Zwei Mal hatte McLaren seine Gegner regelrecht verprügelt. In Budapest und Zandvoort fuhren die Papaya-Renner in einer eigenen Liga. Doch das waren Strecken, die maximalen Abtrieb erforderten. Monza ist das pure Gegenteil. Und auf Strecken, auf denen die Autos mit minimalen Flügeln bestückt werden, ist der Red Bull effizienter.
McLaren gewann zwar zehn von elf Kurven, verlor aber zu viel Zeit auf den Geraden. Diese Einladung musste man Max Verstappen nicht zwei Mal aussprechen. Der Weltmeister sicherte sich mit hauchdünnem Vorsprung die Pole-Position und fuhr dann im Rennen die McLaren an die Wand. Da sich die Reifen kaum abnutzten, zählte nur der reine Speed.
Red Bull hat seit der Sommerpause einen sichtbaren Schritt gemacht und sich von Ferrari und Mercedes wieder ein bisschen abgesetzt. Mit Red Bull ist Verstappen gemeint. Yuki Tsunoda fährt weiter unter dem Radar. Der RB21 ist durch eine Serie von Upgrades berechenbarer geworden. Ingenieure und Fahrer kommunizieren besser bei der Setup-Arbeit, und die Arbeitsmethodik hat sich geändert. Die Techniker vertrauen nicht mehr nur ihren Simulationswerkzeugen.
Williams mit Glück und Pech
Williams hat sich im Kampf um den fünften Platz in Monza wieder etwas Luft verschafft. Doch das Ergebnis hätte aus Sicht des englischen Rennstalls viel besser ausfallen müssen. Monza ist die Paradestrecke für die Autos aus Grove. Probleme mit der Reifenvorbereitung resultierten in schlechten Startplätzen. Da war der siebte Rang von Alexander Albon eine Art Schadensbegrenzung.
Das Glück von Williams war, dass Aston Martin leer ausging. Die grünen Autos haben Probleme mit schnellen Strecken. Fernando Alonso hätte vielleicht vier Punkte geholt, doch seine Vorderradaufhängung ging aus dem Leim. Dafür hat Sauber wieder gepunktet und sich zurück ins Rennen um den besten Mittelfeld-Platz gebracht. Auch hier hätte es mehr sein können, doch für Nico Hülkenberg war das Rennen vorbei, bevor es begonnen hatte.
Toro Rosso war schwächer als erwartet. Isack Hadjar sammelte wenigstens noch einen Punkt ein, und das nach einem Start aus der Boxengasse. Alpine dagegen hatte in Monza nichts zu bestellen. Vier Zehntel gingen allein durch den Motor verloren. Müsste der Renault-Motor auf den Geraden nicht immer so früh in den Ladebetrieb, wäre der A525 auf dem Niveau der Williams.

1. McLaren
McLaren bleibt trotz der Niederlage von Monza auf Platz eins. Über alle Streckentypen betrachtet ist der MCL39 das stärkste Auto. Monza war der Worstcase. Je weniger Abtrieb eine Strecke verlangt, umso schlechter die Effizienz des McLaren. Norris und Piastri waren zwar in zehn der elf Kurven die schnellsten, verhungerten aber auf den Geraden. Und Reifenschonen spielte keine Rolle.

2. Red Bull
Red Bull hat mit fünf Upgrades in Folge einen deutlichen Sprung gemacht und Ferrari und Mercedes abgehängt. Der RB21 ist besser ausbalanciert. Das schont auch die Reifen. Bei der Setup-Suche vertrauen die Ingenieure mehr den Fahrern als den Daten. Das Streckenlayout half mit. Je weniger Abtrieb, umso besser der Red Bull. Da sich die Reifen kaum abgenutzt haben, war Verstappen auch im Rennen der Schnellste.

3. Ferrari
Ferrari blieb in Monza fast unsichtbar. Vierter in der Startaufstellung, Vierter im Rennen. Das Ziel, den Tifosi einen Podestplatz zu schenken, blieb unerreicht. Der Abstand zu McLaren ist zwar geschrumpft, aber nicht, weil Ferrari besser gewesen wäre als sonst, sondern weil McLaren schlechter war. Nur im Topspeed war Ferrari konkurrenzlos.

4. Mercedes
Monza ist nicht Montreal. Es zählen nicht nur Topspeed und Bremsstabilität. Da gibt es mit Lesmo, Ascari und der Parabolica auch noch Kurven, in denen man Zeit verlieren kann. Genau das ist passiert. Red Bull und McLaren waren außer Reichweite. Ferrari hatte den besseren Topspeed. Russell biss sich an Leclerc die Zähne aus, versuchte es mit einem früheren Boxenstopp, was aber auch nichts brachte.

5. Williams
Williams hat die Chance verspielt, groß abzusahnen. Am Freitag sahen Sainz und Albon noch aus wie Geheimfavoriten. Doch da schon zeichnete sich ab, dass man Mühe hatte, die Reifen optimal für die Qualifikationsrunden vorzubereiten. Am Freitag fand man eine Lösung. Am Samstag nicht. Von den Startplätzen 13 und 14 war der WM-Fünfte mit dem siebten Rang von Albon noch gut bedient.

6. Sauber
Auch Sauber hätte in Monza mehr Punkte holen können. Auf den Startplätzen sieben und zwölf standen die Chancen gut auf einen doppelten Punktegewinn. Doch für Hülkenberg war schon in der Formationsrunde mit einem Hydraulikschaden Schluss. Bortoleto half aus. Er ist inzwischen ein sicherer Punktekandidat. Auf Albon im Williams fehlten acht Sekunden.

7. Aston Martin
Monza ist keine Aston-Martin-Strecke. Auf schnellen Strecken stimmt die Effizienz des AMR25 nicht. Das hatte man schon in Spa gesehen. In Monza ging es etwas besser. Alonso hätte es in die Punkteränge geschafft. Er lag bei seinem Ausfall vor Bortoleto. Stroll wäre ohne die Boxenstopp-Panne auf Platz 16 gelandet. Die Nullrunde kann dem Team noch wehtun.

8. Toro Rosso
Toro Rosso ging es wie Williams. Red Bulls B-Team wurde in der Qualifikation unter Wert geschlagen. Bei Hadjar passte die Aufwärmrunde nicht. Lawson war zu nah am Vordermann und rutschte in verwirbelter Luft neben die Strecke. Toro Rosso nutzte die schlechten Startplätze zu einem Motorwechsel bei Hadjar. Der Franzose kämpfte sich aus der Boxengasse bis auf den zehnten Platz vor. Das war auch ein Kompliment für das Auto.

9. Haas
Der Haas VF-25 ist wie der McLaren ein Auto, das besser auf Strecken für viel Abtrieb funktioniert. Beide Haas-Piloten schafften es trotzdem ins Q2 und bewegten sich bis zu ihren Boxenstopps in Punktenähe. Bearman wechselte früh, Ocon spät die Reifen. Bei Bearman hätte es ohne die Kollision mit Sainz vielleicht zu Punkten reichen können.

10. Alpine
Alpine war von vornherein klar: Monza wird eine harte Prüfung. Vier Zehntel kostet allein das Motor-Defizit. Das zeigten schon die Startplätze 18 und 19. Die Renntaktik wurde gesplittet. Colapinto wechselte konservativ kurz nach Hälfte des Rennens. Gasly wartete in der Hoffnung auf ein Safety-Car bis kurz vor Schluss. Es funktionierte weder das eine, noch das andere.












