Trotz Crash und Strafen in Zandvoort: Wolff wünscht sich aggressiven Antonelli

Trotz Crash und Strafen in Zandvoort
Wolff wünscht sich aggressiven Antonelli

ArtikeldatumVeröffentlicht am 03.09.2025
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Die Story des Niederlande-Grand-Prix hätte auch lauten können: Mercedes gegen Charles Leclerc. Beide Silberpfeil-Lenker lagen ein Mal im Rennen mit dem Ferrari-Piloten im Clinch. Beide bezahlten dafür. Leclerc am Ende auch. Er landete in Ferraris Schicksal-Kurve, der Hugenholtz-Steilwand, in der Mauer.

Im ersten Aufeinandertreffen von Rot gegen Silber war Leclerc der Aggressor. Er quetschte seinen Ferrari nach einer VSC-Phase in Kurve 12 innen mit zwei Rädern im Kies an George Russell vorbei. Der Mercedes erlitt bei der Berührung schwere Schäden an der linken Bodenplatte. "Die komplette Kante war abgebrochen. Da fehlte fast der halbe Boden", beschwerte sich Russell.

Für den Engländer hatte das gravierende Folgen. Er verlor 50 Punkte Abtrieb und eine Sekunde pro Runde. "In den schnellen Kurven schwankte der Abtrieb. In den langsamen war keine Balance da. Ich hatte den Speed für das Podest", beharrte Russell. "Mit dem Schaden hätte es unter normalen Umständen nur noch für Platz sieben oder acht gereicht. Die Ausfälle haben mir dann den vierten Platz geschenkt. Nichts, auf was man stolz sein konnte."

Bei Antonelli war die Schuldfrage klar

Der WM-Vierte forderte lautstark eine Strafe für Leclerc. "Es war ein glasklarer Fall. Er hat mich neben der Strecke überholt. Ich habe ihn nicht abgedrängt." Auch für Toto Wolff war die Causa klar. "Aus meinem subjektiven Blickwinkel würde ich sagen, dass Leclerc eine Strafe hätte bekommen müssen." Die Sportkommissare entschieden anders. Keiner der beiden Fahrer habe vorrangig Schuld.

Nur 20 Runden später traf erneut ein Mercedes-Pilot auf den Ferrari mit der Startnummer 16. Andrea Kimi Antonelli schickte Leclerc in Kurve 3 in die Mauer. Er traf ihn mit dem rechten Vorderreifen am linken Hinterrad. Damit war die Schuldfrage klar. So sahen es auch die Schiedsrichter. Sie verhängten eine Zehnsekunden-Strafe für den Mercedes-Rookie.

Zusammen mit weiteren fünf Sekunden wegen Überschreitens des Tempolimits in der Boxengasse rutschte Antonelli noch von Platz 6 auf Rang 16. Damit ging er ein weiteres Mal auf einer europäischen Strecke leer aus.

Lernphase für Antonelli

Bei Ferrari hielt man Antonelli aus der Schusslinie. Nicht nur, weil Ferrari nach der Nullrunde eine Woche vor Monza keinen Krieg eines italienischen Teams gegen die große italienische Rennfahrer-Hoffnung anzetteln wollte. Teamchef Frédéric Vasseur erzählte: "Kimi kam gleich nach dem Rennen zu uns. Er wollte Charles sehen, traf aber nur mich. Er hat sich sofort entschuldigt. Das ist ein anständiger Zug von ihm, was wir akzeptieren."

Auch Toto Wolff nahm seinen Fahrer nicht in die Kritik. Die Schuldfrage war in diesem Fall klar, doch Mercedes will auch nicht, dass Antonelli auf der Rennstrecke wie ein zahnloser Tiger agiert. "Kimi war bis zu dem Zwischenfall der schnellste Fahrer hinter den McLaren. Er hat einige tolle Überholmanöver durchgezogen. Wir wollen auch, dass er in die Zweikämpfe geht. Da kann auch mal was schiefgehen."

Für den Österreicher befindet sich sein 18-jähriges Wunderkind in dieser Saison noch in der Lernphase. Ihn jetzt einzubremsen, wäre kontraproduktiv. "Wir wollen ihm nicht seine Aggressivität nehmen. In diesem Jahr fahren wir nicht um den Titel. Deshalb kann man bestimmte Dinge ausprobieren. Fehler gehören zu einem Lernprozess, der sich nächstes Jahr auszahlen soll. Da muss Kimi dann abliefern."