Erst im Oktober 2025 gesellte sich Samsung SDI zur Entwicklungsgemeinschaft von BMW und dem US-Batteriehersteller Solid Power. In einer strategischen Partnerschaft arbeiten nun alle drei Unternehmen gemeinsam an All-Solid-State-Batterien (ASSB) – also Batteriezellen mit festem statt flüssigem Elektrolyt (siehe weiter unten).
BMW, Solid Power und Samsung mit klarer Arbeitsteilung
Die Zusammenarbeit beruht auf klaren Arbeitsteilungen: Solid Power liefert schwefelbasierte Festkörperelektrolyte an Samsung SDI. Die Koreaner wiederum integrieren dieses Material in Separatoren oder Katholyten (Lösungen im Kathodenraum einer Batteriezelle) und bauen daraus komplette Zellen. Vorausgesetzt, die technischen Anforderungen sind erfüllt. Die so entstandenen Zellen evaluiert das Team dann gemeinsam mit BMW anhand von vorher vereinbarten Leistungsparametern.
Erstes großes Ziel ist es, die ASSB-Zellen in Demonstrationsfahrzeuge von BMW (siehe Bildergalerie) zu integrieren. BMW sieht in dem jüngsten Einstieg von Samsung SDI ein "erhebliches Momentum" auf dem Weg zur nächsten Generation von Batteriezelltechnologien. Samsung SDI betont wiederum, dass durch die enge Zusammenarbeit mit BMW und Solid Power die Kommerzialisierung von Festkörperbatterien erheblich beschleunigt werden kann. Solid Power hebt hervor, dass ihre Elektrolyt-Technologie auf Stabilität und Leitfähigkeit ausgelegt ist und mit globalen Partnern schneller zur Serienreife gebracht werden kann.
Samsungs eigene Pläne für Festkörperbatterien
Parallel zur Kooperation mit BMW verfolgt Samsung SDI dennoch sehr ehrgeizige eigene Pläne: Das Unternehmen bestätigte gegenüber den Kollegen der Automobilwoche, dass es die Entwicklung seiner eigenen All-Solid-State-Batterien (ASSB) unabhängig vom BMW-Projekt weiterführt. Bereits 2027 will Samsung mit der Massenproduktion von solchen Batteriezellen beginnen. Dabei setzen sich die Koraner ambitionierte Ziele bei der Energiedichte – sie wollen nicht nur früher in die Großserie gehen, sondern auch eine der höchsten Energiedichten in der Branche erreichen.
Darüber hinaus gebe es Spekulationen über eine mögliche Zusammenarbeit mit General Motors (GM): Samsung SDI hatte mit GM bereits ein gemeinsames Unternehmen gegründet, das unter anderem eine Batteriefabrik in Indiana (USA) plant. Einige Marktbeobachter vermuten nun, dass die Festkörperzellen von Samsung zuerst bei Marken von GM zum Einsatz kommen könnten – eine offizielle Bestätigung dafür steht allerdings noch aus.
Chinas Druck: Wettbewerb in der Festkörpertechnologie
Während Samsung SDI und BMW/Solid Power ambitionierte Schritte in Richtung ASSB setzen, wächst der Druck aus China. Ein zentraler Konkurrent ist der chinesische Autobauer Dongfeng, der angekündigt hat, bereits im September 2026 mit der Produktion von Festkörperbatterien zu starten. Die Entwicklung von Festkörperbatterien hat auch eine geopolitische Dimension: Heute sind westliche Autohersteller stark von Lieferketten abhängig, die bei Lithium-Ionen-Batterien zu großen Teilen in China konzentriert sind – etwa bei Kathodenmaterialien, Anoden, Elektrolyten oder der Zellfertigung selbst.
Gelingt es jedoch, Festkörpertechnologien zu industrialisieren, könnten viele dieser bisherigen Engpässe umgangen werden, weil neue Materialien, andere Rohstoffketten und teilweise völlig neue Fertigungsprozesse erforderlich sind. Das eröffnet die Chance, Produktionskapazitäten in Europa, den USA oder Südkorea aufzubauen und somit einen strategisch wichtigeren Teil der Wertschöpfung zurückzuholen. Entsprechend sehen viele Hersteller in der Festkörperbatterie nicht nur einen technologischen, sondern auch einen industriepolitischen Hebel, um die Abhängigkeit von China langfristig zu reduzieren.
Vorteile von Festkörperzellen
- Höhere Energiedichte
Durch den Austausch flüssiger Elektrolyte gegen feste Materialien können ASSBs mehr Energie pro Volumen oder Masse speichern. Das verspricht größere Reichweiten ohne überproportionales Mehrgewicht im Batteriesystem.
- Verbesserte Sicherheit
Feste Elektrolyte können das Risiko von Leckagen oder thermischem Durchgehen (Thermal Runaway) reduzieren. Das macht Festkörperzellen potenziell sicherer im Vergleich zu klassischen Lithium-Ionen-Batterien mit flüssigen Elektrolyten.
- Längere Lebensdauer
Weil feste Elektrolyte stabiler und mechanisch robuster sein können, besteht die Hoffnung auf bessere Zyklenfestigkeit – also mehr Lade-/Entladezyklen bis zum Leistungsabfall.
Nachteile und Herausforderungen
- Hohe Kosten und Produktionskomplexität
Die Herstellung von Festkörperzellen ist technisch anspruchsvoll und teuer. Die Fertigung braucht neue Prozesse, Materialien und Produktionsanlagen, was die Skalierung erschwert. - Kaltes Laden und Leitfähigkeit
Einige feste Elektrolyte haben bei niedrigen Temperaturen schlechtere Leitfähigkeiten, was die Ladeleistung bei Kälte beeinträchtigen kann. Auch das Design von Separatoren oder Katholyten ist herausfordernd. - Zeit bis zur Serienreife
Trotz ehrgeiziger Zeitpläne ist es unsicher, ob alle technischen Hürden rechtzeitig überwunden werden können. Risiken bestehen bei Lebensdauer, Stabilität oder bei der Massenproduktion.












