Elektroauto im Winter-Stau: Muss ich im E-Auto im Stau (er)frieren?

Elektroauto im Winter-Stau
Muss ich im E-Auto im Stau (er)frieren?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 22.11.2025
Als Favorit speichern

Schneechaos, stundenlanger Stau auf der Autobahn oder plötzlich gesperrte Straße im Ski-Gebiet: Gründe, warum es im Winter gelegentlich etwas länger dauert, gibt es viele. Und damit einher geht für Elektroauto-Fahrer oft die Frage, ob das gut geht. Oder man nach Tagen steifgefroren aus dem tiefgekühlten Stromer geborgen wird. Und weil diese Furcht so alt ist wie die "Reichweiten-Angst", gibt es entsprechende Tests und Untersuchungen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Was also gilt wirklich, wenn man über längere Zeit bei Minusgraden im Elektroauto ausharren muss?

Zuverlässige Heiztechnik

Zunächst ein Blick auf die Technik. Während Verbrenner-Autos mit der Motor-Abwärme verschwenderisch umgehen können, muss bei Elektroautos zwangsläufig die Antriebsbatterie herhalten, um Wärme zu erzeugen. In erster Linie geschieht die Wärmeerzeugung ganz klassisch über eine sogenannte Widerstandsheizung. Klassisch deshalb, weil das Funktionsprinzip jeder zum Beispiel von einem Föhn kennt: Wenn Strom durch das Heizelement fließt, erwärmt es sich durch den elektrischen Widerstand und gibt die entstehende Wärme an die Umgebung ab. In Elektroautos kommen in aller Regel Heizungen mit keramischen Widerstandselementen zum Einsatz. Diese nennt man PTC-Heizungen (Positive Temperature Coefficient).

Der entscheidende Punkt ist also, was eine solche Elektroheizung verbraucht, zusätzlich zur eigentlichen Heizfunktion auch für den Betrieb des Lüfters. Und genau dazu gibt es inzwischen zahlreiche Praxistests, die klar Entwarnung geben. So hat zum Beispiel der ADAC bei einem Renault ZOE Z.E. 50 und einem VW E-Up bei einer Außentemperatur von -9 bis -14 Grad mit laufender Innenraumheizung einen Verbrauch von 2-3 kWh gemessen. Zu einem vergleichbaren Ergebnis kam der österreichische Autoclub ÖAMTC in Zusammenarbeit mit dem ADAC in einer Untersuchung mit sieben Elektroautos aus verschiedenen Klassen vom Fiat 500e bis zum BMW iX.

Verbrauch geringer als oft gedacht

Der ÖAMTC untersuchte dabei außerdem den wichtigen Aspekt der jeweiligen Fahrzeug-Isolierung (also: Wie lange bleibt das Auto warm) und den höheren Strombedarf in der Aufwärmphase. Und auch hier lag der Dauerverbrauch im Stand bei laufender Elektroheizung zwischen 1,5 und 2 kWh (im Vergleich zur jeweiligen Akku-Kapazität) sehr niedrig. Ein interessanter Nebenaspekt: Der ÖAMTC fand heraus, dass Wärmepumpen-Heizungen bei sehr niedrigen Temperaturen keinen Effizienzvorteil gegenüber konventionellen PTC-Heizungen bieten.

ADAC Wintertest Elektroauto Heizung
ADAC

Das klare Ergebnis also: Selbst mit einem vergleichsweise kleinen Akku im Elektroauto lässt sich die Innenraumheizung über viele Stunden betreiben, ohne dass dem Wagen der "Saft ausgeht". Einfache Beispiel-Rechnung: Selbst mit dem kleinsten Akku der ersten Generation des VW ID.3 (Netto-Energieinhalt 45 kWh) ließe sich der Elektro-Kompaktwagen bei einem realistischen Energiebedarf von 2 kW für die Heizung über 20 Stunden warmhalten, bevor die Lichter ausgehen.

Tipps für den Winter im Elektroauto

Um Energie zu sparen, sollte neben der Luftheizung auch auf körpernahe Heizsysteme wie Sitz- oder Lenkradheizung zurückgegriffen werden. Sie schaffen angenehme Wärme und sind effizienter im Verbrauch. Türen und Fenster sollten nur kurzzeitig geöffnet werden, damit keine unnötige Wärme verloren geht. Wenn möglich, das Elektroauto in einer Garage parken – so bleibt der Temperaturunterschied zur Umgebung gering, was den Heizbedarf reduziert. Idealerweise wird das Fahrzeug bereits vor der Abfahrt aufgeheizt, solange es noch an der Ladestation angeschlossen ist. Die nötige Energie stammt dann aus dem Stromnetz statt aus der Batterie, was zwar den Gesamtverbrauch nicht senkt, aber die Reichweite im Fahrbetrieb erhöht. Zudem lohnt es sich, die Heizungszonen gezielt zu steuern und nur die tatsächlich benötigten Bereiche zu beheizen.

Vorsichtsmaßnahmen

Für Elektroautos gelten im Winter ansonsten dieselben grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. So sollte man für jeden Insassen stets eine warme Decke im Auto mitführen, besonders vor längeren Fahrten. Heiße Getränke in Thermobehältern sind ebenfalls keine schlechte Idee für lange Fahrten bei angekündigtem Winterwetter. Herkömmliche Winterhilfsmittel wie Eiskratzer, Enteiserspray und Silikonstifte für die Pflege der Türdichtungen gehören auch bei Elektroautos an Bord. Und ebenso, wie man bei Verbrennern vor längeren Fahrten volltankt, sollte man auch beim Elektroauto mit einem vollständig geladenen Akku auf Langstrecken starten, selbst wenn die aktuelle Reichweite bis zum Ziel genügen würde.

Fazit