Volkswagen hat seine Investitionsplanung bis 2030 neu ausgerichtet und dabei einen klaren Schwerpunkt gesetzt: Der Konzern will insgesamt rund 160 Milliarden Euro investieren und damit weniger ausgeben als in früheren Planungszyklen. Vorstandschef Oliver Blume bestätigte diesen Rahmen in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und beendete damit die Unsicherheit, die nach einer kurzfristigen Verschiebung der Planungsrunde im November entstanden war.
Schwerpunkt auf Deutschland und Europa
Im Mittelpunkt der geplanten Mittel stehen Deutschland und Europa. VW will in den kommenden Jahren vor allem in Produkte, neue Technologien, Produktionsstätten und Infrastruktur investieren. Gleichzeitig bestätigt der Konzern, dass der Fokus auf der industriellen Transformation bleibt – insbesondere auf der Elektrifizierung des Portfolios und der Digitalisierung der Fahrzeuge.
Blume betonte, wie entscheidend der Aufbau einer eigenständigen Batterie-Wertschöpfung in Europa ist. Die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern soll reduziert werden. Mit der Zellfabrik in Salzgitter läuft bereits eines der zentralen Projekte an. Zusätzlich fließen Mittel in Software-Entwicklung und Technologien für autonomes Fahren, zwei Schlüsselbereiche für die Zukunftsfähigkeit des Konzerns.
Sinkende Investitionsrahmen in Fünfjahresplänen
Die jährlich aktualisierten Fünfjahrespläne zeigen eine klare Tendenz: Der finanzielle Spielraum wird enger.
- Für 2025 bis 2029 waren noch 165 Milliarden Euro vorgesehen.
- Für den vorherigen Zeitraum 2024 bis 2028 lag die Summe sogar bei 180 Milliarden Euro.
Der Rückgang verdeutlicht, dass VW zwar weiter massiv investieren kann, gleichzeitig aber stärker auf Effizienz achten muss. Das ist vor allem angesichts der rückläufigen Gewinne und der anhaltenden Belastungen in wichtigen Märkten notwendig.
Herausforderungen in China und den USA
Der Konzern steht in seinen beiden wichtigsten Auslandsmärkten erheblich unter Druck. In China erschweren neue Wettbewerber, veränderte Kundenanforderungen und ein hoher Preisdruck das Geschäft. In den USA wiederum belasten zusätzliche Zölle die Profitabilität, was sich besonders bei Porsche bemerkbar macht. Die Sportwagenmarke generiert fast die Hälfte ihres Absatzes in China und den USA – Schwankungen treffen sie daher besonders stark.
Porsche arbeitet deshalb an einem erweiterten Sparprogramm, das bis 2026 ausgeweitet werden soll. Zudem werden strategische Optionen geprüft, darunter stärker lokal ausgerichtete Modelle oder eine Verlagerung einzelner Produktionsschritte. Eine eigenständige Modellreihe speziell für den chinesischen Markt schließt Blume nicht aus.
Unsicherheit bei möglichen neuen Werken
Ob neue Fertigungsstandorte realisiert werden, bleibt unklar. Pläne für ein Audi-Werk in den USA sind laut Blume eng an mögliche staatliche Förderungen geknüpft – doch diese seien bislang nicht in Sicht. Ohne entsprechende Unterstützung wäre ein solches Projekt wirtschaftlich schwer darstellbar.
Gleichzeitig arbeitet Volkswagen konzernweit an Kostensenkungen. Bis 2030 sollen in Deutschland über 35.000 Stellen wegfallen. Zahlreiche Fabriken haben ihre Kostenstruktur bereits gesenkt, doch die Belastungen aus China und den USA sowie der parallele Betrieb von Verbrenner- und Elektromodellen schmälern die erzielten Fortschritte.
Kursbestätigung durch Vertragsverlängerung
Trotz der Herausforderungen erhielt Oliver Blume kürzlich eine Vertragsverlängerung als VW-Chef bis 2030. Die Haupteigentümer – insbesondere die Porsche- und Piëch-Familien sowie das Land Niedersachsen – unterstützen damit ausdrücklich den eingeschlagenen Kurs. Blume räumte jedoch ein, dass die Anteilseigner seit dem Börsengang von Porsche Verluste hinnehmen mussten. Er nehme die Kritik ernst und sehe sich in der Verantwortung, den Konzern in ein stabileres Fahrwasser zu führen.





