Für Sentimentalitäten ist im technokratischen und schnelllebigen Formel-1-Geschäft normalerweise nicht viel Platz. Doch im Sauber-Lager werden am Rennwochenende von Monza sicher viele Angestellte noch einmal an die Erfolge in den vergangenen zwei Jahrzehnten zurückdenken. Der Grund für die Rückschau ist der Abschied vom liebgewonnenen Motorhome.
Der mobile Teamtempel mit den markanten weißen Segeln, der Glasfront und den breiten Fensterbändern kommt beim Italo-Klassiker zum letzten Mal zum Einsatz. In der kommenden Saison wird er durch einen kompletten Neubau ersetzt. Audi investiert zum Start des eigenen Werksteams in der Formel 1 in ein eigenes Motorhome, das die Premium-Marke im Fahrerlager anständig repräsentiert.
Der Vorgänger stammt noch aus der Zeit, in der Sauber in der Formel 1 unter BMW-Flagge gesegelt ist. Es feierte sein Debüt ebenfalls in Italien – beim Imola-Rennen in der Saison 2006. Nach fast 20 Jahren in der Königsklasse ist nun endgültig Schluss. Das zweistöckige Gebäude, in dem die Fahrer und die Teamleitung residieren und die VIP-Gäste des Teams empfangen werden, wird ausgemustert.
Hülkenberg denkt noch nicht an Audi
Nico Hülkenberg hatte hier schon 2013 bei seinem ersten Sauber-Stint einen Aufenthaltsraum bezogen. Der Pilot äußerte sich beim Gedanken an den bevorstehenden Abschied fast schon sentimental: "Es hat für unser Team gute Dienste in den letzten 20 Jahren geleistet. Hier wurden viele tolle Geschichten geschrieben. Es war bei so vielen Rennen dabei. Das wird sicher etwas emotional zum Abschied."
Zusammen mit dem Team will Hülkenberg beim letzten Einsatz noch einmal alles geben und das alte Sauber-Motorhome damit gebührend in Rente schicken. Pläne für den neuen Audi-Tempel hat der Rheinländer nach eigener Aussage noch nicht gesehen. Der Pilot gibt zu, dass der Beginn der neuen Werksteam-Ära in der Saison 2026 aktuell noch keine große Rolle spielt. "Die Vorbereitungen laufen natürlich im Hintergrund. Ich lebe aber aktuell noch im Hier und Jetzt."
Hülkenberg will die letzte Saison unter dem Sauber-Logo in den neun verbleibenden Rennen vernünftig zu Ende bringen. An diesem Wochenende wartet mit Monza eine ganz spezielle Aufgabe auf den Fahrer und seine Ingenieure: "Wir haben dieses Auto noch nie mit einem Low-Downforce-Paket gefahren. Montreal ging etwas in diese Richtung, ist aber noch weit von dem entfernt, was wir hier verwenden", gab der Routinier zu bedenken.

Das Sauber-Motorhome stammt noch aus alten BMW-Zeiten. 2026 wird es durch einen neuen Audi-Tempel ersetzt.
Zu wenig Risiko in Zandvoort
Innerhalb von nur einer Woche gilt es sich schnell an komplett veränderte Bedingungen anzupassen: "Wenn man von einer High-Downforce-Strecke wie Zandvoort zu einer Strecke wie Monza kommt, dann ist das eine große Herausforderung. Das Auto fühlt sich ganz anders an. Wichtig ist vor allem, dass man Vertrauen auf der Bremse hat, wenn man bei 350 km/h vor der ersten Schikane den Anker wirft. In den Medium-Kurven fühlt sich das Auto sehr leicht an. Da muss die Balance passen."
Nach der verpassten Chance von Zandvoort und dem ersten Null-Punkte-Ergebnis seit Monaco, spornt Hülkenberg sein Team an, wieder aggressiver zu Werke zu gehen: "Wir waren da einfach zu vorsichtig. Wir sind nicht genug Risiko gegangen und haben unser Glück nicht erzwungen. Dann haben wir mit den Safety-Cars zwei Mal den Preis dafür bezahlt."












