Erster Matchball in Katar: Deshalb wirken Psychospielchen bei Norris nicht

Lando Norris vor erstem Titel-Matchball
„Psychospielchen wirken bei mir nicht“

GP Katar 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.11.2025
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Die Ausgangslage hätte für Lando Norris deutlich besser aussehen können. Kurz schien es so, als würde er seinen Vorsprung auf Teamkollege Oscar Piastri in Las Vegas um sechs Punkte ausbauen. Max Verstappen wäre praktisch schon ganz aus dem Meisterrennen, hätte Norris die 18 Zähler für den zweiten Platz behalten dürfen. Doch dann folgte die Disqualifikation, die das Saisonfinale in einen wahren Krimi verwandeln könnte.

Beim WM-Spitzenreiter hat die Entscheidung der Stewards aber nicht zu einer großen Depression geführt. "Es hatte sich im Rennen ja schon angedeutet. Deshalb war es am Ende auch kein großer Schock. Wir waren auf das Urteil vorbereitet", erklärte Norris am Donnerstag (27.11.) in seiner Medienrunde im Fahrerlager von Katar.

Der McLaren-Pilot gab sich locker und entspannt und versuchte den Eindruck zu vermeiden, dass die Disqualifikation den größten Erfolg seiner Karriere in Gefahr bringen könnte. "Natürlich war es enttäuschend und schmerzhaft. Aber ich hatte keine Probleme, es abzuhaken. Wir stecken diesen Rückschlag ein und versuchen es beim nächsten Wochenende direkt besser zu machen."

McLaren geht weiter ans Limit

Norris reiste nach dem Urteil sofort aus Las Vegas ab. Im Privatjet landete der WM-Favorit bereits Montagfrüh in Doha. Danach stand Sport auf dem Programm. Mit Freunden ging es auf den Paddel-Court, wo er sich den Frust von der Seele schmettern konnte. Zur Entspannung gab es dann noch eine Runde Golf. "Ich habe einfach das warme Wetter genossen. Das hatten wir ja lange nicht", gab sich der Pilot relaxt.

Laut Norris habe es sich auch gar nicht so angefühlt, als hätte man in Las Vegas ein schlechtes Ergebnis eingefahren. Ohne das ständige Lift-and-Coast hätte er Verstappen wohl einen harten Fight um den Sieg liefern können. Es gebe deshalb auch keinen Grund, etwas an der Herangehensweise zu ändern.

"Mein Vorsprung in der WM lag vor Las Vegas bei 24 Punkten. Und er liegt jetzt immer noch bei 24 Punkten. Das Gefühl ist genau das gleiche, als würde ich in der WM hintenliegen, wie es vor Mexiko der Fall war. Das Ziel ist klar: Wir wollen die letzten beiden Rennen gewinnen. Dafür werden wir bis ans Limit pushen. Wenn wir das nicht tun, dann werden sie uns schlagen", ist sich Norris der Gefahr bewusst.

Lando Norris - McLaren - GP Las Vegas 2025 - Las Vegas - Formel 1
Patrick T. Fallon via Getty Images

Zwei Gegner im Nacken

Geändert hat sich an der Ausgangslage, dass ihm Verstappen und Piastri nun punktgleich im Nacken sitzen. 24 Punkte sind in zwei Rennen schnell aufgeholt. Norris darf sich keinen Fehler erlauben. Kann er den Vorsprung auf seine Verfolger nur um zwei Punkte vergrößern, ist die WM eingetütet. Dank des Sprint-Formats in Katar bieten sich für die Gegner aber zwei Chancen, den Rückstand einzudampfen.

Laut eigener Aussage konzentriert sich Norris nicht nur auf Verstappen, obwohl der Niederländer in den letzten Rennen einen deutlich stärkeren Eindruck hinterlassen hat als Piastri: "Ich behandele beide gleich. Natürlich wissen wir, wozu Max fähig ist. Aber Oscar ist genauso schnell. Beide kämpfen für ihren eigenen Erfolg. Sie wollen beide beweisen, dass sie die besten sind. Beide sind unglaubliche Rennfahrer. Ich will ihnen einen guten Fight bieten."

Auf Stallregie braucht Norris im Titelkampf nicht zu hoffen. Die McLaren-Führung betonte stets, dass ein Fahrer erst zum teamdienlichen Verhalten aufgefordert wird, wenn er selbst keine rechnerischen Chancen mehr hat. Natürlich wurde Piastri in seiner Medienrunde gefragt, ob er seinem Garagennachbarn Unterstützung leisten würde: "Wir haben darüber gesprochen. Aber nein. Meine Chancen sind noch intakt. Natürlich ist es nur eine Außenseiterchance. Ich weiß, dass ich zwei perfekte Wochenenden und noch etwas Hilfe brauche", erklärte der Australier.

Lando Norris & Max Verstappen - GP Las Vegas 2025
Mark Thompson via Getty Images

Norris mt Social-Media-Abstinenz

Norris ist sich natürlich bewusst, dass er weiterhin alles in der eigenen Hand hat. Über die Situation in der WM-Wertung mache er sich selbst aber keinen Kopf. "Ich denke da eigentlich nur drüber nach, wenn ich hier von Euch darauf angesprochen werde", grinste der Pilot den Journalisten entgegen.

Auch für mögliche Psychospielchen seiner Gegner sei er nicht empfänglich: "Ich bin momentan nicht auf den sozialen Netzwerken unterwegs. Ich weiß also nicht, was die anderen erzählen. Ich bin mir sicher, dass die immer versuchen, irgendwas zu sagen. Es ist Teil des Spiels, die Situation etwas aufzumischen. Bei mir hat das aber keine Wirkung. Die anderen können gerne ihre Energie darauf verschwenden, sich Dinge zu überlegen. Die sehe ich gar nicht. Also stört es mich auch nicht."

Fazit