Der GP Italien war seit Urzeiten ein Einstopp-Rennen. Das Jahr 2024 steht als Ausnahme da. Da hatten zwei Reifenwechsel Aussicht auf Erfolg. Oscar Piastri verlor ganz knapp gegen den Einstopper Charles Leclerc. Der Grund für die Abweichung von der Regel lag in einem neuen Asphalt. Der sorgte bei vielen Autos für körnende Reifen und damit für einen Extra-Stopp.
Im zweiten Jahr des neuen Streckenbelags war Körnen kein Thema mehr. Der hohe Grip sorgte für das Gegenteil. Die Reifen nutzen sich kaum ab. Die McLaren fuhren mit 40 Runden alten Medium-Reifen schneller als in der 10. Runde. "Damit hat weder ein Undercut noch ein Overcut funktioniert", bedauerten die Mercedes-Ingenieure.
George Russell war der beste Beweis dafür. Der Engländer folgte Charles Leclerc eine Zeitlang wie ein Schatten. Als die Hinterreifen nachließen, fiel der Mercedes-Pilot um 4,3 Sekunden zurück. Sein relativ früher Stopp in der 27. Runde blieb unbeantwortet. Ferrari ließ beide Fahrer auf der Strecke.
Trotz der frischen, harten Reifen machte Russell kaum Boden auf Leclerc gut. Isack Hadjar störte seine Kreise. Der Franzose lag gerade so weit vor Russell, dass der die Turbulenzen des Toro Rosso spürte. Leclerc bog sechs Runden später an die Boxen ab und fädelte sich immer noch bequem vor dem Mercedes in den Verkehr ein.
Alternativ-Strategie mit Erfolg
Aber auch der Overcut war keine Waffe. Lewis Hamilton wartete mit seinem Reifenwechsel elf Runden länger als Russell. Er verlor dabei rund sieben Sekunden. Bis ins Ziel holte er zweieinhalb Sekunden davon wieder auf.
Fünf Fahrer probierten eine alternative Strategie mit den harten Reifen am Start. Sie zahlte sich für Alexander Albon und Isack Hadjar aus, obwohl der Medium-Reifen fast so lange hielt wie Pirellis C3-Mischung. Albon gewann gegenüber seinem Startplatz sieben Positionen, Hadjar nach einem Start aus der Boxengasse sogar neun.
Beide kamen für ihre Reifenwahl relativ früh an die Box. Hadjar in Runde 32, Albon in Runde 41. Ihre Mitstreiter Lance Stroll, Esteban Ocon und Pierre Gasly ließen sich mit ihren Boxenstopps zu lange Zeit. Sie wickelten sie in den letzten fünf Runden ab. Ihre Hoffnung auf in Safety-Car erfüllte sich nicht.
Albon und Hadjar mussten nur warten, bis ihnen die Punkteränge in die Hände fielen. Beide überholten im zweiten Tel des Rennens nur je ein Auto. Albon ging mit viel Herzklopfen an Andrea Kimi Antonelli vorbei, Hadjar an Carlos Sainz.

Lando Norris stoppte nach Oscar Piastri, weil es keine Undercut-Gefahr gab.
Keine Undercut-Gefahr für Norris
Der Streitpunkt des Rennens aber war die Stallorder von McLaren. Oscar Piastri ging durch einen um vier Sekunden schnelleren Boxenstopp an Lando Norris auf Platz zwei vorbei. Danach musste der Australier seine Position zurückgeben. McLaren begründete diese Maßnahme damit, dass dieses Szenario so vorher besprochen wurde. Das Gebot der Fairness war nach Ansicht der Teamleitung dadurch erfüllt, dass Piastri nach dem Platztausch freie Fahrt hatte, seinen Teamkollegen anzugreifen.
Darüber aber gab es einige Irritationen. Teamchef Andrea Stella bezog sich bei der Absprache auf den Zeitpunkt des Boxenstopps. Piastri bekam den ersten Reifenwechsel, um ihn vor Charles Leclerc zu schützen, der langsam in das Boxenstopp-Fenster des Australiers rückte. So dramatisch war es dann doch nicht, denn bei 28,5 Sekunden Vorsprung waren noch gute vier Sekunden Luft für Piastri.
Beiden Fahrern wurde vorher mitgeteilt, dass sie ihren Platz wieder hergeben müssen, wenn die Reihenfolge der Boxenstopps über die Position auf der Strecke entscheidet. Das ist nachvollziehbar, denn Lando Norris stand in Monza das Recht des ersten Boxenstopps zu. Doch Norris geriet nicht durch die umgekehrte Reihenfolge ins Hintertreffen, sondern durch das Pech, dass die sonst so perfekte Boxencrew von McLaren in seinem Fall nicht perfekt war.
Insofern war der Fall auch nicht mit Budapest 2024 zu vergleichen, wo der führende Fahrer durch den späteren Reifenwechsel ins Hintertreffen geriet. In Monza dagegen bestand die Gefahr eines klassischen Undercuts nicht. Piastri lag 3,7 Sekunden zurück. Und auch ein angefahrener Soft-Reifen konnte da nicht den Unterschied machen. Norris fuhr mit gebrauchten harten Reifen eine Zeit von 1.22,781 Minuten, Piastri auf seinen weichen Sohlen 1.21,245 Minuten.












