Gernot Döllner: Wir haben vor zwei Jahren begonnen, Audi mit einem Transformations- und Strategieprogramm zukunftsfähig aufzustellen – mit gezielten Handlungsfeldern. Wir haben eine Modelloffensive gestartet und zahlreiche spannende Autos auf den Markt gebracht. Parallel dazu haben wir die Weiterentwicklung der Organisation vorangetrieben. Das hat zu einer deutlichen Verschlankung der Entscheidungsstrukturen und im Frühjahr zu einer Zukunftsvereinbarung mit Mitbestimmung geführt. Unser Ziel ist es, Audi wieder ganz nach vorne zu bringen und die Marke als progressiven Premiumhersteller weiterzuentwickeln.
Ja, wir haben jetzt im Management eine komplette Hierarchieebene weniger, drei statt vier. Es gibt deutlich weniger Gremien – gute Kommunikation muss nicht formalisiert sein, vieles klären wir in kleinen, direkten Runden. In jeder Organisation entsteht irgendwann ein Apparat, der sich selbst stützt – es war an der Zeit, das neu zu justieren.
Richtig, wir befinden uns in einem großen Veränderungsprozess. Dafür brauchen wir sehr fokussierte Teams – und möglichst wenig Hierarchie.
Ja. Das gesamte Vorstandsteam steht dahinter, und wir haben die Führungskräfte – insbesondere bei der Produkt- und Entwicklungsorganisation – intensiv eingebunden.
Audi ist ein ganz anderes Unternehmen – mit einer völlig anderen Dimensionierung, was das Geschäftsmodell betrifft. Wir produzieren in China, Nordamerika und Europa, haben regionenspezifische Produkte und decken mit A- bis D-Segment ein extrem breites Portfolio ab. Das ist eine andere Größenordnung, eine andere Komplexität. Jede Station prägt einen – von Porsche bringe ich vor allem ein Verständnis für Prozesse mit, und dafür, wie man schnelle Entscheidungen organisiert. In großen Firmen neigt man dazu, Dinge unnötig kompliziert zu machen. Wenn ein CEO aber vorlebt, dass nicht immer sechs Leute diskutieren müssen, sondern dass oft zwei reichen, setzt sich das durch.
Solange wir unsere Stärken mit Innovationskraft und Geschwindigkeit kombinieren, ist mir nicht bange. Wenn uns das gelingt, wird die deutsche Autoindustrie weiterhin ganz vorne mitspielen.
Absolut. Entwicklungsgeschwindigkeit, Entscheidungsgeschwindigkeit und der Mut, auch nachzukorrigieren, sind die entscheidenden Faktoren im Wettbewerb.
Richtig. Feedbackkultur ist essenziell – die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen, Fehler einzugestehen und Dinge anzupassen, wenn man falsch abgebogen ist.
Mit meinem Background aus der Konzeptentwicklung wird man das nie ganz los. Bei Audi führen wir alle Diskussionen sehr nah am Produkt. Die Liebe zum Produkt prägt das ganze Team.
Diese Marken sind ein integraler Bestandteil unserer Markengruppe. Wir arbeiten eng zusammen, lernen voneinander und profitieren gegenseitig. Audi liefert Großserien-Synergien und technologische Grundlagen. Strategische Fragen wie Portfolio oder Zykluspläne stimmen wir im Management aller vier Marken gemeinsam ab. Aber die Marken haben ihre eigenen, kundennahen Führungsteams. So stellen wir sicher, dass der Charakter jeder einzelnen Marke unverwechselbar bleibt.
Absolut! Audi und den FC Bayern verbindet der Anspruch zur Höchstleistung.
Mit einer guten Struktur und Begeisterung für das, was man tut – ja, es ist eine Freude.

"Entwicklungsgeschwindigkeit, Entscheidungsgeschwindigkeit und der Mut, auch nachzukorrigieren, sind die entscheidenden Faktoren im Wettbewerb." betont Audi-Chef Gernot Döllner (links) im Interview.
Mir war von Anfang an klar, dass Design ein Schlüsselthema für Audi ist. Deshalb haben wir den Bereich direkt in den Geschäftsbereich des Vorstandsvorsitzenden eingegliedert. Mit Massimo Frascella als neuem Designchef haben wir eine neue Designphilosophie entwickelt, deren erster Vertreter der Concept C ist.
Wichtig ist: Eine Marke braucht eine klare Identität, und gleichzeitig muss jedes Modell klar unterscheidbar sein. Die Kunst ist es, das über unser großes Portfolio hinweg umzusetzen.
Wir haben ein gutes Gleichgewicht gefunden: Technologie ist da, aber nicht dominant. Wir wollen keinen Informationsüberfluss, sondern relevante Informationen in der jeweiligen Fahrsituation. Für uns gibt es kein Wettrüsten um Displays, sondern die richtige Information zur richtigen Zeit – kombiniert mit der typischen Audi-Haptik.
Für Details ist es noch zu früh – aber den Gedanken bedarfsgerechter Bildschirme werden wir weiterverfolgen.

Mit dem Concept C stellt Audi einen seriennahen Elektro-Sportwagen vor, der die Designlinie für die gesamte Marke vorgibt.
Wir schaffen Klarheit, die aber keinen Verzicht bedeutet. Wir haben uns auf das Wesentliche fokussiert, Strukturen geordnet, Prioritäten gesetzt. Manche Elemente haben wir sogar verstärkt – und trotzdem wirkt es reduziert.
Software bietet die Möglichkeit für neue und zusätzliche Funktionen. Wichtig ist aber auch hier, Komplexität zu reduzieren. Denn genau das erwarten unsere Kunden.
Wir haben schon vor über vier Jahren die 800-Volt-Technologie eingeführt und Schnellladen ins Zentrum gestellt. Das ist das Fundament für den Durchbruch des Elektroautos. Der zweite wichtige Aspekt ist die Effizienz. Sie bleibt dabei der Schlüssel – mit ihr steigen die Reichweiten.
Mit unserem Dreiklang aus Verbrenner, Plug-in-Hybrid und Elektro sind wir flexibel aufgestellt. In den USA sehen wir, dass der Wandel zur Elektromobilität im Moment langsamer vorangeht. Gut, dass wir gerade eine neue Verbrenner-Generation eingeführt haben – damit bleiben wir handlungsfähig.
Wir prüfen aktuell unterschiedliche Möglichkeiten – auch, aber nicht nur vor dem Hintergrund der Zölle. Im Herbst bereiten wir eine Entscheidung vor – noch in diesem Jahr fällt sie.
Als ein Unternehmen, das im Design, in der Qualität und im Innenraumerlebnis einen großen Schritt nach vorn gemacht hat – und das "Vorsprung durch Technik" erlebbar macht.
Wir haben einen langfristigen, ambitionierten Plan. Für 2030 peilen wir den Titelkampf an. Bis dahin gehen wir Etappe für Etappe. Mit Mattia Binotto und Jonathan Wheatley haben wir ein starkes Führungsduo, mit Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto zwei passende Fahrer. Wir wissen um die Herausforderung, aber unsere Aufstellung stimmt.
Eher in den Bereichen Teamwork, Geschwindigkeit und Effizienz. Das neue Reglement ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Genau diesen neuen Anforderungen an Effizienz stellen wir uns auch gerade bei unseren Serienfahrzeugen. Das passt also perfekt. Technologien können wir nur in ausgewählten Feldern übertragen, aber die Formel 1 als härtestes Testlabor der Welt ist für uns sehr wertvoll.
Vielen Dank Herr Döllner – und viel Erfolg beim Kampf um den Formel-1-Titel. Außerdem sind wir gespannt, wie der Concept C in Serie geht.





