Max Verstappen hat den GP Mexiko verloren, aber trotzdem gewonnen. Lando Norris verabreichte dem Weltmeister zwar mit 31 Sekunden Vorsprung eine bittere Niederlage, doch Verstappen kam dem WM-Spitzenreiter mit seinem dritten Platz erneut näher. Weil der jetzt Lando Norris heißt. Oscar Piastri dagegen verlor auf den Red-Bull-Piloten weitere fünf Zähler. So schrumpfte Verstappens Rückstand auf die WM-Spitze von 40 auf 36 Punkte.
Aber auch McLaren durfte sich als Sieger fühlen. Das beste Auto der Saison konnte zum ersten Mal seit dem Zandvoort-Rennen wieder seine Qualitäten zeigen. Man merkte Teamchef Andrea Stella die Erleichterung an: "Unser Ziel war es, den Lauf von Max zu unterbrechen. Das haben wir geschafft. Mein Vertrauen, dass einer unserer Fahrer die Weltmeisterschaft gewinnt, ist gestiegen. Wir haben immer noch ein Auto, das Rennen gewinnen, ja sogar dominieren kann."
Lando Norris beherrschte den Mexiko-GP wie kein anderer Fahrer ein Rennen in diesem Jahr zuvor. 30 Sekunden auf Charles Leclerc waren ein Rekord-Vorsprung. Bei Mercedes vermutete man: "Lando konnte sich an der Spitze sein Tempo in sauberer Luft so gut einteilen, dass er wahrscheinlich nur 90 Prozent fahren musste." Red Bull wäre mit einem perfekt abgestimmten Auto vielleicht näher dran gewesen, aber sie hätten dieses Rennen nie gewonnen.
Kühlung wird zum Matchwinner
Der Matchwinner für McLaren lag diesmal in einem ganz anderen Bereich als sonst. In diesem Auto steckt ein innovatives Kühlsystem, das bei gleicher Kühlleistung mit kleineren Öffnungen für die Luft auskommt als alle anderen Fahrzeuge im Feld. Auf 2.240 Meter Höhe in dünner Luft ist das bei 26 Grad Außentemperaturen ein größerer Vorteil als anderswo. Das bedeutet automatisch eine bessere aerodynamische Effizienz.
Man sah es an Piastri. Der McLaren mit der Startnummer 81 hielt sich deutlich länger und dichter im Windschatten der vorausfahrenden Autos als ein Red Bull, Mercedes oder Ferrari. Ihm fehlte bei aktivierten DRS nur der Topspeed-Überschuss, um an seinen Gegnern vorbeizukommen. Als Piastri sich in der 60. Runde endlich an George Russell vorbeibremste, war das ein Gewaltakt.
Lando Norris hatte diese Sorgen nicht. Er genoss an der Spitze 71 Runden lang saubere Luft. Der sechste Saisonsieg brachte ihn in der WM-Wertung um einen Punkt an Oscar Piastri vorbei an die Tabellenspitze. Der Engländer hat in den letzten fünf Rennen 50 Punkte auf seinen Teamkollegen aufgeholt. Und der steckt weiter in der Krise, auch wenn Stella lobte: "Oscar sollte stolz auf sich sein. Er hat im Rennen viele Dinge besser gemacht als im Qualifying und wird diese Lektion in die restlichen Rennen mitnehmen."

McLaren muss seine Verkleidung nicht so stark öffnen wie die direkte Konkurrenz.
Wo liegen die Probleme von Piastri?
Der McLaren-Teamchef bezweifelt weiterhin, dass der jüngste Einbruch seines aktuellen Sorgenkindes irgendetwas mit den Unfallfolgen aus dem Sprint von Austin zu tun hat. "Wir sind mit Oscar ausführlich seine Qualifikationsrunden durchgegangen und haben ihm aufgezeigt, wie man auf diesen Strecken mit wenig Grip speziell fahren muss, um das Rutschen zu minimieren. Das gleiche haben wir schon in Austin beobachtet."
Mit anderen Worten: Piastri fährt auf glattem Untergrund zu aggressiv. Das Piastri-Lager zweifelt diese These an, weil der Bruch in den schnellen Kurven direkt nach dem Sprint-Crash in Austin eingeläutet wurde. Am Freitag fehlten ihm im Highspeed-Sektor 1 nur 0,072 Sekunden auf Norris. Am Samstag waren es 0,227 Sekunden. Und das setzte sich in Mexiko fort.
Während Norris in Mexiko seine Pole Position in einem atemberaubenden Sprint in die erste Kurve gegen die zwei Ferrari-Fahrer und Verstappen in die rennentscheidende Führung ummünzte, musste Piastri vom siebten Startplatz vorsichtiger sein. Der Australier rutschte sogar auf den neunten Rang ab. Von dort steckte er das ganze Rennen im Verkehr.

Verstappen machte trotz einiger Offroad-Einlagen Punkte auf die WM-Spitze gut.
McLaren-Schrauber schneller als Mercedes
Beim ersten Reifenwechsel kamen ihm Andrea Kimi Antonelli, Lewis Hamilton und Oliver Bearman mit dem Undercut zuvor. In der 47. Runde entschied sich McLaren für einen zweiten Boxenstopp, um Piastri endlich aus dem Verkehr zu holen. Doch Mercedes dachte genauso. Immerhin brachte der schnellere Boxenstopp Piastri an Antonelli vorbei. Weil aber eine Runde später George Russell und Oliver Bearman auch einen zweiten Reifenwechsel einlegten, hatte Piastri wieder zwei Autos vor seiner Nase.
Vermutlich wäre es besser gewesen, den neuen WM-Zweiten auf der Strecke zu lassen. Dann hätte er freie Fahrt gehabt und mit dem langen Atem seines McLaren vielleicht sogar vor Verstappen ins Ziel kommen können. Stella glaubte nicht daran: "Wenn Oscar draußen bleibt, macht Russell das gleiche. Und da Überholen wieder extrem schwer war, wollten wir genau das verhindern."












