Cellforce vor dem Aus: Porsche wickelt Batterie-Tochter ab

Cellforce vor dem Aus
Porsche streicht Akkuzellen-Produktion komplett

ArtikeldatumVeröffentlicht am 25.08.2025
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Porsche streicht Akkuzellen-Produktion komplett
Foto: Cellforce

Cellforce galt als Herzstück der E-Offensive von Porsche. Jetzt wird das Batteriezell-Start-up weitgehend abgewickelt. Wie vergangene Woche in mehreren Medienberichten bereits angekündigt, streicht der Sportwagenhersteller rund 200 der knapp 290 Stellen am Standort Kirchentellinsfurt. Die Fertigungslinie bleibt stehen, einzig eine Forschungseinheit soll bestehen bleiben.

Laut IG Metall herrschen unter den Beschäftigten "Wut und Enttäuschung". Bei einer Betriebsversammlung am 25. August 2025 habe Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner keine neuen Perspektiven aufgezeigt, so die Berichterstattung der "Automobilwoche". Die Belegschaft müsse sich stattdessen auf Kündigungen zum 30. November einstellen. Die Gewerkschaft kündigte an, jede Kündigung rechtlich prüfen zu lassen, insbesondere im Hinblick auf die Sozialverträglichkeit.

Zugleich veröffentlichte Porsche eine Pressemitteilung, in der man von einer "Neuausrichtung" die Rede ist. Der Konzern begründet den Schritt mit einem langsameren Hochlauf der Elektromobilität und veränderten Rahmenbedingungen auf dem chinesischen Markt. Eine wirtschaftlich tragfähige Serienfertigung sei daher nicht möglich.

Nur noch Entwicklung

Künftig soll Cellforce als eigenständige Entwicklungseinheit weitergeführt werden. Die Forschung an Hochleistungszellen bleibt bestehen – auch mit Blick auf Entwicklungsaufträge innerhalb des Volkswagen-Konzerns. Das Batterie-Kompetenzzentrum PowerCo will geeigneten Cellforce-Mitarbeitern neue Perspektiven an anderen Standorten eröffnen.

Ursprünglich war geplant, in Tübingen eine Pilotfertigung für rund 1.000 Akkus jährlich aufzubauen. Nach rechtlichen Hürden war das Projekt nach Kirchentellinsfurt verlegt worden. Die Produktion ging jedoch nie in Serie. Trotz Millionenförderung von Bund und Land blieb der technische Durchbruch aus.

Zweiter Rückschlag in Kirchardt

Nicht nur Cellforce ist vom Strategiewechsel betroffen. Auch die Batteriemontage beim Zulieferer Valmet in Kirchardt wurde gestoppt. Dort sollte die elektrische 718-Baureihe ab 2025 mit Akkus ausgestattet werden. Da sich das Modell bis mindestens 2027 verzögert, wurde der Vertrag aufgelöst. Valmet hatte zuvor im hohen zweistelligen Millionenbereich investiert. Die geplanten 160 Arbeitsplätze wurden nie erreicht.

Milliardenprojekt ohne Ergebnis

Der Aufbau von Cellforce war von Porsche als zentrales Projekt zur Elektromobilität präsentiert worden. Vorstandschef Oliver Blume bezeichnete die Tochter einst als "Herzstück" der Elektrostrategie. Die Entwicklung verlief jedoch langsamer als erwartet. Serienreife Batteriezellen wurden bis heute nicht produziert. Stattdessen muss Porsche nun Abschreibungen auf die Anlagen in Höhe von 295 Millionen Euro verbuchen.

Parallel hat der Hersteller seine Investitionen in Verbrennungsmotoren wieder erhöht. Die Zurückhaltung beim Hochlauf der E-Mobilität spiegelt sich auch in den jüngsten Geschäftszahlen wider: Im zweiten Quartal 2025 brach der Gewinn im Autogeschäft von 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 154 Millionen Euro ein – ein Minus von 91 Prozent.

Politische Dimension

Das Ende von Cellforce hat auch eine politische Dimension. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hatte das Projekt 2022 bei der Grundsteinlegung als "wirtschaftspolitische Aufgabe ersten Ranges" bezeichnet. Sollte es nun eingestellt werden, könnte das Land Baden-Württemberg gezahlte Fördergelder zurückfordern.

Fazit