Der GP Monaco ist noch in schlechter Erinnerung. Nach den Prozessionen der Jahre zuvor dachte die Formel 1, es wäre eine gute Idee, den Autokorso mit zwei Pflicht-Stopps aufzulösen. Das Experiment ging grandios in die Hose. Die neue Aufgabe schränkte den taktischen Spielraum noch mehr ein. Alle Teams hatten die gleiche Lösung. Sie war noch schlechter als die Einstopp-Rennen davor.
Die Teamkollegen spielten Doppelpass. Der eine bremste das Feld ein, bis der andere seinen Boxenstopp ohne Platzverlust absolvieren konnte. Dann begann das umgekehrte Spiel. Die weiter vorne platzierten Teams fingen damit an. Alle anderen machten es nach. Mit Autorennen hatte das wenig zu tun.
Die gleiche Gefahr bestand beim GP Katar. Auch der war ein verordnetes Zweistopp-Rennen, weil Pirelli eine Laufzeitbeschränkung für seine Reifen vorschrieb. Nicht mehr als 25 Runden. Das hieß auch: Bei einem Safety-Car ab der siebten Runde war ein Boxenstopp Pflicht. Weil man damit einen der zwei Reifenwechsel gratis bekam.
Nur sieben Überholmanöver
Hätte McLaren seine Fahrer nicht gegen jede taktische Bauernregel auf der Strecke gehalten, wäre der GP Katar eine Kopie des GP Monaco geworden. Obwohl die beiden Rennstrecken grundverschieden sind. Doch auf dem Losail Circuit ist das Überholen fast so schwer wie in den Häuserschluchten von Monte Carlo.
Das liegt an zwei schnellen Kurven Am Anfang und Ende der Zielgerade und einer viel zu kurzen DRS-Zone. Schon 2024 verkürzte sie die FIA um 175 Meter. Sie hätte aus dem Vorjahres-Rennen die Lehre ziehen müssen, dass Überholmanöver nur sehr schwer gelingen können. Die Zahlen belegen es. Im Sprint wurde drei Mal überholt, im Hauptrennen sieben Mal.
Es war das Glück der Formel 1, dass McLaren den ersten Showdown des Titelrennens unfreiwillig spannend hielt. Dadurch entstanden zwei Rennen in einem. Das von Oscar Piastri und Lando Norris mit Boxenstopps in den Runden 24/25 und 42/44. Und das vom Rest, der in den Runden 7 und 32 an die Boxen kam. Pirellis Direktive legte den Ablauf fest.

Alonso schaffte sich durch absichtliches Langsamfahren eine Lücke nach vorne.
Alonso hilft McLaren
Die Spannung bestand darin, herauszufinden, welches der beiden Rennen das schnellere war. Max Verstappen beantwortete die Frage mit seinem Sieg. Es reichte für ihn, obwohl Piastri im Schnitt drei Zehntel pro Runde schneller war. Immerhin wurde der Australier Zweiter. Lando Norris dagegen fiel noch in die Fänge von Carlos Sainz und Andrea Kimi Antonelli. Der WM-Spitzenreiter hatte noch das Glück, dass ihm Antonelli in der vorletzten Runde mit einem Fehler die Tür zu Platz 4 öffnete.
McLaren kann sich auch bei Fernando Alonso bedanken, dass man noch mit einem blauen Auge davonkam. Der Spanier exerzierte genau das vor, was passiert wäre, wenn alle im Feld das Logische gemacht und in der 7. Runde das Safety-Car zum ersten Stopp genutzt hätten. Alonso blockte durch bewusstes Langsamfahren den Weg frei. Nicht für andere, sondern für sich selbst.
Der Aston Martin-Pilot baute absichtlich einen DRS-Zug von elf Autos auf, um sich vor schnelleren Fahrern in seinem Rücken zu schützen. Kurz vor dem zweiten Boxenstopp zog er das Tempo an. Er wusste ja, dass alle zum gleichen Zeitpunkt stoppen mussten. Die Laufzeitbeschränkung nahm allen bis auf McLaren den letzten Rest von Flexibilität. Mercedes-Chefstratege Joey McMillan ist überzeugt: "Ohne Alonso wären die McLaren hinter unseren Fahrern gelandet."

Wären die beiden McLaren nicht auf einer Alternativ-Strategie gefahren, hätte den Zuschauern ein richtig langweiliger Grand Prix gedroht.
Offset von McLaren verhindert Doppelpass-Spiel
Alonsos Beispiel zeigte, dass die Teams locker auch die Doppelpass-Taktik von Monte Carlo hätten spielen können, wenn das Rennen normal verlaufen wäre. Es war möglich langsam zu fahren, ohne überholt zu werden. Die Offset-Strategie von McLaren aber zwang den Großteil der Verfolger zum Schnellfahren. Alonso hatte es nur nicht eilig, weil er mit seinem siebten Platz bestens bedient war. Auf mehr durfte er gar nicht hoffen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff warnte deshalb davor, den Rufen zu folgen, die bei der letzten Formel-1-Kommisionssitzung das Thema von Pflicht-Boxenstopps oder einer Maximal-Rundenzahl pro Reifensatz gefordert hatten, nur um Einstopp-Rennen zu verhindern. "Katar hat gezeigt, dass solche Regeln nichts bringen. Hier würde es wahrscheinlich reichen, die DRS-Zone zu verlängern und die erste Kurve etwas enger zu ziehen."
Ferrari-Kollege Frédéric Vasseur warnt ebenfalls vor einer Über-Reglementierung: "Die besten Rennen sind die wie in Mexiko, wo man zwischen einem und zwei Boxenstopps schwankt."
Die Formel-1-Autos des 2026 werden vieles vereinfachen und manchen Regeleingriff überflüssig machen. Die Aerodynamik ist so ausgelegt, dass die Autos beim Hinterherfahren nur noch zehn Prozent Abtrieb verlieren. Momentan sind es 30 Prozent. Der Unterschied zwischen sauberer und verwirbelter Luft ist krass, wie das Beispiel Russell zeigt. "Als George zum ersten Mal frei fahren konnte, war er sofort eine Sekunde pro Runde schneller", erzählte Wolff.












