet Montoya, bevor er in Gelächter ausbricht.
4. Kimi braucht einen Drink – jetzt!
Kimi Räikkönen ist einem schmackhaften Drink selten abgeneigt. Wenn es Alkohol enthält – umso besser! (Was bekanntlich bereits während seiner Karriere galt.) Doch während eines Rennens, da sind wir uns fast sicher, befand sich stets ein alkoholfreies Getränk an Bord seiner Formel-1-Autos. So auch beim Grand Prix in Ungarn 2018, bei dem er sich per Funk bei seinem Renningenieur Carlo Santi informieren will, ob seine Flüssigkeitsversorgung gesichert ist. Ist sie leider nicht, und da Räikkönen und Santi permanent aneinander vorbeireden, entspinnt sich ein Dialog von Loriotscher Qualität, der daran zweifeln lässt, ob Kimi wirklich nüchtern im Cockpit sitzt.
Räikkönen: "Habt ihr vergessen, die Trinkleitung anzuschließen?" Santi: "Ja, das haben wir." Räikkönen: "Ist das Getränk jetzt angeschlossen? Ich habe keine Ahnung!" Santi: "Wir haben vergessen, es anzuschließen, Kimi. Du bekommst das Getränk nicht. Tut mir leid." Räikkönen: "Ist sie an oder nicht? Die Trinkvorrichtung. Sag es mir." Santi: "Nein, Kimi, du bekommst nichts zu trinken." Räikkönen: "Nein, nein, nein. Ist der Schalter an oder nicht?" Santi: "Du meinst den Slow-Button?" Räikkönen: "Nein, nein. Leert mein Trinkknopf die Flasche oder nicht?" Santi: "Nein. Nein, Kimi. Du bekommst nichts zu trinken."
3. Jenson Buttons feuchtes Vermächtnis
In der Saison 2017 ist McLaren-Honda nicht wirklich besser als zwei Jahre zuvor. In der Konstrukteurs-WM wird das Team wieder nur Vorletzter. Insofern dürfte die Entscheidung von Starfahrer Fernando Alonso, den Grand Prix in Monaco zugunsten des legendären Indy 500 in den USA auszulassen, eine einfache gewesen sein. Dennoch will der Spanier aus dem fernen Indianapolis zumindest mental am F1-Klassiker teilhaben und seinem Ersatzmann Jenson Button, der im Qualifying starker Neunter wird, für das Rennen alles Gute wünschen.
Das Team verbindet den Stamm- über den Boxenfunk mit dem Ersatzfahrer. "Jenson, mein Freund", setzte Alonso zur Grußbotschaft mit leicht ironischem Unterton an. "Ich bin mir sicher, dass du vor dem Start des Rennens meine Stimme hören wolltest. Ich wünsche dir einfach nur viel Glück. Wir werden dich hier im Fernsehen verfolgen. Du hast gestern Großartiges geleistet. Also ja, viel Spaß. Pass gut auf mein Auto auf." Buttons sowohl trockene als auch feuchte Antwort: "Oh, danke. Ich werde auf deinen Sitz pinkeln!"
2. Doppeldeutiges von Sebastian Vettel
2018 fährt Sebastian Vettel noch immer für Ferrari. Nach einem starken Saisonstart macht sich der Deutsche Hoffnungen auf den WM-Titel, doch angesichts einer starken zweiten Saisonhälfte seines Rivalen Lewis Hamiltons geht beim vorletzten GP in Brasilien nichts mehr für Vettel. Also kann er sich im 2. Freien Training Zeit für ein paar Wortspiele nehmen, als er im Cockpit ein loses Teil wahrnimmt, das da offensichtlich nicht hingehört. "Zwischen meinen Beinen baumelt etwas, abgesehen vom Naheliegenden", funkt der Heppenheimer zur Box. Nur um wenig später noch einmal nachzulegen. "Ich wäre stolz, wenn es das wäre, was ihr denkt. Aber das ist es nicht." Fragt sich nur, was die Ingenieure an der Box tatsächlich dachten. Deren Replik ist leider nicht überliefert.
1. Kimi Räikkönen weiß, was er tut
An der Spitze dieses Rankings kann natürlich nur einer stehen: Kimi Räikkönen. Der "Iceman" liefert in der Saison 2012 DAS Formel-1-Funkzitat schlechthin. Im Jahr seines Formel-1-Comebacks nach der Rallye-Pause liegt der Lotus-Pilot beim Saisonfinale in Abu Dhabi nach einem Ausfall des Spitzenreiters Lewis Hamilton zur Rennmitte plötzlich vorn. Anfangs ist der Vorsprung komfortabel, doch von hinten kommt der Ferrari-Fahrer Fernando Alonso immer näher. Wenige Runden vor Schluss sagt Räikkönen jenen Satz, der derart legendär wird, dass er später auf Bestseller-T-Shirts landet: "Just leave me alone, I know what I’m doing." ("Lasst mich einfach in Ruhe, ich weiß, was ich tue!")
Weniger bekannt ist heutzutage die Genese dieser ikonischen Aussage. Angesichts des aufholenden Alonso sieht sich Räikkönens Renningenieur Alan Permane veranlasst, den Finnen zu unterstützen. "Du musst mit allen vier Reifen arbeiten, mit allen vier!" Kimis Antwort: "Ja, ja, ja, das tue ich schon die ganze Zeit. Du musst mich nicht jede Sekunde daran erinnern!" Kurz darauf gibt es von Permane noch jene Info, die Räikkönens geschichtsträchtige Antwort provoziert: "Alonso ist fünf Sekunden hinter dir. Ich halte dich über den Abstand und die Pace auf dem Laufenden." Und tatsächlich weiß der Fahrer, was er da tut: Er gewinnt das Rennen mit weniger als einer Sekunde Vorsprung.












