Vettels Regenwald-Aktion in São Paulo : Ein Fahrer verweigerte die Unterstützung

Regenwald-Projekt von Sebastian Vettel
Nur ein Fahrer malte keinen Baum

GP Brasilien 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.11.2025
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Auch nach dem Ende seiner aktiven Formel-1-Karriere kommt Sebastian Vettel immer wieder gerne zurück ins Fahrerlager. Der 38-Jährige unterstützt verschiedene Umweltprojekte und nutzt den Grand-Prix-Zirkus regelmäßig als Bühne, um Aufmerksamkeit für seine Anliegen zu generieren. Vettel hat gemerkt, dass er durch die Medienberichterstattung vor Ort jede Menge Menschen erreichen kann.

Schon zu seiner aktiven Zeit startete der viermalige Weltmeister einige ungewöhnliche Initiativen. Vettel sammelte zum Beispiel Müll in Silverstone, machte in Miami auf das Thema Klimawandel aufmerksam oder setzte sich gegen die schmutzige Ölgewinnung in Kanada ein. Nach seinem Rücktritt meldete er sich 2023 mit Insektenhotels in Suzuka zurück. Ein Jahr später trommelte Vettel in São Paulo für Müllvermeidung und Recycling.

Diese Saison organisierte er im April ein Kartrennen für Frauen in Saudi-Arabien. Und auch beim Brasilien-Grand-Prix war der Formel-1-Rentner wieder vor Ort, um sich für den Schutz der Regenwälder einzusetzen. "Vielleicht können wir die Menschen damit inspirieren. Vielleicht denkt manch einer dadurch selbst mal darüber nach, ob er nicht einen Baum pflanzen will. Man muss den Leuten immer erst einen Samen in den Kopf setzen, damit sich etwas ändert."

Eigene Erfahrung im Regenwald

Für Vettel war die Aktion eine Herzensangelegenheit. In den letzten Monaten hatte er sich selbst auf eine Entdeckungsreise in das Amazonas-Gebiet begeben. Dabei lernte er viele Menschen kennen, die im und vom Regenwald leben. "Ich habe viel Zeit mit Ureinwohnern verbracht. Ich habe sogar bei ihnen in einer Hängematte geschlafen. Es war einerseits schön, aber auch traurig, weil sie in Gefahr sind, ihre Heimat zu verlieren. Deshalb wollte ich unbedingt helfen."

Unterstützt von F1-Chef Stefano Domenicali und dem Promotor des Interlagos-Rennens entwickelte Vettel die Idee, einen Stand im Fahrerlager aufzubauen, an dem Fahrer, Teamchefs und andere Gäste einen Baum auf ein Blatt Papier zeichnen durften, um die Initiative zu unterstützen. Vorlagen und Stifte wurden zudem in den Zuschauerbereichen ausgelegt, sodass sich auch die Fans beteiligen konnten.

"Man sieht diesen riesigen Regenwald und denkt sich: Was kann ich da schon ausrichten? Aber egal, wie klein man sich fühlt, man kann immer einen Unterschied machen", betonte der Rennfahrer. "Vielleicht kann man nur einen einzigen Menschen zum Umdenken bewegen, oder, wie in meinem Fall, hoffentlich ein paar mehr. Ich habe so viel positives Feedback bekommen. Leute, die mir sagen, dass sie ihre Gewohnheiten ändern. Das gibt einem so viel zurück."

Sebastian Vettel - Brasilien 2025
V5Projects/ Orel Communications

Hülkenberg sagt Vettel ab

Vettel bedankte sich bei allen Fahrern und Teamchefs, die an der Aktion teilgenommen hatten: "Es gab viel Unterstützung, als ich ihnen meine Idee präsentiert habe. Alle hatten viel Spaß. Sie haben gerne mitgemacht und ihre Bilder eingereicht." Nur ein Fahrer wollte keinen Baum malen. Nico Hülkenberg teilte seinem Landsmann persönlich mit, dass er nicht an der Aktion teilnimmt.

Bei der Entscheidung spielten aber nicht etwa persönliche Animositäten gegenüber Vettel eine Rolle. Wie man hört, wollte sich Hülkenberg an einem stressigen und minutiös durchgetakteten Rennwochenende einfach nicht ablenken lassen. Vettel nahm dem Rheinländer die Absage auch nicht übel. Natürlich dürfe jeder freiwillig entscheiden, für welche Aktionen er sich einsetzt.

Generell erhofft sich Vettel aber schon, dass sich künftig ein paar mehr der Formel-1-Stars für den guten Zweck engagieren. "Lewis ist der einzige Fahrer im Feld, der sich öffentlich zu bestimmten Themen äußert. Wir haben eine enge Beziehung. Natürlich tauschen wir uns auch regelmäßig aus", verriet der Pilot. "Vielleicht können wir ja auch den ein oder anderen Fahrer inspirieren, etwas zu tun."

Sebastian Vettel - Brasilien 2025
xpb

Fahrer sollen auf innere Stimme hören

Vettel verwies dabei selbstkritisch auf seine eigene Vergangenheit: "Wenn ich in meiner Karriere etwas bereue, dann ist es zu spät realisiert zu haben, dass es möglich ist, Leute mit Themen zu inspirieren, die mir am Herzen liegen. Ich will auch nicht unbedingt, dass sich alle Fahrer für den Klimaschutz einsetzen. Aber vielleicht können sie ja mal auf ihre innere Stimme hören, die ihnen sagt, was wirklich wichtig ist. Natürlich ist ihnen das Rennfahren wichtig. Aber es gibt außerhalb des Fahrerlagers noch so viel mehr."

Was mit den Kunstwerken aus Interlagos passieren soll, steht übrigens noch nicht fest. Vor dem Start des Rennens am Sonntag (9.11.) wurden einige Bilder an die Wände der FIA-Garage gehängt, wo es dann auch zu einem Gruppenfoto mit allen Fahrern kam – inklusive Nico Hülkenberg. Vettel hofft, dass er die selbst gemalten Bäume noch einmal irgendwo öffentlich ausstellen kann, um sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Eine Idee lautet zum Beispiel, eine Ecke für das Projekt in der offiziellen F1-Ausstellung einzurichten.

Fazit