100 Minuten mussten die Fans in Belgien warten, bis die Strecke endlich so weit abgetrocknet war, dass man gefahrlos ein Rennen durchführen konnte. Der Ärger bei den Fans war entsprechend groß. Die Kritik in den sozialen Medien fiel verheerend aus. Der Grand Prix von Belgien hat wieder einmal gezeigt, wie hilflos die Formel 1 dasteht, wenn das Wetter nicht mitspielt.
Dieses Mal hatte Petrus immerhin ein Einsehen und ließ die Veranstaltung nicht komplett ins Wasser fallen. Aber gegen eine Wiederholung der Farce von 2021, als die Piloten nur hinter dem Safety-Car um den Kurs rollten, haben die Verantwortlichen auch heute noch kein wirksames Mittel gefunden.
Seit dem tödlichen Unfall von Jules Bianchi beim Regenrennen in Suzuka 2014 reagieren die FIA-Verantwortlichen noch sensibler auf Nässe. Auf Spa-Francorchamps trifft das besonders zu. Hier kamen mit Anthoine Hubert und Dilano van't Hoff gleich zwei Nachwuchsfahrer in den letzten Jahren ums Leben. Die Fans müssen sich wohl damit abfinden: Regenschlachten, wie noch zu den besten Schumi-Zeiten, sind ein Ding der Vergangenheit.

In Fiorano wurden zwei Ferrari auf die Strecke geschickt, um den Effekt von Schutzblechen zu testen.
Praxistests mit Radverkleidungen
Im Mai 2024 hatte die Formel 1 einen letzten Praxis-Versuch gestartet, das Regenproblem in den Griff zu bekommen. Auf Anweisung der FIA wurde ein Ferrari mit Schutzblechen ausgerüstet und auf die bewässerte Teststrecke von Fiorano geschickt (siehe Galerie). Am Steuer des 2023er-Autos saß Nachwuchsfahrer Arthur Leclerc. Oliver Bearman folgte dem modifizierten Scuderia-Renner in einem aktuellen Auto, um die Sichtverhältnisse aus der Cockpit-Perspektive zu checken.
Das Fazit der Übung fiel allerdings ernüchternd aus. Ob mit oder ohne Schutzbleche, es machte keinen großen Unterschied. Zum gleichen Ergebnis war schon ein erster Test mit Radverkleidungen im Jahr davor gekommen. Hier war Mick Schumacher in Silverstone mit einem umgerüsteten Mercedes unterwegs. Oscar Piastri fuhr im McLaren hinterher.
Die FIA-Verantwortlichen mussten einsehen, dass die großen Reifen nur für einen kleinen Teil der Gischt verantwortlich sind. "Das Hauptproblem ist der Unterboden und der große Diffusor. Dadurch wird das Wasser regelrecht hinten rausgeschossen", erklärte Toro-Rosso-Geschäftsführer Peter Bayer in Silverstone.

Werden die Gischt-Wolken mit den 2026er Autos kleiner?
Ground-Effect wird deutlich verringert
Der sogenannte Ground-Effect beschleunigt die Luft unter dem Unterboden, wodurch ein Ansaugeffekt entsteht. Dieser zieht jede Menge Wasser vom Asphalt und verteilt es in Form eines feinen Sprühnebels hinter dem Auto. Je schneller die Geschwindigkeit, desto größer und länger die Gischtwolke.
Wenn am Streckenrand dann auch noch Bäume stehen, wie es in Spa der Fall ist, dann halten sich diese Gischtwolken relativ lange in der Luft. Entsprechend vorsichtig müssen die FIA-Schiedsrichter agieren. Statt der Radverkleidungen würde wohl eher eine Abdeckung des Diffusors helfen. Aber dann wäre auch die Aerodynamik unter dem Auto komplett gestört und ein Großteil des Abtriebs ginge verloren.
Deshalb hat die FIA die Tests mit speziellen Regen-Paketen ergebnislos wieder eingestellt. Eine kleine Hoffnung bleibt den Fans aber noch. Bei den komplett neuen Autos für 2026 sind die Kanäle im Unterboden und der Diffusor am Heck wieder deutlich kleiner ausgelegt. Der Ground-Effect wirkt erheblich schwächer. Das sollte die Situation verbessern. Auch die schmaleren Reifen dürften sich positiv auf die Gischt auswirken.












