Schwarzmaler haben Konjunktur dieser Tage in der Formel 1. Zuerst sollten die strengeren Frontflügel-Tests die Formel-1-Welt auf den Kopf stellen. Seit dem GP Spanien wissen wir. Das wird nicht passieren. Die Schnellen sind weiter die Schnellen und die Langsamen bleiben die Langsamen. Wenn es Verschiebungen im Feld gab, dann lag das an Upgrades und der Streckencharakteristik, die einigen Autos nicht schmeckte. McLaren-Teamchef Andrea Stella sprach von "viel heißer Luft".
Kaum hatte sich das Frontflügel-Thema beruhigt, wurde bereits die nächste Baustelle aufgemacht. Die FIA will bei den Befestigungen der Unterboden-Planke von Titan auf Stahl umstellen. Auslöser waren mehrere Feuer beim GP Japan. Funkenflug, ausgelöst durch das Aufsetzen der Autos, hatte das Gras am Streckenrand wiederholt in Brand gesetzt. Stahl erzeugt beim Kontakt zur Straße weniger Funken.
Die Teams versetzte die scheinbar banale Änderung in helle Aufregung. Die Halterungen, im Fachjargon "Skids" genannt, befestigen nicht nur die Schutzplanke am Unterboden, sie schützen sie auch vor zu starker Abnutzung. Deshalb misst die FIA nach dem Rennen nicht die Kunststoffplanken auf ihre Stärke, sondern die Skids. Und die dürfen sich im Verlauf eines Grand Prix nicht mehr als einen Millimeter weit abnutzen.

In Suzuka brannte mehrmals die Wiese. Das soll in Zukunft verhindert werden.
Nutzt sich Stahl stärker ab als Titan?
Die Ingenieure waren besorgt, dass sich Befestigungen aus Stahl über eine Renndistanz stärker abnutzen könnten als solche aus Titan. Das hätte zur Folge, dass man die Bodenfreiheit höher einstellen müsste. Die Aerodynamik von Groundeffect-Autos ist aber direkt abhängig von der Fahrzeughöhe.
Wäre Stahl deutlich weniger resistent gegen Abrieb, dann hätte die Umstellung des Materials zu einer Art Wettbewerbsverzerrung führen können. Jedes Auto produziert seinen maximalen Anpressdruck bei einem ganz individuellen Bodenabstand. Das Setup operiert in unterschiedlichen Fenstern. Einige Teams befürchteten wie bei der neuen Flügel-Regel eine Neuordnung im Feld.
Um alle Teams möglichst gleich zu behandeln, wählte die FIA die Stahlsorte 17-4 aus, die in ihrer Dichte Titan am nächsten kommt. In Barcelona wurden die neuen Skids dann am ersten Trainingstag im Dauereinsatz auf ihren Verschleiß hin getestet. Jedes Team musste dafür mindestens ein Auto zur Verfügung stellen.

Die sogenannten "Skids" sind an mehreren Punkten der Unterboden-Platte eingelassen.
Stahl-Skids nur in Ausnahmefällen
In den meisten Fällen blieb der Abrieb nahezu gleich. McLaren-Teamchef Stella bescheinigte den Pessimisten. "Der Einfluss der Stahl-Skids auf die Wettbewerbsfähigkeit der Autos ist noch geringer als bei den neuen Flügel-Tests."
Einen Nachteil müssen die Teams allerdings schlucken. Ein Satz Planken-Halterungen aus Stahl wiegt 700 Gramm mehr als aus Titan. Wer hart am Gewichtslimit operiert, muss anderswo wieder abspecken, um nicht über die Grenze zu kommen.
Die FIA wollte die Stahl-Skids eigentlich ab dem GP Kanada zur Pflicht machen, weil der Test in Barcelona positive Signale sendete. Man entschloss sich nun aber doch, die Titanschrauben bis zum Jahresende im Einsatz zu halten, um den den Teams keine zusätzliche Kosten zuzumuten.
Die Teams müssen die Komponenten aus Stahl allerdings jederzeit im Gepäck haben, sollte es auf irgendeiner Strecke noch einmal Probleme mit Grasbränden geben. Dann soll kurzfristig umgebaut werden. Außerdem will die FIA die Stahl-Skids bei ausgewählten Rennen weiter testen.