Fahrtermine wie dieser laufen eigentlich alle gleich ab: Der Hersteller erzählt uns Journalisten, was am Auto neu ist, und wir fahren anschließend heraus, ob sich das Marketing-Gewäsch auch mit den Fahreindrücken deckt. Anders im Falle des facegelifteten Tonale , wo Alfa Romeo in über einer Stunde Pressekonferenz nicht mit einer Silbe erwähnt, dass der 1,3-Liter-Benziner des Ibrida Plug-in nun satte 30 PS weniger leistet als bislang. Die 270 statt einst 280 PS Systemleistung seien vielmehr das Resultat neuer Emissionsrichtlinien.
Wir übersetzen das mal: Um die neue Euro-6e-bis-Norm einzuhalten, musste Alfa seinen Turbo-Vierzylinder auf 150 PS drosseln, während der E-Motor nun 128 PS dazusteuert (bisher 122). Die Konsequenz: Beim Standardsprint ist das neue Topmodell nun vier Zehntel langsamer auf Tempo 100 (6,6 statt 6,2 Sekunden) und die Vmax sinkt von 206 auf 195 km/h. Fühlte sich der bisherige Tonale PiH schon nicht nach 280 PS an, so wird das mit dem Neuen nicht besser. Zwar kann auch dieser über den bekannten dna-Drehregler die Fahr-Parameter scharf schalten, zum Sportwagen wird er aber in keiner Stellung. Die Fahrbarkeit und den Übergang von Elektro- auf Verbrennerantrieb will man verbessert haben. Spürbar ist das in etwa so deutlich wie das verbesserte Handling durch die, um einen Zentimeter breitere Spur. Ja, Sie haben richtig gelesen: ei - nen Zen - ti - me - ter.
Zu leichtgängige Lenkung
Darüber hinaus wirft vor allem die Lenkung Fragen auf. Zwar behauptet Alfa, sie sei die "am direktesten übersetzte im ganzen Segment", im Normal-Modus liefert sie jedoch kaum Rückmeldung. Viel mehr als einen laschen Lenkkringel haben wir nicht in der Hand. Im Dynamik-Modus verhärtet sich das System zwar und liefert einen besseren Gegendruck, der Weisheit letzter Schluss fühlt sich aber anders an.
Mit dem zentralen Knopf im dna-Drehrad lässt sich die Fahrwerkshärte zudem einzeln zwischen sportlich und komfortabel wählen. Ein unschönes Detail: Hat man den Tonale in Dynamik und schaltet das Fahrwerk zurück in den Komfortmodus, springt auch die Lenksteifigkeit gefühlt wieder auf "normal" zurück. Ein vollwertiger Individualmodus, bei dem sich Ansprechverhalten, Fahrwerk und Lenkung separat einstellen lassen, würde dem Tonale zu deutlich mehr Variabilität verhelfen.
Lackierung, Felgen, Polster
Neben den neuen Leistungswerten und der frischen Front mit dreidimensionalem Scudetto fasst Alfa Romeo die üblichen Verdächtigen im Facelift-Ballett an: Es gibt drei neue Farben zur Auswahl. Das im Video gezeigte Rosso Brera, das ocker-goldene Giallo Ocra und Verde Monza – ein dunkles Grünmetallic. Dazu kommt ein neudesigntes 20-Zoll-Rad für die Launch Edition namens Sport Speciale.
Im Innenraum gibt es einen neuen Alcantara-Bezug für den Armaturenträger und die strukturell unveränderten Sitze lassen sich wahlweise in einer neuen Schwarz/Weiß-Kombination oder in rotem Leder "Cannelloni" bespannen – da bekommt man gleich Appetit. Technisch neu ist eigentlich nur der Gangwahlhebel, der eben kein Hebel sondern nun ein Drehrad, wie bei Jaguar vor zehn Jahren, ist.
Neue Front, breitere Spur
In der neu gestalteten Frontschürze wurden die seitlichen Lufteinlässe in den Grilleinsatz integriert. Auch hier wurde das Wabengitter durch eine neue Struktur ersetzt. Durch die Neugestaltung der Front hat sich der vordere Überhang reduziert. Gleichzeitig hat Alfa Romeo die Spur an beiden Achsen verbreitert. Dadurch soll die Seitenneigung der Karosserie in schnell durchfahrenen Kurven reduziert und das Schieben über die Vorderräder Richtung Straßenrand (Untersteuern) weiter verringert werden. Erweitert wurde für den Tonale der Farbfächer für die Außenlackierungen. Neu im Angebot sind die Metallic-Farbtöne Rosso Brera, Verde Monza und Ocra Amalfi.
Den Innenraum des Tonale wertet Alfa mit einer neuen Ambientebeleuchtung im Look einer Schlangenhaut sowie neuen Sitzbezugsoptionen aus Leder, Kunstleder und Alcantara auf.
Überarbeite Antriebspalette
Etwas tiefgreifender präsentieren sich die Veränderungen in der Antriebspalette. Für alle Motoren gilt: Sie erfüllen jetzt die neueste Emissionsnorm Euro 6 E-bis. Einziger Diesel bleibt der 130 PS starke 1,6-Liter-Vierzylinder in Kombination mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und Vorderradantrieb. Der 1,5-Liter-Mild-Hybridantrieb bleibt im Programm, fährt aber künftig mit mehr Leistung vor. Der Turbo-Benziner kommt jetzt in Kombination mit einem 48-Volt-E-Motor auf eine Systemleistung von 175 PS – 15 PS mehr als das Vorgängermodell. Ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe überträgt die Antriebsleistung auf die Vorderräder. Als Top-Antrieb bleibt weiterhin der PHEV im Programm. Der verliert allerdings um 10 PS an Systemleistung und kommt so nur noch auf 270 PS. Kappen mussten die Italiener dabei den Output des 1,3-Liter-Turbobenziners, der seine Kraft über eine Sechsgang-Automatik an die Vorderräder abgibt. Der E-Motor an der Hinterachse blieb unangetastet. Angaben zu weiteren elektrospezifischen Daten macht Alfa Romeo bislang nicht. Die Vor-Facelift-Version kam mit ihrer 12 kWh großen Batterie im reinen Elektromodus bis zu 63 Kilometer weit.
Mit dem Facelift zieht Alfa Romeo für den Tonale auch eine neue Modellstruktur ein. Die neue Basisausstattung heißt schlicht "Tonale", die neue mittlere Ausstattungsvariante "Ti". Erhalten bleiben die Ausstattungsniveaus "Sprint" und "Veloce". Zum Marktstart der Faceliftversion legt Alfa den Tonale auch in der Einführungsedition "Sport Speciale" auf. Der repräsentiert mit seiner Topausstattung die exklusivste Variante des neuen Modells.
Marktstart und Preise
Die Auftragsbücher für den neuen Alfa Romeo Tonale öffnen im November 2025. Zu haben ist der aufgefrischte SUV in der Hybridversion ab 41.400 Euro und damit 900 Euro günstiger als bisher. Die PHEV-Variante startet jetzt erst ab 52.300 Euro und damit um 700 Euro höher als bislang. Um ebenfalls 700 Euro stieg der Grundpreis für den Diesel, der jetzt erst ab 41.500 Euro zu haben ist. Die Sport Speciale-Versionen kosten ab 52.800 Euro (Ibrida), ab 62.100 Euro (PHEV) und ab 51.300 Euro (Diesel).





