Corvette C7 als Gebrauchtwagen – Das müssen Käufer wissen

Chevrolet Corvette C7 als Gebrauchtwagen
So schlägt sich die Legende auf dem zweiten Markt

ArtikeldatumVeröffentlicht am 07.12.2025
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Autos mit Tiernamen? Kennt jeder: Käfer, Ente, Laubfrosch und Panda. Krabbeln, watscheln, quaken und drollig aus der Wäsche schauen. Wie niedlich. Gegen dieses Klein-Getier liegt ein Ford Mustang meilenweit in Führung. Sein Name klingt nach Rasse, Temperament und Muskeln. Die Geschichte mit dem Wildpferd und den Pony-Cars haben wir alle tausendfach gehört oder gelesen. Dass der Ford Mustang diese Fahrzeuggattung kraft seiner Geburt 1964 begründete und bis heute megaerfolgreich ist, natürlich auch. Dynamik hat die sechste Generation genügend – im Gegensatz zu den niedlichen Kleinen von VW, Citroën, Opel oder Fiat. 421 oder 450 PS leistet der fünf Liter große Sauger. Der V8 ist klar die beliebteste Motorisierung des von 2014 bis 2023 gebauten Mustang. 2015 kostete ein 421-PS-Modell 43.000 Euro, allerdings nackt.

Die meisten Mustang gingen dabei mit Vollausstattung über den Tresen, was den Preis auf über 50.000 Euro anhob. Das Facelift-Modell mit 450 PS kam 2018 zu uns und lag als Basismodell bei 47.000 Euro. So relativieren sich die auf den ersten Blick gar nicht mal so günstigen Gebrauchtwagenpreise, zumindest für die empfehlenswerten Europa-Varianten. Unter 35.000 Euro ist fast nichts Vernünftiges zu finden. Aber: Mustangs value for money ist unschlagbar, egal ob gebraucht oder neu. Schauen Sie mal auf die deutsche PS-Prominenz …

Corvette C7 Coupé
Hans-Dieter Seufert

Christian Meyer von Mustang Deutschland in Neu-Ulm beschäftigt sich seit knapp 20 Jahren mit Fords Kultauto. "Als ich auf Schüleraustausch in den USA war, hat es mich erwischt." Seinen ersten Mustang importierte er 2004. "Bis 2017 hat sich der Import noch gelohnt, denn für die EU-Varianten gab es anfangs einige Extras wie 20-Zöller oder beliebte Pakete nicht. Das ist längst vorbei. Die Europa-Modelle können alles, bieten dazu volle Werksgarantie."

Aber: Importierte US-Autos sind günstiger, hier beginnt die Preis-Range bei 25.000 Euro. Christian Meyer: "Man erkennt sie an den kleinen Außenspiegeln und roten Rückleuchten. Häufig kommen sie in Shelby-Optik daher, tragen ein Body-Kit und haben eine Abgasanlage ohne Zulassung."

Das größte Risiko sind jedoch die zahlreichen reparierten Unfallautos, die nicht als solche verkauft werden. Das Problem: "Sie hatten einen Unfall, einen Wasser- oder Vandalismusschaden und sind in den USA nicht mehr zulassungsfähig", sagt Meyer. Der Fachbegriff lautet "Salvage Titel". Diese Autos werden exportiert und erleben bei Werkstätten in Litauen oder Georgien ihren zweiten Frühling. Wie gut oder schlecht sie dort repariert wurden? Oft Glückssache.

Highway oder Hurricane

Wer Pech hat, erwirbt einen "unfallfreien" Mustang, der jedoch in seinem ersten Leben auf einem Highway mit einem Dodge Ram kollidiert ist oder wegen eines amtlichen Hurricanes bis zur Gürtellinie unter Wasser stand. Meyer: "Zwei bis drei Mustang-Besitzer pro Monat melden sich bei mir und bitten um Hilfe, weil sie merken, dass mit ihrem Auto etwas nicht stimmt." Und es passiert nicht nur Kunden von gebrauchten US-Cars. Die schwarzen Händlerschafe vermarkten auf diese Art auch teure Audi, BMW, Mercedes und Porsche.

Corvette C7 Cabrio, Cockpit
Hans-Dieter Seufert

Was also tun? Am besten die Fahrzeug-Identnummer bei Google eingeben und nach Fotos suchen. Meist findet man das Auto, wenn die Versicherung den Unfall oder Schaden bereits reguliert hat. Mögliche Zweifel klärt auch eine Anfrage bei Carfax.

Genug der schlechten Gedanken. Wir greifen zum Schlüssel des reinrassigen, deutschen Wildpferds, das Christian Meyer und seine netten Mitarbeiter für uns reserviert haben: Erstzulassung 1/2020 auf die Ford-Werke, danach von einem Privatmann gefahren. Der orange Fastback hat erst knapp 27.000 Kilometer runter und soll 47.690 Euro kosten. Sehr gepflegter Zustand, inklusive begehrten 55er-Pakets, neuer HU, Garantieschutzbrief und genügend Restgummi auf den Michelin-Reifen. Diese Kombination löst den Sofortkauf-Reflex aus. Moment, wir sind ja noch keinen Meter gefahren!

Drücken, drehen, fauchen

Beim Warmcruisen erst mal das US-Car auf sich wirken lassen. Kompakt ist anders. Der Ford misst fast 4,80 Meter, da waren seine Ahnen schon zierlicher. Und auch der Wendekreis schränkt die Handlichkeit ein. Innen viel Hartplastik mit Carbon-Look, aber auch hübsche Digital-Instrumente und schöne Metall-Kippschalter. Das Navi kennen wir aus Fiesta und Focus.

Corvette C7 Coupé, Auspuff
Hans-Dieter Seufert

Die süße Achtzylindermelodie jedoch nicht – American Heartbeat at its best. Der Tonfall lässt sich modellieren: Von dezentem Bollern bis zum aggressiven Brüllen ist alles dabei. Je nachdem, welches Fahrprogramm man angeklickt hat und wie die Auspuffklappen gerade stehen. Der 450 PS starke Fünfliter-V8 wirft 529 Newtons in den Ring. Entsprechend gibt es schon untenherum strammen Durchzug. Bei 3.500 Touren zeigt der Vierventiler sein wahres Gesicht. Jetzt drückt er kräftig, dreht und schiebt und faucht, bis der Begrenzer bei sieben fünf nach dem nächsten Gang fordert. Die Getrag-Handschaltung agiert knackig und auf kurzen Wegen – und sie verkneift sich das gelegentliche Hakeln, das vom bis Sommer 2017 gebauten Mustang mit 421 PS bekannt ist.

Auch das Handling zeigt zwei Charaktere: Im Normal-Modus animiert der Mustang zum lässigen Dahintraben. Untermalt vom moderaten V8-Bass, spult er seine Kilometer ab. Aber auch hartes Rannehmen mag er. Per Klickschalter den Cruiser-Modus verlassen, drei Gänge runter und – und yiiihaaa! Der gestreckte Galopp gefällt dem Pony-Car ebenso gut wie dem Reiter. Im Rennstrecken-Modus passt auch das reduzierte Handmoment der Lenkung zu den Ambitionen des Fahrers. Der US-Boy serviert ein sehr unterhaltsames Handling. Doch Achtung: Wenn das ESP deaktiviert ist, muss man die Zügel fest in der Hand haben. Die Hinterachse mit Torsen-Sperre verliert den Grip eher spontan statt progressiv.

Corvette C7 Coupé
Hans-Dieter Seufert

War noch was? Ach so, die Bremsen! Brembo liefert die Komponenten. Ja genau, kleiner haben sie es nicht in Dearborn. Gut dosierbar, prima zupackend und auch in Sachen Fading sehr unauffällig – das zeigt ein Blick auf die Messwerte der bei uns angetretenen Test-Mustang. Das Gute: Die Bremsen kosten nicht die Welt, wenn sie mal getauscht werden müssen. Überhaupt sind die Preise für Inspektionen, Ersatz- oder Verschleißteile wirklich günstig. Sie bewegen sich eben auf Ford-Niveau und bleiben weit unter denen vergleichbarer Sportwagen.

Kaum Potenzial für Ärger

Wir bleiben bei den Kosten, Thema Sprit: Klar, wer den Ford jährlich 40.000 Kilometer über die German Autobahn prügelt, darf sich nicht über dramatische Spritrechnungen beklagen. Doch mit rund 13 Litern im Schnitt bleibt er unter der Konkurrenz. Was kann jenseits von verschwiegenen Unfallschäden für Ärger sorgen? Nicht viel, der Ford ist weitgehend unproblematisch.

Corvette C7 Coupé
Hans-Dieter Seufert

Vereinzelt gab es verkokte und klemmende Ansaugklappen. Sie lassen den Motor unrund laufen oder er geht gleich in den Notlauf. Meyer: "Bei Vor-Mopf-Autos gab es Probleme mit der Zehngangautomatik und der elektrischen Sitzverstellung. Wurde aber beides auf Garantie behoben." Auch die flatternde Motorhaube ab 180 km/h tritt nur bei frühen Modelljahren auf. Ebenso wie Kontaktkorrosion an den aus Alu gefertigten Motorhauben und Heckdeckeln.

Unterm Strich kein Grund, keinen Mustang zu kaufen. Was haben wir vergessen? Na, die Viper, ein weiteres Auto mit Tiernamen! Aber das wäre eine ganz andere Geschichte …

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