Ford in der Krise: Was VW und Opel anders machen

Ford in der Krise
Was Ford von der Konkurrenz lernen kann

Zuletzt aktualisiert am 18.03.2025
Ford Europa in der Krise
Foto: Hersteller/ams

Ford steht in Europa vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Die Modellpolitik des Unternehmens scheint derzeit nicht optimal auf die sich wandelnden Marktbedingungen und das sich verändernde Verbraucherverhalten abgestimmt zu sein. Im Vergleich zu anderen europäischen Automobilherstellern, wie Volkswagen und Opel, gibt es klare Unterschiede in der Herangehensweise an die Modellstrategie, die Ford vor Herausforderungen stellen und Chancen aufzeigen könnten.

Volkswagen: Die Offensive im Bereich Elektromobilität

Volkswagen ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Automarke mit einer klaren Strategie zur Elektromobilität den Umbruch in der Branche angehen kann. Die "ID"-Familie, zu der Modelle wie der ID.3 und der ID.4 gehören, hat Volkswagen nicht nur als Vorreiter im Bereich E-Mobilität positioniert, sondern auch die Marke langfristig auf den neuen Mobilitätsbedarf ausgerichtet. Durch die frühzeitige Fokussierung auf Elektrofahrzeuge konnte VW wichtige Marktanteile gewinnen und den Übergang in eine nachhaltige Zukunft meistern.

Was Ford daraus lernen könnte: Ford hat den Einstieg in die Elektromobilität zwar nicht verschlafen, aber eine klare, durchgängige Strategie fehlt bisher. Modelle wie der Mustang Mach-E sind ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch zeigt sich die Markenstrategie nicht mit derselben Entschlossenheit wie bei Volkswagen. Ford sollte seine Modellpolitik stärker auf den globalen Trend zur Elektrifizierung fokussieren und nicht nur mit einzelnen Modellen, sondern durch eine ganze Modellreihe von Elektrofahrzeugen überzeugen.

Opel: Regionales Verständnis und flexible Modellpolitik

Opel, seit 2017 Teil der PSA-Gruppe (heute Stellantis), hat sich in den letzten Jahren erfolgreich auf die regionale Marktveränderung eingestellt. Opel ist besonders gut darin, Modelle zu entwickeln, die den Bedürfnissen des europäischen Marktes gerecht werden – eine Stärke, die auch durch die Übernahme von PSA und den damit verbundenen Synergien im Konzern gestärkt wurde. Der Opel Astra und der Opel Corsa haben in ihren jeweiligen Segmenten ihre Marktpositionen gut behauptet, auch weil sie praktisch und auf den europäischen Geschmack abgestimmt sind.

Was Ford daraus lernen könnte: Im Gegensatz zu Opel, das mit einer klaren Fokussierung auf regionale Bedürfnisse glänzt, hat Ford oft eine globalisierte Modellstrategie verfolgt, die nicht immer die Besonderheiten des europäischen Marktes berücksichtigt. Ein stärkerer Fokus auf kompakte, effiziente Modelle, die für die engen Straßen und den städtischen Verkehr in Europa geeignet sind, könnte Ford dabei helfen, besser auf die Bedürfnisse europäischer Kunden einzugehen.

Wenig Flexibilität und langsame Umsetzung

Ford hat in den letzten Jahren einige Fehler gemacht, die die Marke in Europa in eine schwierige Lage gebracht haben. Einer dieser Fehler ist die mangelnde Flexibilität bei der Anpassung der Modellpalette an die sich ändernden Marktanforderungen. Während Volkswagen und Opel flexibel auf die Elektromobilität reagierten, kam Ford in Europa zunächst langsamer voran, als es für einen erfolgreichen Markteintritt erforderlich gewesen wäre.

Ein weiteres Problem ist die Fokussierung auf weniger zukunftsorientierte Modellreihen, wie den Ford Fiesta oder Focus. Diese Modelle sind nach wie vor beliebt, aber ihre langfristige Zukunft ist unsicher, insbesondere angesichts der Trends zur Elektrifizierung und zur Reduktion von CO2-Emissionen. Ford hat zwar Schritte in Richtung Elektroautos gemacht, aber eine flächendeckende Elektrostrategie fehlt noch.

Volkswagen und Opel: Schnelligkeit in der Umsetzung und Diversifikation der Modellpolitik

Volkswagen hat nicht nur den elektrischen Umstieg frühzeitig umgesetzt, sondern bietet mittlerweile eine breite Palette an E-Modellen und auch Plug-in-Hybriden an. Diese Diversifikation in der Produktlinie hilft VW, verschiedene Kundengruppen anzusprechen. Zudem stellt die markenübergreifende Nutzung von Plattformen innerhalb des Volkswagen-Konzerns sicher, dass Ressourcen effizient genutzt und Kosten gesenkt werden.

Opel hat sich in den letzten Jahren ebenfalls gewandelt. Der Konzern hat sowohl Elektroautos als auch Hybridfahrzeuge entwickelt und setzt dabei auf die Flexibilität seiner Modelle. Dies ist insbesondere in Zeiten der Unsicherheit und des Umbruchs auf dem Automobilmarkt von Vorteil, da Opel schneller auf Veränderungen reagieren kann.

Anpassung an den europäischen Markt

Ford kann von VW und Opel lernen, dass es notwendig ist, sich an den regionalen Markt anzupassen und eine klare, zukunftsorientierte Modellpolitik zu verfolgen. Dazu gehört ein stärkerer Fokus auf Elektromobilität, eine breitere Modelldiversifikation und die Fähigkeit, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren.

In der Praxis könnte dies bedeuten, dass Ford sein Engagement in Europa intensiviert, indem es nicht nur Elektrofahrzeuge in der Oberklasse anbietet, sondern auch den Massentransport in den Fokus rückt. Kompakte Modelle mit effizienten Elektromotoren, die sowohl für Stadtfahrten als auch für lange Strecken geeignet sind, könnten eine Schlüsselrolle spielen. Zusätzlich könnte Ford davon profitieren, seine Partnerschaften mit anderen Unternehmen oder sogar innerhalb von Konzernstrukturen auszubauen, um Kosten zu senken und Synergien zu nutzen.