Die Beziehung zwischen Portimãos Algarven-Achterbahn und der Formel 1 ist eine schwierige. Seit der Eröffnung Ende 2008 träumte man im Süden Portugals von einem Grand Prix. Auch Ex-FIA-Präsident Max Mosley fachte den Wunsch mit lobenden Äußerungen an. Doch lange blieb dem anspruchsvollen Kurs nur die Rolle als Teststrecke. Seine große Chance brachten die ersten Pandemie-Jahre.
2020 und 2021 wich die Formel 1 nach Portugal aus, wo die Corona-Vorgaben eine Austragung leichter als anderswo gestalteten. Beide Rennen gewann Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Der erste Erfolg schob ihn damals vor Michael Schumacher in der ewigen Bestenliste. Aber auch viele der geschlagenen Fahrer konnten mit einem guten Gefühl abreisen. Pierre Gasly resümierte euphorisch: "Hier bekommt man wirklich das Gefühl, Achterbahn zu fahren. Das habe ich noch nie in einem F1-Auto gehabt."
"Die Strecke ist wirklich herausfordernd. Viele blinde, schnelle und langsame Kurven sowie komplizierte Bremszonen machen sie einmalig." Lewis Hamilton ergänzte: "Ausgangs der achten Kurve schaut man für eine gewisse Zeit nur in den Himmel und hat so den Nervenkitzel, nicht zu wissen, was danach kommt." Stichwort Überraschung! "Bei der elften Kurven verliert man die Orientierung, dann ist da plötzlich der Scheitelpunkt."

Wie die Formel 1 fand die MotoGP in Portimão ebenfalls eine gute Corona-Lösung. Sie blieb der Südspitze Portugals aber treu und zeigt das Potenzial.
MotoGP-Zahlen als Hoffnungsträger
Eine Herausforderung ging allerdings verloren. Viele Fans denken bei den zwei Portugal-Grands-Prix sofort an die sehr rutschige, weil neu asphaltierte Bahn. Diese hat der sonnige Zahn der Zeit mittlerweile genug verwittert. Den Prozess konnte man beispielsweise im Rahmen der MotoGP verfolgen, die seit 2020 nach Portimão reist und gut gefüllte Tribünen verzeichnet. Letztes Jahr kamen rund 175.000 Fans.
Luís Montenegro, Premierminister der Minderheitsregierung und Chef der Sozialdemokraten, sieht hierin beste Gründe für ein Formel-1-Comeback. Bei einem traditionellen Empfang seiner Partei bekundete er vergangenen Donnerstag (14. August): "Ich kann Ihnen sagen, dass wir alles vorbereitet haben, um die Rückkehr der Formel 1 an die Algarve im Jahr 2027 zu formalisieren."
Parallel versuchte er, Kritik an dem Vorhaben zu entkräften. Der Regierung drohe zwar ein gewisser finanzieller Aufwand, aber "direkte und indirekte finanzielle Auswirkungen" würden es ausgleichen. Portugal gehört zu den schwächeren Wirtschaften der Europäischen Union. Auch wegen der komplexen politischen Lage könnte das Vorhaben schnell unter Beschuss geraten.
Thailand, Südafrika und Co.
Ganz grundsätzlich muss die Initiative nun die Bewerbungsprozesse der Federation Internationale de l'Automobile und des F1-Managements durchlaufen. Neben rein kommerziellen Aspekten werden sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Infrastruktur eingängig geprüft. Vor allem bei der Erreichbarkeit des Areals gab es jüngst immer mal wieder Kritik. Da die portugiesische Regierung der Region Algarve weitere Unterstützung zugesagt hat, wären Hilfen sicher denkbar.
Die wohl größte Gefahr für Luís Montenegros Prestigeprojekt stammt aus anderen Teilen der Welt. Im Wettstreit der Regierungsgelder zur Ausbootung traditioneller Standorte können einige Nationen deutlich spendabler auftreten, auch mangels demokratischer Kontrolle. So liebäugeln Thailand oder Ruanda länger mit einem Platz im eh übervollen Kalender der Königsklasse. Wie schwer es durchaus beliebte Projekte haben, zeigt derweil Südafrika. Das sogar von Portimão-Könner Lewis Hamilton unterstützte Anliegen hängt schon länger in der Warteschleife.












