FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem hat angekündigt, sich im zweiten Jahr seiner Amtszeit nicht mehr um die täglichen Probleme der Formel 1 kümmern zu wollen. Auf Seiten des Weltverbands soll dieses Themenfeld künftig Nikolas Tombazis beackern.
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem hat angekündigt, sich im zweiten Jahr seiner Amtszeit nicht mehr um die täglichen Probleme der Formel 1 kümmern zu wollen. Auf Seiten des Weltverbands soll dieses Themenfeld künftig Nikolas Tombazis beackern.
Ist das ein Einknicken gegenüber seinen Kritikern oder ein lange geplanter Teilrückzug? FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem hat die Formel-1-Teams am Montag (8.2.) schriftlich darüber informiert, dass er sich künftig nicht mehr um das Tagesgeschäft der Königsklasse kümmern wolle. Um die F1-Angelegenheiten auf Seiten der FIA soll sich künftig Nikolas Tombazis kümmern, der die Formel-1-Kommission beim Weltverband leitet.
Demnach will sich Ben Sulayem nur noch einmischen, wenn es sich um ganz wichtige Probleme oder strategische Entscheidungen handelt. Auch wenn Ben Sulayem vereinzelt noch Grand-Prix-Rennen besuchen will, soll künftig Tombazis als direkter FIA-Ansprechpartner für die Teams fungieren.
Der Weltverband dementiert, dass dieser Rückzug eine Reaktion auf den Druck von außen sei, der in den letzten Wochen aufgebaut wurde. Stattdessen habe Ben Sulayem diesen Schritt schon vor seiner Wahl im Dezember 2021 in den Plänen für die Amtszeit ausformuliert.
Der Teilrückzug sei demnach von langer Hand geplant und gut vorbereitet gewesen. So hatte die FIA im September mit Natalie Robyn zum ersten Mal eine Geschäftsführerin angestellt, die dem Präsidenten Arbeit abnehmen soll. Auch die Formelsport-Abteilung wurde in den vergangenen Monaten komplett umstrukturiert und Positionen neu besetzt. Dieser Organisationsprozess sei nun abgeschlossen, heißt es vom Weltverband.
Dass sich Ben Sulayem künftig aus den F1-Geschäften raushält, dürften viele im Fahrerlager begrüßen. Der ehemalige Rallye-Pilot hatte in den vergangenen zwölf Monaten regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt. So musste der neue FIA-Präsident direkt nach seiner Ernennung erst einmal die Scherben des Formel-1-Finales von Abu Dhabi aufkehren und eine neue Rennleitung ernennen. Die ausgewählten Schiedsrichter machten aber nicht immer eine glückliche Figur.
Kaum war die neue Saison gestartet, kam dann plötzlich das Thema Bouncing auf den Tisch. Hier profilierte sich das Oberhaupt der Automobil-Behörde als Freund der Fahrer. Die verordneten Maßnahmen, um den Autos das nervige Hüpfen auszutreiben, stießen bei den Teams aber nicht überall auf Gegenliebe. Immer wieder kam der Vorwurf, dass die neuen Regeln manchen Autos mehr schaden als anderen.
Zur Saisonmitte wurde dann viel über das Motoren-Reglement für 2026 gestritten. Verzögerungen auf Seiten der FIA sorgten dafür, dass der Gesetzestext erst in der Sommerpause verabschiedet wurde. Das ärgerte vor allem die an einem Einstieg interessierten VW-Marken Porsche und Audi – und natürlich auch die Formel-1-Bosse.
Bei der Überprüfung der Budget-Cap-Zahlen erntete der Weltverband erneut Kritik. Erst Ende Oktober wurde öffentlich gemacht, dass Red Bull die Ausgabengrenze in der Saison zuvor überschritten hatte. Nicht nur der späte Zeitpunkt der Verkündung sorgte im Fahrerlager für Verwunderung, sondern auch die in vielen Augen milde Strafe für die Sünder.
Zuletzt machte Ben Sulayem eine unglückliche Figur, als er sich in der Diskussion um den geplanten F1-Einstieg von Andretti Autosport frühzeitig auf die Seite des US-Rennstalls schlug, obwohl die FIA in dieser Angelegenheit gar nicht alleine entscheiden kann. Immerhin mündete die Geschichte darin, dass es nun beim Weltverband endlich einen offiziellen Anmeldeprozess für Bewerber gibt.
Für Streit mit den F1-Bossen sorgte dazu auch noch ein Kommentar des FIA-Präsidenten zum Wert der Königsklasse. Ein 20-Milliarden-Dollar-Preisschild, das mit einem angeblichen Kaufangebot aus Saudi-Arabien ins Spiel gebracht wurde, empfand Ben Sulayem als zu hoch. Eine solche Einmischung in geschäftliche Angelegenheiten sei inakzeptabel, schrieb die F1-Rechtsabteilung in einem bösen Brief, der an die FIA-Zentrale und die zehn Teams geschickt wurde.
Vor wenigen Tagen geriet Ben Sulayem erneut in die Schlagzeilen, weil britische Zeitungen eine alte Version seiner persönlichen Webseite aus dem Jahr 2001 ausgebuddelt hatten. "Ich mag keine Frauen, die denken, dass sie schlauer als Männer sind, weil das ja in Wahrheit nicht stimmt", war dort zu lesen. Dass er mittlerweile anders denke und Frauen bei der FIA aktiv fördere, konnte den Shitstorm nur wenig abschwächen.