Cody Detwiler, online besser bekannt als Youtuber WhistlinDiesel, sorgt regelmäßig mit radikal inszenierten Fahrzeugtests für Aufsehen. Diesmal allerdings ist die Eskalation nicht inszeniert: Die Behörden des US-Bundesstaates Tennessee werfen ihm vor, beim Kauf eines Ferrari F8 Tributo im Januar 2023 nicht die fällige Sales Tax gezahlt zu haben – deshalb haben sie ihn festnehmen lassen.
Der 2020er F8 , ein 400.000-Dollar-Supersportwagen, ist längst Geschichte – zum Entsetzen vieler Auto-Enthusiasten ist er 2023 bei Dreharbeiten auf einem Maisfeld vollständig ausgebrannt. Vom Auto sind nur verzundertes Metall und Asche übriggeblieben – aber die Vorgänge rund um seinen Kauf rücken nun ins Zentrum eines strafrechtlichen Verfahrens.
Was die Anklage konkret fordert
Detwiler steht in Williamson County auf Basis zweier Anklagepunkte vor Gericht. Beide beziehen sich auf den Vorwurf, Steuern in Höhe von mindestens 500 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 430 Euro) "unlawfully and willfully" nicht abgeführt zu haben – einmal persönlich und einmal über seine Firma Whistlindiesel LLC.
Die Höhe der Kaution hat das Gericht mit 20.000 Dollar (17.200 Euro) festgelegt, die der Influencer inzwischen hinterlegt hat – Detwiler ist also wieder auf freiem Fuß. Laut den Unterlagen stammt die ursprüngliche Anklageschrift bereits vom 5. November, also von zirka einer Woche vor der öffentlichen Festnahme.
Die Rolle der Montana-Zulassung
Brisant ist ein Detail, das in der US-Szene gut bekannt ist: Der Ferrari trug bei den Dreharbeiten Kennzeichen des US-Bundesstaates Montana. Dieser Bundesstaat erhebt weder Sales Tax (Verkaufssteuer, vergleichbar mit der deutschen Mehrwertsteuer) noch Excise Tax (spezielle Verbrauchsteuer auf beispielsweise Luxusgüter, in den USA die kleine Schwester der Mehrwertsteuer) was sogenannte "Montana LLC"-Konstruktionen seit Jahren zu einem beliebten Weg macht, teure Fahrzeuge steuerlich möglichst schlank zu registrieren.
Der Montana-Trick wirkt im ersten Moment clever, fällt aber juristisch schnell in sich zusammen. Der Knackpunkt ist der "principal place of use", also der Ort, an dem der Eigentümer das Fahrzeug tatsächlich überwiegend nutzt oder dauerhaft abstellt – im Falle von Detwiler wäre dies anscheinend der US-Bundesstaat Tennessee. Im Nutzungs-Staat fallen in den USA die Steuern an – egal, wo die Nummernschilder herkommen. Genau hier greifen die Ermittler an, und genau deshalb geraten Supercar-Eigentümer anderer US-Bundesstaaten in Schwierigkeiten, die dieses vermeintliche Steuersparmodell nutzen.
Ob diese Praxis direkt Auslöser des Verfahrens war, bleibt offen. Fest steht jedoch, dass die Behörden national zunehmend härter gegen solche Hinterziehungs-Konstruktionen vorgehen. In Tennessee sind mindestens sieben Prozent Sales Tax fällig, häufig kommen noch durchschnittlich 2,75 Prozent lokale Steuern oben rauf – macht einen möglichen Gesamtsteuersatz in Höhe von 9,75 Prozent. Bei einem damals 400.000 Dollar teurem Ferrari wären bei diesem Steuersatz also 39.000 Dollar (33.600 Euro) an Abgaben fällig gewesen.
YouTuber, der gerne Grenzen überschreitet
WhistlinDiesel ist für seine destruktiven Experimente berühmt. Fahrzeuge, die andere pfleglich behandeln, unterzieht er auf seinem Kanal drastischen Belastungstests: Feldwege, Wasserlöcher, Rammböcke, Ackerfahrten – alles nutzt er zur Inszenierung brachialer Unterhaltung. Sein Ferrari F8 spielte in drei besonders populären Videos die Hauptrolle; insgesamt erzielten sie mehr als 40 Millionen Aufrufe.
Auch der Moment, als der Supersportwagen im Feuerball unterging, sammelte millionenfach Klicks ein und dürfte sich für den Youtuber finanziell gelohnt haben.

Youtuber WhistlinDiesel ist angefressen: Sein Ferrari F8 Tributo (rechts) und Begleitfahrzeug (links) sind bei Dreharbeiten auf einem abgeernteten Maisfeld verbrannt. Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung beim Ferrarikauf haben die Behörden den Youtube-Star jetzt festnehmen lassen.
Warum die Festnahme diesmal echt ist
Detwiler schreckt nicht vor radikalen PR-Stunts zurück: So hatte er 2022 gemeinsam mit einem Sheriff’s Office eine Fake-Verhaftung inszeniert. Deshalb war die Skepsis in der Community zunächst groß, als erste Fotos und Clips der aktuellen Festnahme auftauchten.
Aber die Realität hat den Youtuber dieses Mal eingeholt: Das Sheriff’s Office bestätigte gegenüber US-Medien, dass Detwiler "most definitely here" war. Zudem tauchte er im offiziellen Inmate-Roster, also der öffentlichen Gefangenenliste des Countys auf, womit ein weiterer Fake ausgeschlossen ist.
Wie es weitergeht
Die nächste Anhörung ist für den 19. November 2025 angesetzt. Dann könnte sich erstmals zeigen, wie hart Tennessee tatsächlich gegen den Youtuber vorgehen will. Währenddessen kommentiert Detwiler den Vorfall halb trotzig und halb selbstironisch auf Instagram mit "Won so big they thought I was cheating. (100% real not AI)." – sinngemäß "So groß gewonnen, dass sie dachten, ich hätte geschummelt. ("100 % echt, kein KI-Fake"). Der erste Teil dürfte eine Anspielung auf seine übliche Großspurigkeit und der zweite auf seine Fake-Festnahme von 2022 sein. Er nutzt also seine Reichweite, für eine öffentliche Begleitung der Geschichte.





