Eigentlich sollte man meinen, dass alle Formel-1-Piloten Benzin im Blut haben. Wer Rennen fährt, muss logischerweise Autos lieben. Doch schon das Beispiel von Sebastian Vettel hat gezeigt, dass sich Meinungen und Einstellungen mit der Zeit ändern können. Der Heppenheimer setzt sich mittlerweile aktiv für Umwelt- und Klimaschutz ein. Seine private Autosammlung löste Vettel schon 2021 auf, als er gerade von Ferrari zu Aston Martin wechselte.
Lewis Hamilton war schon zu gemeinsamen Formel-1-Zeiten einer der besten Fahrerlager-Kumpel von Vettel. Die beiden Mehrfachweltmeister teilten sich für lange Zeit nicht nur die Rennstrecke, sondern auch die Liebe für schnelle und exklusive Straßenautos. So richtig genau weiß niemand, welche Modelle in der Hamilton-Garage in Monte-Carlo parkten. Doch das, was bekannt ist, reicht schon aus, um bei Autofans den Speichelfluss anzuregen.
Zu unfreiwilliger Berühmtheit ist vor allem der violette Pagani Zonda gekommen. Kurz nachdem Hamilton das 750-PS-starke V12-Monster bei einer Auktion für 11 Millionen US-Dollar verkauft hatte, crashte der neue Besitzer bei einer Ausfahrt in Wales in eine Mauer. Hamilton sah seine Autos lange Zeit vor allem als Geldanlage. Fahrzeuge wurden regelmäßig verkauft, um Platz für neue zu schaffen.
Hamilton mit Radikalkur
Die Liste der Modelle liest sich wie ein Best-of der Automobilgeschichte: Von seinem langjährigen Arbeitgeber Mercedes soll der Rennfahrer einen SLS, einen GT-R, einen G63 6x6 und gleich zwei AMG One geordert haben. Eine der Flundern mit Formel-1-Antrieb ging angeblich an seinen Vater Anthony. Die Stuttgarter Sterne teilten sich den Platz in der Garage auch mit älteren Modellen, wie zum Beispiel der Shelby Cobra von 1966 oder einem Shelby Mustang GT500 von 1967.
Die beiden legendärsten McLaren-Modelle gehörten ebenfalls lange Zeit der Sammlung an. Der McLaren F1 des Rekordsiegers fand 2017 bei einer Bonhams-Auktion einen neuen Besitzer. Für Chassis-Nummer 44 fiel der Hammer erst bei 15,6 Millionen US-Dollar. Hamilton konnte den Verlust des Fahrzeugs verkraften. Mit dem McLaren P1 hatte er ja noch eine weitere Ikone aus Woking in seiner Garage.
Zur Reihe der Supercars gesellte sich zwischenzeitlich auch noch ein LaFerrari. Eigentlich konnte man annehmen, dass der Pilot nach seinem Wechsel zur Scuderia weitere Schmuckstücke aus Maranello in die Kollektion aufnimmt – wo er nun ja direkt an der Quelle sitzt. Doch dem ist nicht so. Auf Anfrage von auto motor und sport, welche Autos denn gerade in der Garage stehen, überraschte Hamilton am Rande des Baku-Grand-Prix mit folgender Aussage: "Ich habe gar keine Autos mehr. Ich habe alle verkauft."
Privatjet auch weg
Der Grund für die radikale Maßnahme ist ähnlich wie bei Sebastian Vettel. Hamilton will seinen CO2-Fußabdruck verkleinern und sich lieber anderen Projekten widmen, wie zum Beispiel seiner Leidenschaft für Kunst, Mode und Musik. Um das grüne Image glaubhaft zu vertreten, verkaufte Hamilton übrigens nicht nur seine exklusiven Straßenautos, sondern auch den Mercedes F1 W04, mit dem er 2013 in der Formel 1 unterwegs war. Und auch der Privatjet des 40-Jährigen musste raus. Er fliegt schon seit 2019 unter neuer Lizenz.
Das Ferrari-Fieber hat unter dem Sinneswandel übrigens nicht gelitten. Natürlich würde Hamilton den Tifosi am liebsten noch einen Weltmeister-Titel schenken. Nur bei den Straßenautos ist die Leidenschaft etwas erloschen. "Ich interessiere mich jetzt mehr für Kunst. Wenn ich mir nochmal ein Auto kaufen würde, wäre es ein Ferrari F40. Aber das ist ja auch ein Kunstwerk", grinste der erfolgreichste Pilot der Formel-1-Geschichte.












