250 Dollar pro Liter für neue E-Fuels: Streit um Formel-1-Spritpreise eskaliert

250 Dollar pro Liter für neue E-Fuels
Streit um Formel-1-Spritpreise eskaliert

ArtikeldatumVeröffentlicht am 26.09.2025
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Darauf ist die Formel 1 stolz. Sie will der erste Sport sein, der komplett klimaneutral wirtschaftet. Das soll spätestens 2030 der Fall sein. Im nächsten Jahr wird schon mal der Sprit der Rennautos nachhaltig. Sie sind übrigens der geringste Treiber für den Ausstoß von Klimagasen. Nur ein Prozent der Emissionen der Formel 1 fallen durch den Fahrbetrieb auf der Rennstrecke an.

Das neue Reglement für den Antrieb von 2026 sieht vor, dass fast die Hälfte der Leistung elektrisch generiert wird. Und die Verbrenner müssen mit nachhaltigem Kraftstoff gefüttert werden. Der Weltverband will, dass die Formel 1 eine Innovations-Plattform bleibt. Deshalb lässt sie beim Kraftstoff gewisse Freiheiten zu.

Zum ersten Mal haben die großen Sprithersteller Shell, Petronas, Exxon Mobil, Castrol und Aramco eine Spielwiese, auf der sie mit dem besseren Sprit einen Unterschied bei der Performance ausmachen könnten. Das macht es so interessant für die Mineralölunternehmen. Aber der Wettbewerb treibt natürlich den Preis nach oben.

Kontrollen haben ihren Preis

Es kommt aber noch etwas hinzu. Bei den Kraftstoffen der Zukunft muss es sich um so genannte Drop-in Fuels handeln. Die Regeln über die chemische Zusammensetzung, den Energieinhalt und die Verdampfungseigenschaften dieser Kraftstoffe sind so geschrieben, dass man das daraus entstehende Produkt auch in Serienautos einfüllen könnte.

Jeder Hersteller muss außerdem nachweisen, dass die ganze Lieferkette der Rohstoffe nachhaltig ist. Jedes einzelne Molekül wird klimaneutral hergestellt. Die FIA lässt das von einem unabhängigen Unternehmen testen. "So stellen wir sicher, dass es sich um nachhaltige Kraftstoffe handelt, die sich nicht auf fossile Quellen beziehen", erklärt FIA-Sportchef Nikolas Tombazis.

Doch die strengen Kontrollen haben ihren Preis. Der aktuelle E10-Kraftstoff kostet rund 20 Dollar pro Liter. Nächstes Jahr werden zwischen 200 und 250 Dollar pro Liter aufgerufen. Trotzdem will der Verband die aufwendige Überprüfung der Lieferketten nicht aufgeben. Man hat Angst, Kritiker könnten dann von Greenwashing sprechen.

Formel 1 - Benzin - Petronas - 2025
Mercedes

Noch keinen Durchblick über Produktionskosten

Für die Teams, die ihre eigenen Motoren bauen, spielt der hohe Spritpreis keine Rolle. Sie müssen als Entwicklungspartner der Kraftstoff-Firmen nichts bezahlen. Bei den Kundenteams McLaren, Williams, Alpine, Toro Rosso, Haas und vorerst auch noch Cadillac schlagen die Kosten je nach Vertrag teilweise oder voll durch. Alpine zum Beispiel hat einen Sponsorvertrag mit Eni und kann dadurch einiges abfedern.

Die anderen bekommen am Ende des Jahres je nach Test- und Prüfstandsaufwand von ihren Motorenpartnern eine Rechnung präsentiert, die bis zu zwölf Millionen Dollar ausmachen kann. Haas-Teamchef Ayao Komatsu meinte kürzlich: "Es ist schön, dass wir 2026 mit nachhaltigem Kraftstoff fahren. Der Preis sollte aber auch nachhaltig sein."

Daran arbeitet die FIA noch. Tombazis rechnet damit, dass die Preise bald automatisch fallen werden. "Das könnte sich wie bei den Computern entwickeln. Die ersten haben noch richtig viel Geld gekostet. Dann wurden sie immer billiger und besser. Wir sind mit den Kosten noch nicht da, wo wir hinwollen. Dass wir noch keinen Preis festlegen konnten, liegt daran, dass wir nicht absehen konnten, wie sich die Produktionskosten zusammensetzen. Die Kosten für Shell sind vielleicht andere als die für Exxon Mobil oder Petronas. Wir wollten da nicht den einen oder den anderen bevorteilen."

Echter Spritpreis ins Budget

Um Gleichheit unter den Teams zu schaffen, zählen die Spritkosten mit einem Nominalwert von 20 Dollar pro Liter zum Budget eines Teams. Das Kostenlimit steigt 2026 wegen der gestiegenen Anzahl von Rennen, der Inflation und zusätzlich inkludierter Posten in der kommenden Saison von 140 auf 215 Millionen Dollar pro Jahr.

Obwohl der Kraftstoff im nächsten Jahr zehn Mal so teuer sein wird wie jetzt, bleibt es beim Nominalwert von 20 Dollar pro Liter. Damit hat jedes Team gleich viel übrig für alle anderen Kostenstellen. Die Extrakosten zählen nicht zum Budget, müssen aber trotzdem bezahlt werden. Und das belastet vor allem die kleinen Teams.

Bei einer Sitzung in London nach dem GP Italien haben die Teams diskutiert, wie man das ruinöse Wettrüsten wirkungsvoll einbremsen könnte. Ein Vorschlag kommt von Ferrari und Shell: Demnach soll für alle gleich der tatsächliche Preis im Budget verankert werden. Das würde für die Sprithersteller einen Zwang bedeuten, den Spritpreis deutlich zu senken. Von einer Einigkeit ist man aber noch weit entfernt. Aston-Martin-Partner Aramco stimmte dagegen.

Fazit