Nur eine Woche nach der Disqualifikation von Las Vegas hat McLaren wieder Punkte verschenkt. Diesmal auf eine andere Art. Der Kommandostand klaute seinen Fahrern einen Sieg und einen weiteren Podestplatz. McLaren hatte das schnellste Auto und hätte den Matchball für Abu Dhabi ein bisschen komfortabler gestalten können. So lud man Max Verstappen wieder ins Titelrennen ein.
Red Bull kam erst am Sonntag richtig in Schwung. Davor haderte Verstappen mit Bouncing. Im Sprint schaute er noch George Russell ins Auspuffrohr. Die Mercedes waren im Prinzip so stark wie Red Bull. Doch im Hauptrennen steckten die Silberpfeile im Verkehr fest. Andrea Kimi Antonelli hinter Carlos Sainz, George Russell hinter Isack Hadjar und Fernando Alonso. Das kostete eine Sekunde pro Runde.
Ferrari erlebte sein schlimmstes Wochenende des Jahres. Charles Leclerc holte aus Sprint und Hauptrennen vier Punkte. Lewis Hamilton null. Er fiel dafür zwei Mal im Q1 raus. Der Vize-Titel ist schon jetzt weg. Und auch mit dem dritten Platz wird es schwer für die Scuderia. Ferrari machte die hohen Reifendrücke für die schlechte Form verantwortlich.
Aston Martin schwimmt sich frei
Der neue WM-Vierte war auf der Strecke nur ein Mittelfeld-Team. Williams, Toro Rosso und Aston Martin fuhren den roten Autos davon. Das Beispiel Williams zeigt, dass man auch auf einer Strecke, die dem Auto nicht so passt, einen Podestplatz abliefern kann. Carlos Sainz hatte den Mercedes von Antonelli jederzeit im Griff.
Aston Martin schwamm sich mit acht Punkten von Einzelkämpfer Alonso im Kampf um Platz sieben frei. Der Spanier setzte den guten Speed des Autos auf eine Runde trotz hohem Reifenverschleiß in ein gutes Rennergebnis um, weil ihm die Strecke dabei half. Überholen war nur bei einem Delta von über einer Sekunde möglich.
Sauber, Haas und Alpine gingen leer aus. Für Haas und Sauber wird es jetzt schwer, Aston Martin beim Finale in Abu Dhabi noch einzuholen. Es fehlen sieben und zwölf Punkte.

1. McLaren
McLaren hatte klar das schnellste Auto in Katar. Verstappen kam zwar mit jeder Sitzung einen Schritt näher an die Papaya-Renner heran, doch auch im Rennen fehlten ihm noch drei Zehntel auf Piastri. McLaren dominierte vor allem die schnellen Kurven. Doch das schnellste Auto ist eine stumpfe Waffe, wenn der Kommandostand die falschen Entscheidungen trifft. Die Überlegenheit reichte nicht, um einen Boxenstopp aufzuholen.

2. Red Bull
Wieder kam der Red Bull nur zögerlich auf Tempo. Anfangs nervte Bouncing die Fahrer. Verstappen mehr als Tsunoda. Weil er das Auto mehr auf der Nase fährt. Das Schaukeln wurde Schritt für Schritt ausgebaut. Letzter Schritt war ein Motorwechsel. Der Brasilien-Motor vibrierte zu stark. Für Platz zwei hätte es gereicht. Doch dann machte McLaren Verstappen das schönste Geschenk.

3. Mercedes
Die Mercedes waren besser als es das Ergebnis zeigt. Einzige Schwachstelle waren die Kurven 14 und 15. Der zweite Platz von Russell im Sprint ist da repräsentativer. Im Hauptrennen geriet der Engländer in den Verkehr. Erst als Alonso und Hadjar aus seinem Sichtfeld verschwanden, demonstrierte der Mercedes-Pilot seinen wahren Speed. Russell drehte die drittschnellste Rennrunde. Nur die McLaren waren schneller.

4. Williams
Williams reiste mit wenig Hoffnung nach Katar. 2024 war der Grand Prix in dem Golfstaat das schlechteste Rennen für das Team aus Grove. Schnelle, lang gezogene Kurven sind nicht das Revier des FW47. Doch die Ingenieure fanden das richtige Setup, und Carlos Sainz war in Hochform. Der Spanier fuhr zum zweiten Mal nach Baku auf das Podium. Kommentar von Teamchef James Vowles: "Wir haben uns neu erfunden."

5. Ferrari
Es war ein Fall ins Bodenlose. Ferrari stürzte ins Mittelfeld ab. Mit nur vier Punkten ist der Vize-Titel weg. Auf den WM-Dritten Red Bull fehlen 33 Punkte. Die Autos fielen von Unter- ins Übersteuern. Es war ein Kampf, sie auf der Strecke zu halten. Vor allem in den langsameren Kurven. Ein Problem mit der Servolenkung überdeckte zunächst die Schwierigkeiten. Die Ingenieure vermuten, dass die hohen Reifendrücke bis zu 29 PSI den Ferrari aus der Balance brachten.

6. Toro Rosso
Da war mehr drin als die zwei Punkte von Lawson. Hadjar lag bis kurz vor Schluss auf Rang sechs, als eine abgefallene Radabdeckung einen Reifenschaden links vorne provozierte. Trotzdem liegt jetzt der sechste Platz in der Konstrukteurs-WM in greifbarer Nähe. Katar und Las Vegas haben gezeigt: Der VCARB02 ist eine Allzweckwaffe. Er wird auch in Abu Dhabi funktionieren.

7. Aston Martin
Der Aston Martin hat seine Vorschusslorbeeren eingelöst. Von allen Rennen im letzten Saisonviertel gab man sich in Katar die größten Chancen. Alonso setzt das mit acht Punkten um. Auf eine Runde war der AMR25 ein sicheres Top-Ten-Auto. Sorgen, ein hoher Reifenverschleiß könnte die guten Trainingsergebnisse zunichtemachen, erübrigten sich wegen des Überholproblems. Das half Aston Martin.

8. Sauber
Sauber saß an der Grenze zu den Punkterängen. Bortoleto deutete es mit dem elften Platz im Sprint bereits an. Hülkenberg fuhr im Hauptrennen auf einem Top-Ten-Platz, als ihn die Kollision mit Gasly aus dem Rennen warf. Er musste am Alpine vorbei, weil er deutlich schneller war und den Anschluss an Hadjar nicht verpassen wollte. Das wären sichere Punkte gewesen.

9. Haas
Die Stärke der Haas liegen auf der Bremse und bei der Traktion. Beides ist in Katar nicht so gefragt. Trotzdem hatte der US-Rennstall mit Bearman Punkte im Visier. Dann erhielt der Engländer beim zweiten Boxenstopp zu früh die Freigabe. Das linke Hinterrad war noch nicht richtig festgeschraubt. Ocons Chancen waren schon beim Start getrübt. Die Frühstart-Sensoren schlugen an. Knapp, aber entscheidend.

10. Alpine
Im Sprint ging nicht viel. Die Alpine fuhren am Ende des Feldes herum und übten in den letzten Runden schon mit Soft-Reifen für die Qualifikation. Es zahlte sich aus. Gasly schaffte es bis ins Q3. Vielleicht hätte er im Kampf gegen Hülkenberg nachgeben sollen. Gaslys Unterboden war nach einem Ritt durchs Kiesbett schon beschädigt. Colapinto hatte im Training zwei Böden hingerichtet. Jetzt wird es eng für Abu Dhabi.












