Bis Cadillac irgendwann erfolgreich ist, könnten Sie ja schon gar nicht mehr dabei sein. Warum haben Sie sich trotzdem für ein neues Team entschieden?
Perez: Für mich war es immer das Ziel, zurück in die Formel 1 zu kommen und die Zeit zu genießen. Mein letztes Jahr mit Red Bull war ziemlich schwierig. Ich liebe diesen Sport aber immer noch. Ich will einfach nur Spaß haben. Dieses Projekt macht wieder richtig Lust auf die Formel 1. Ich kann hier die ganze Erfahrung aus den vielen Teams einbringen, mit denen ich schon zusammengearbeitet habe. Wir wollen hier so schnell wie möglich nach vorne kommen. Natürlich ist die Zeit nicht unser Freund. Aber vielleicht gelingt uns ja eine Überraschung. Wir Fahrer bringen nicht nur unsere Erfahrung ein, sondern auch unser volles Engagement. Das gilt auch für andere Bereiche des Teams. Wir haben viele erfahrene Mitarbeiter unter den Ingenieuren und den Mechanikern. Ich glaube daran, dass wir mit diesem Projekt schnell Fortschritte erzielen.
Nach der Auszeit müssen Sie aber erst einmal wieder auf Touren kommen.
Perez: Für mich war die Zeit außerhalb des Sports sehr wichtig. Es wurde schon am Ende der letzten Saison klar, dass ich nicht mit Red Bull weitermachen werde. Ich habe mich dagegen entschieden, schnell das Team zu wechseln, nur um irgendwie dabei zu bleiben. Ich habe die Pause gebraucht, um zu verstehen, was ich für den nächsten Schritt in meiner Karriere will. Das war in den ersten Monaten noch überhaupt nicht klar. Je länger ich dann mit Cadillac gesprochen habe, desto mehr habe ich gemerkt, wie sehr mich dieses Projekt reizt. Es geht nicht einfach darum, mit einem normalen Team zurückzukommen. Die Dynamik in diesem großen Projekt ist komplett anders. Ich habe auch gelernt, das Training zu genießen. Früher habe ich das eher gehasst. Ich habe mich also fit gehalten. Ich bin natürlich eine Zeit lang keine Rennen gefahren, außer ein paar Kart-Sessions mit meinem Sohn. Es gibt aber schon Pläne, noch vor Jahresende mit dem Team ein Formel-1-Auto zu testen. Mit den vielen Testfahrten, die für Anfang nächsten Jahres eingeplant sind, sollte ich den Staub schnell ablegen können. Ich kenne die Formel 1 und ich werde vom ersten Rennen an bereit sein, meine Leistung abzuliefern.
Wie sehr mussten Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Sie wohl zuerst mal nur am Ende des Feldes kämpfen müssen?
Perez: Natürlich muss ich meine Ziele aus der Vergangenheit etwas anpassen. Ich bin sicher, dass der Start schwierig wird. Es geht aber nicht darum, wo wir starten, sondern darum, wie schnell wir Fortschritte erzielen können. Ich weiß, dass man als Rennfahrer schnell verzweifelt werden kann. Es ist leicht, jetzt darüber zu reden, aber wenn man eine ganze Saison lang hinten fährt, dann kann das schon aufs Gemüt drücken. Für mich ist es wichtig, dass wir Fortschritte sehen und dass ich meine Zeit in der Formel 1 genießen kann. Zum aktuellen Zeitpunkt meiner Karriere spielt es keine Rolle, ob es einen Pokal mehr oder weniger gibt. Ich will einfach nur Spaß haben und jedes Rennwochenende mein Bestes geben.
Was haben Sie über die Formel 1 und über sich selbst gelernt, als Sie von außen zugeschaut haben?
Perez: Ich habe meine ganze Karriere lang im Rampenlicht gestanden. Wenn man die Szene verlässt, merkt man erst, dass viele Dinge, die einem als Rennfahrer wichtig erscheinen, für die Fans überhaupt keine Rolle spielen. Deshalb will ich die Zeit und die Arbeit mit dem Team jetzt mehr genießen. Alles andere spielt keine Rolle.
- GP-Teilnahmen: 281
- Siege: 6
- Podiumsplätze: 39
- Pole-Positions: 3
- Schnellste Rennrunden: 12
- Beste WM-Platzierung: 2nd (2023)
Blicken Sie nun etwas anders auf das letzte Jahr mit Red Bull?
Perez: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich noch etwas beweisen muss. Die Fahrer, die nach mir gekommen sind und die Fahrer, die vor mir dort waren, haben gezeigt, dass es keine leichte Aufgabe ist. Das war vor allem mental eine sehr besondere Herausforderung. Wenn man sieht, dass meine Nachfolger in der ganzen Saison nur fünf Punkte gesammelt haben, dann dürfte klar sein, dass ich nichts beweisen muss. Ich liebe diesen Sport. Die Art, wie ich die Formel 1 verlassen habe, hat nicht gepasst. Deshalb musste ich mit diesem neuen Projekt unbedingt zurückkommen.
Wenn es schlecht läuft, ist Ihr Teamkollege der einzige echte Gegner. Erwarten Sie eine große Rivalität oder eher eine Partnerschaft, um das Team nach vorne zu bringen?
Perez: Eine Messlatte wie Valtteri zu haben, ist eine tolle Sache. Er wird von Anfang an schnell sein. Zu Beginn geht es aber erst einmal nur darum, wie wir dem Team helfen können, so schnell wie möglich Fortschritte zu erzielen. Ich hoffe, dass wir in den letzten Jahren, die uns noch in der Formel 1 bleiben, gemeinsam noch ein paar Erfolge bei Cadillac feiern können. Es ist eine einmalige Gelegenheit für uns, dass wir jetzt die ersten Fahrer in der Geschichte dieses Formel-1-Teams sind. Wir können zusammen etwas aufbauen. Da liegt der große Reiz drin.












