Corvette C7 als Gebrauchtwagen – Das müssen Käufer wissen

Chevrolet Corvette C7 als Gebrauchtwagen
So schlägt sich die Legende auf dem zweiten Markt

ArtikeldatumVeröffentlicht am 07.12.2025
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Essen, Klamotten, Autos: Letztlich geht es immer ums Geld. Klar, bei den US-amerikanischen Fast-Food-Ketten bekommt man besonders viel Essen für sein Geld. Da kann die mit Michelin-Sternen dekorierte Nobel-Cuisine nicht mithalten. Über die Themen gesundes Essen und Ambiente der Restaurants sprechen wir dann jetzt aber besser nicht.

Es entscheiden die Dicke des Geldbeutels und der eigene Anspruch – wie auch bei der Frage, ob es eine Corvette oder lieber ein europäischer Premium-Sportler sein soll. Fakt: Eine Corvette bietet immer besonders viel PS und viel Auto fürs Geld. Egal ob neu oder gebraucht. Beispiel gefällig? Hier etwas zum Schmunzeln: Für den Grundpreis eines neuen BMW Z4 mit dünnen 197 PS und 320 Newtonmetern aus vier Zylindern kann man sich auch eine voll ausgestattete Corvette Stingray C7 von 2014 bis 2017 vor die Garage stellen – los geht’s schon bei unter 50.000 Euro.

Doch aufgepasst: Die günstigsten Autos sind allesamt US-Cars, keine offiziellen deutschen Autos. Zu den Unterschieden später mehr. Deutsche C7 kosten mindestens 60.000 Euro. Doch im Gegensatz zum BMW Z4 wuchert der US-Boy mit einem 6,2-Liter-V8, der 466 PS und 630 Newtonmeter mobilisiert.

Corvette C7 Coupé
Hans-Dieter Seufert

Preis-Gap gestern wie heute

2013 kostete eine neue Corvette Stingray im Basispreis 69.990 Euro, ein Porsche 911 Carrera S hingegen 105.946 Euro. 2016 verlangte Chevrolet für ein Z06 Cabriolet 121.900 Euro, Ferrari nahm für einen 488 Spider satte 228.368 Euro. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt setzt sich dieser Preis-Gap bis heute fort. Eine Z06 findet man schon ab 70 000 Euro (US-Modell) respektive 90.000 Euro (deutsches Auto), während ein gebrauchter 488 mindestens 175.000 Euro kostet.

Von der Theorie zur Praxis: Beim Autohaus Steppe in Horgau westlich von Augsburg finden wir ein Stingray Cabriolet und ein Z06 Coupé. Bevor wir uns an der guten Ausstattung des 2018 zugelassenen Cabrios erfreuen, entdecken wir das Wichtigste: Kupplungspedal und Schalthebel. V8-Saugmotor mit viel Hubraum und manuelles Getriebe? Eine Seltenheit und akut vom Aussterben bedroht! Ebenso top: Corvette heißt immer acht Zylinder. Ein Vierzylinder wie im Ford Mustang oder AMG C 63? No way. Typisch für den Klassiker sind die untenliegende Nockenwelle und Stößelstangen, die zwei Ventile pro Zylinder tanzen lassen. Immerhin garniert mit Direkteinspritzung und Zylinderabschaltung, von wegen altmodische Technik.

Corvette C7 Cabrio, Cockpit
Hans-Dieter Seufert

Bitter sweet Symphony

Dach auf, V8 gezündet, los geht’s. Erster Eindruck: Große Kerle haben wenig Platz, außerdem sitzt man zu hoch. Dafür punkten die Competition-Sportsitze mit gutem Halt. Bis auf die elektrischen Türöffner gibt es aus ergonomischer Sicht nichts zu meckern. Der Sauger spricht spontan an, dreht flockig hoch und posaunt aus vier Endrohren eine bitter sweet Symphony. Unten sattes V8-Brabbeln, obenraus zorniges Hämmern, so muss das sein! Satte 630 Newtonmeter sorgen für stämmigen Durchzug auch in den oberen Gängen. Dabei hilft das geringe Gewicht von weniger als 1,6 Tonnen. Die Schaltbox gibt sich etwas knorpelig, verlangt nach einer festen Hand. Dafür ist eine Autorev-Funktion an Bord, die beim Runterschalten mit Zwischengassalven beglückt. Im Track-Modus werden Lenkung und Dämpfer nachgeschärft, das ESP deaktiviert und der Auspuff auf Durchzug geschaltet. Lobenswert: Die Traktionskontrolle lässt sich fünfstufig justieren. Das Handling? Am liebsten mag die Corvette verkehrsarme, nicht zu schmale Landstraßen mit vielen flüssigen Kurven. Dann vergisst man Raum und Zeit.

Rückblick: Ende 2013 ließen wir eine handgeschaltete 466-PS-Stingray gegen einen 911 Carrera S und einen Jaguar XKR-S antreten. Auf dem kleinen Kurs Hockenheim war sie drei Zehntelsekunden schneller als der 66 PS schwächere, aber 70 Kilogramm leichtere Porsche. Im Grenzbereich jedoch ist der 911 einfacher zu fahren als die Corvette. Den 84 PS stärkeren, aber 264 Kilo schwereren Jag deklassierte die C7 deutlich. Die Rundenzeit: 1.11,5 gegenüber 1.14,2 Minuten. Am Ende fuhr sie einen klaren Punktsieg ein, woran auch ihr deutlich günstigerer Preis Anteil hatte.

Corvette C7 Coupé, Auspuff
Hans-Dieter Seufert

Mitte 2017 dann das Duell Corvette Grand Sport gegen 911 Carrera GTS. Das US-Car trat mit dem Z07-Performance-Paket samt Sportreifen, Magnetic-Ride-Fahrwerk, Keramik-Stoppern und mehr Aero an. Doch der auf 450 PS erstarkte Elfer konnte die Corvette am Ende knapp in Schach halten, was vor allem an der besseren Zeit von 0 auf 100 km/h lag, die vom PDK-Getriebe begünstigt wurde. Fun Fact: Auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim nahm die Grand Sport der Stingray fast drei Sekunden ab, trotz null PS Mehrleistung. Genau so sähe unsere Wunsch-C7 aus. Doch leider sind diese Modelle sehr selten.

Heftige Kraft-Eruption

Raus aus der roten Stingray und rüber zur silbernen Z06. Außen ist alles anders: Mit gezielten Retuschen schaffte Chevrolet eine viel schärfere Optik. Im 2017er-Coupé fällt das Schildchen unterhalb der Klima-Bedieneinheit auf: Hier steht "659 horse power / 881 Nm torque". Jetzt weiß der Copilot gleich, was ihn erwartet. Ab auf die Landstraße, Bahn frei. Wer das rechte Pedal durchtritt, erntet eine heftige Kraft-Eruption. Schon bei 1500/min packt der 6,2-Liter die Faust aus und drückt unbarmherzig. Bei 6.500/min legt die Automatik den nächsten Gang ein. Brutal, wie das Ding über 200 noch zulegt! Dabei klingt der V8-Kompressor noch schärfer als der Sauger. Obenraus schreit der bullige Motor richtig.

Was auffällt: Die Schaltgeschwindigkeiten des Wandlergetriebes könnten speziell in "Race" oder "Track" zackiger über die Bühne gehen. Und die beiden Lenkrad-Schaltpaddel aus Plastik wirken armselig. Thema Reifen: Die im Z07-Performance-Paket enthaltenen Michelin Sport Cup 2 ZP (285/30 ZR 19 vorn, 335/25 ZR 20 hinten) verdienen eine Extra-Erwähnung. Warm gefahren bieten die Semislicks unfassbaren Grip. Traktionskontrolle und ABS sind top darauf abgestimmt. Kalte Temperaturen? Nässe? Besser den Bock stehen lassen, den Crash vermeiden und sich den peinlichen Anruf bei der Versicherung sparen.

Corvette C7 Coupé
Hans-Dieter Seufert

Im Supertest Mitte 2017 landete die Z06 nur ein Pünktchen hinter dem 911 GT3 und lag gleichauf mit dem AMG GT R. Auf der Nordschleife war die Z06 mit 7.14 Minuten nur eine Sekunde langsamer als der Porsche 918 Spyder! Beim Handlingvergleich am Rheinring fehlten ihr nur sechs Zehntel auf den Lamborghini Huracán Performante. AMG, McLaren, Porsche, Audi und Honda mussten sich hinten anstellen. Man merkt schon: Egal wie viel Pferdestärken, die C7 ist ein echter Burner und ganz sicher kein Papiertiger.

Wichtig vor dem Kauf: Finger weg von US-Import-Modellen. Oft stößt man auf Unfallautos, bei denen die Reparaturen verschwiegen werden. Ähnlich wie Mustang, Challenger oder Camaro. Woran erkennt man, welches Modell angeboten wird? Thomas Steppe: "Nur die EU-Modelle haben Spiegel mit Seitenblinkern und Scheinwerfer-Waschanlage. Auch bei Fahrwerks-Setup, Bremsen und Reifen sind die Autos nicht identisch." Steppe verkauft grundsätzlich nur deutsche Gebrauchte mit Garantie. Gegenüber den letzten zwei Jahren ist das Angebot an guten deutschen Autos zurückgegangen. "Und die Autos sind teurer, stehen aber oft sehr lange im Netz", so Steppe, der zweifelt, ob die aufgerufenen Preise überhaupt erzielt werden können.

Corvette C7 Coupé
Hans-Dieter Seufert

Technisch ist nicht viel

Generelle technische Gebrechen? Nicht viel: Ein undichter Riemenspanner am Motor kann für 250 Euro repariert werden. "Wenn das Automatikgetriebe ruckelt, hilft eine Getriebespülung", für die Thomas Steppe 1.300 Euro aufruft. Und sonst so? Bitte die Unterhaltskosten nicht außer Acht lassen: Die Ausgaben für Versicherung und Sprit sind wie erwartet nichts für Sparfüchse. Und bei den Werkstattkosten reicht die Bandbreite von Fast Food bis Haute Cuisine.

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