Carlos Sainz hatte es schon angekündigt: "Abu Dhabi ist eine Lando-Strecke!" Und in den ersten beiden Trainings wurde der angesprochene Lando Norris seinem Ruf gerecht. In der Auftakt-Session fiel der Vorsprung auf Max Verstappen mit acht Tausendsteln noch relativ gering aus. Das änderte sich dann aber in der zweiten Übungseinheit, die parallel zum Sonnenuntergang unter Flutlicht abgehalten wurde.
Wieder konnte Norris die schnellste Runde fahren. Bei der Qualifying-Simulation auf Soft-Reifen blieb die Uhr für den McLaren-Piloten bei 1:23.083 Minuten stehen. Dieses Tempo konnte keiner der anderen Fahrer auch nur ansatzweise mitgehen. Bei Verstappen spuckte die Zeitnahme mehr als dreieinhalb Zehntel Rückstand aus. Das reichte immerhin für den zweiten Platz.
Die beiden WM-Rivalen waren sich schon in den ersten Runden der Übungseinheit in die Quere gekommen. Verstappen rollte am Ausgang der ersten Kurve auf der Ideallinie herum, als sich Norris im Renntempo von hinten näherte. Die Warnung vom Red-Bull-Kommandostand kam erst sehr spät. Es reichte aber gerade noch, um aus dem Weg zu zucken. Norris beklagte sich über Funk, dass es sich um ein gefährliches Manöver handelte, die Rennleitung verzichtete aber auf weitere Untersuchungen.

Oscar Piastri schwächelte am Freitag. Dass er beim ersten Training aussetzen musste, war sicher nicht hilfreich.
Piastri muss sich noch eingrooven
Oscar Piastri, der dritte WM-Kandidat im Bunde, musste sich am Nachmittag erst einmal eingrooven. Er hatte sein Cockpit in der Auftakt-Session an Ersatzfahrer Patricio O’Ward abgetreten, um die Regel der zwei vorgeschriebenen Junior-Einsätze zu erfüllen. So richtig kam der Australier dann aber nicht in Schwung.
Ein kleiner Verbremser bei der Zeitenjagd mit Soft-Reifen führte zu einem enttäuschenden elften Rang – knapp sieben Zehntel hinter dem Teamkollegen. Über Funk beklagte sich der WM-Dritte, dass die Balance noch nicht passt. Auch im Longrun konnte er das Tempo von Norris nicht ganz mitgehen. Da muss über Nacht eine Steigerung her, wenn Piastri seine kleine Titelchance wahren will.
Verstappen ist bei seiner Titeljagd auf Verbündete angewiesen. Für die Titelverteidigung bräuchte der Niederländer bekanntlich nicht nur einen Sieg, sondern mindestens zwei Autos zwischen sich und Norris. Am ehesten wäre wohl Mercedes dazu in der Lage, Schützenhilfe zu leisten. George Russell landete im zweiten Training auf der dritten Position, nur 16 Tausendstel hinter Verstappen. Kimi Antonelli schaffte keine fehlerfreie Runde. Der Silberpfeil-Rookie ließ sich die zehntschnellste Zeit notieren.

Nico Hülkenberg, Gabriel Bortoleto und Ollie Bearman geigten fröhlich in der oberen Hälfte der Tabelle herum.
Bearman vs. Sauber
In den Top Ten mischten in Abu Dhabi auch einige Teams mit, von denen man es vorher nicht unbedingt erwartet hatte. Ollie Bearman raste mit seinem Haas auf die vierte Position. Über Funk lobte er die Ingenieure für das gut aussortierte Rennauto. Haas befindet sich mittendrin im Kampf um WM-Platz acht gegen Sauber. Kurioserweise präsentierte sich der direkte Rivale beim Finale ebenfalls gut aussortiert. Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto reihten sich auf den Plätzen sechs und sieben ein. Das riecht nach fetten Punkten für die Schweizer Truppe beim letzten Auftritt unter dem Namen des Teamgründers.
Auf die Ferrari-Fans wartet dagegen wohl wieder mal ein schwieriges Wochenende. Charles Leclerc musste noch hinter Isack Hadjar mit Rang acht vorliebnehmen. Lewis Hamilton scheint die Pleitenserie aus Katar in Abu Dhabi direkt fortzuführen. Den Freitag beendete der Rekordsieger auf Platz 14. Schon im Winterpausen-Modus ist man offenbar bei Alpine. Franco Colapinto und Pierre Gasly nahmen die hinteren Plätze im Klassement ein.












