Seit dem Katar-Grand-Prix in der Saison 2023 ist die FIA sensibilisiert. Damals sorgte extreme Hitze für dramatische Szenen. Fahrer wurden kurzzeitig im Cockpit bewusstlos oder mussten sich übergeben. Im Ziel sprachen alle Piloten vom physisch anstrengendsten Rennen aller Zeiten. Die Bedingungen seien mehr als grenzwertig gewesen.
Zum Glück ist damals nichts Schlimmeres passiert. Doch die FIA war alarmiert und rief eine Hitze-Task-Force ins Leben. Ihr Ziel: Lösungen zu finden, um die Fahrer bei extrem hohen Außentemperaturen besser zu schützen. Seit dieser Saison wurde mit den Teams ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, das in Singapur erstmals auf die Probe gestellt wird.
Die Maßnahmen treten nämlich nur in Kraft, wenn die FIA vor dem Rennwochenende offiziell Hitze-Alarm auslöst. Das ist am Donnerstag (2.10.) zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 geschehen. In einer offiziellen Nachricht teilte der Renndirektor mit, dass die offizielle Wetterprognose an den kommenden Tagen Temperaturen von mehr als 31°C vorhersagt. Dazu kommt die saunamäßige Luftfeuchtigkeit. Damit ist die Gesundheit der Fahrer in Gefahr.
Erste offizielle Hitze-Warnung
Es gab dieses Jahr zwar schon einige Rennen bei höheren Temperaturen. Die von der FIA gesetzte Grenze von 31°C wurde aber noch nie erreicht bzw. überschritten. In Singapur sind nun alle zehn Teams zum Handeln gezwungen. Die Regeln schreiben vor, dass der Einbau der Vorrichtung für den Betrieb der Kühlwesten in allen Autos verpflichtend ist. Alle Komponenten müssen an Bord sein.
Damit hier keiner schummelt, wird das Mindestgewicht der Autos für das Rennen um fünf Kilogramm (auf 805 kg) angehoben, in den Trainings müssen die Fahrzeuge zwei Kilogramm mehr auf die Waage bringen. Es gibt also praktisch keinen Grund für die Teams, das System nicht zu verwenden.
Die meisten Fahrer haben für diesen Ernstfall schon zu Saisonbeginn getestet. In den Hightech-Unterhemden ist ein knapp 50 Meter langes Schlauchsystem eingearbeitet, durch das eine Kühlflüssigkeit gepumpt wird. Bei der Entwicklung des Equipments achtete die FIA vor allem darauf, dass die Fahrer im Falle eines Crashes beim Verlassen des Cockpits nicht behindert werden. Und natürlich spielte auch der Feuerschutz eine wichtige Rolle.

In die Spezial-Unterhemden sind Schläuche mit einer kühlenden Flüssigkeit eingearbeitet.
Tragen der Kühlweste freiwillig
Dazu muss das Spezial-Equipment natürlich auch bequem sein und darf den Piloten während der Fahrt nicht stören. So wurden die Kühlwesten seit den ersten Probeläufen bei den Wintertests in Bahrain bereits mehrmals upgedatet. Der Zufluss zum Kühlkreislauf ist nun nicht mehr seitlich angebracht, wo er an der Sitzschale eingeklemmt werden könnte, sondern an der Vorderseite, wo er nicht stört.
Das Tragen der Kühlwesten ist für die Fahrer nicht Pflicht, sondern freiwillig. Trotz aller Entwicklung berichteten einige Piloten nach den ersten Tests noch ein störendes bzw. einengendes Gefühl. Man darf gespannt sein, ob manch einer am Sonntag auf den Einsatz verzichtet.
Einige Piloten haben die Kühlwesten in dieser Saison sogar schon im Rennen ausprobiert. Das war aber nur bei den Autos möglich, die genug Spielraum zum Mindestgewicht haben, um das zusätzliche Equipment ohne Performance-Nachteil an Bord zu nehmen. George Russell war das erste Versuchskaninchen. Der Brite trug die Kühlweste bereits in Bahrain unter dem Overall.
Verbesserungen seit ersten Tests?
Carlos Sainz war in Jeddah damit unterwegs. Der Spanier äußerte sich aber nicht besonders begeistert über den ersten Einsatz: "Es hat vielleicht für 15 bis 20 Minuten für Kühlung gesorgt, dann ist nur noch warmes Wasser durch die Schläuche geflossen. Ich hoffe, dass das System seitdem weiterentwickelt wurde, damit wir zumindest eine Stunde lang einen Effekt spüren."
Bei Sauber kam die Kühlweste bisher nur im Training zum Einsatz. Sowohl Gabriel Bortoleto als auch Nico Hülkenberg wollen am Sonntag aber auf jeden Fall damit zum ersten Mal ins Rennen gehen. "Ich hatte bei den Tests noch Probleme mit der Technik. Ich hoffe, dass die mittlerweile aussortiert sind", verriet der deutsche Pilot.
Hülkenberg glaubt schon, dass der Effekt spürbar ist: "Nach dem Rennen in Jeddah war ich ziemlich fertig. Im Flieger nach Hause habe ich dann Alex Albon getroffen, der mit Weste gefahren ist. Der sah noch ziemlich frisch aus. Da habe ich mir gesagt, dass ich sie beim nächsten Mal auch auf jeden Fall nutzen werde."












