Feuer frei für das Finale der Formel 1-Saison. Ab jetzt ist jedes der letzten zehn Rennen der Saison in kleines Endspiel. Die Punkte, die man heute verliert, können beim Showdown in Abu Dhabi entscheidend sein. Umso mehr, weil Oscar Piastri und Lando Norris im besten Auto sitzen und in der Regel die ersten beiden Plätze unter sich ausmachen. Elf der 14 Rennen der ersten Saisonhälfte gingen an einen McLaren-Fahrer.
WM-Spitzenreiter Piastri fühlt sich für die zweite Saisonhälfte gerüstet. "Die Situation ist nicht neu für mich. Ich habe auch schon in anderen Kategorien um Meistertitel gekämpft." Und der Mann aus Melbourne hat sie alle gewonnen. 2019 in der Formel Renault, 2020 in der Formel 3 und 2021 in der Formel 2.
Während Norris bei der ersten Pressekonferenz nach der Sommerpause wieder Einblicke in sein Seelenleben gab, blieb sein WM-Gegner cool: "Es wäre vermessen zu sagen, dass ich nicht nervös bin. Nur wer keine Chance für sich sieht, ist nicht nervös. Aber jeder geht anders mit Druck um. Ich bin eher auf der ruhigen Seite. Das ist zum Teil mein Naturell, aber auch das Resultat von Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ist es besser so? Für mich schon, für andere vielleicht nicht."
Piastri dort stark, wo letztes Jahr schwach
Eigentlich müsste Piastri vor dem Rennen in Zandvoort Nervenflattern haben. Lando Norris hat ihn dort vor einem Jahr demontiert und das Rennen mit 22 Sekunden Vorsprung gewonnen. Der Engländer erwartet nicht, dass sich dieser Streich wiederholen lässt. "Die anderen haben aufgeholt."
Für Piastri ist der GP Niederlande 2024 längst abgehakt. "Ich habe im ersten Teil der Saison bewiesen, dass ich mich in vielen Disziplinen im Vergleich zum Vorjahr verbessert habe. Tatsächlich ist es so, dass die Rennen dieses Jahr zu meinen stärksten zählen, auf denen ich im letzten Jahr schwach war."
Insgesamt läuft die Saison für den sechsfachen Saisonsieger wie geplant. "Wir haben viele Dinge richtig gemacht und aus dem Rest unsere Lehren gezogen. Man muss akzeptieren, wenn die Dinge mal nicht so laufen wie man sie sich vorgestellt hat. Soweit ich die Dinge kontrollieren konnte, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Wir haben jedes Mal das Maximum herausgeholt."
Es wäre falsch in jeder Rennsituation beiden Fahrern sklavisch die gleiche Taktik zu geben.
Piastri sieht nur einen Gegner
Eine Sache, die Piastri nicht kontrollieren konnte, war die Rennstrategie beim GP Ungarn. Beim letzten Rennen vor der Sommerpause fuhr Norris mit einem Boxenstopp zum Sieg. Piastri war mit der klassischen Zweistopp-Strategie unterwegs, fiel dadurch nach seinem zweiten Reifenwechsel hinter den Teamkollegen zurück und konnte das trotz frischerer Reifen im Finale nicht mehr korrigieren.
Kritiker sahen darin eine Abkehr von McLaren Fairplay-Politik. Bei McLaren wurde das auch ausführlich mit den Fahrern diskutiert um diesen Eindruck gerade zu rücken. Norris verteidigt sich: "Als wir uns entschieden hatten länger auf der Strecke zu bleiben, woraus dann die Einstopp-Taktik entstand, da wollten wir nur einen Weg an Russell vorbei finden. An den Sieg haben wir in dem Moment gar nicht gedacht."
Auch Piastri stuft den Strategiewechsel als eine akzeptable Notlösung ein. "Manchmal ist es so, dass der Fahrer, der am Ende einer Gruppe fährt, strategisch die besseren Karten hat. Er hat am wenigsten zu verlieren. So war es auch bei Lando." Das ist aus Sicht des Australiers durchaus legitim. "Es wäre falsch in jeder Rennsituation beiden Fahrern sklavisch die gleiche Taktik zu geben. Mir war es wichtiger zu schauen, ob wir von unserer Seite aus etwas besser hätten machen können."
Und das hätte die Crew um Piastri. Es war ein Fehler auf den frühen Boxenstopp von Charles Leclerc zu reagieren. Schlussfolgerung: "In Zukunft ist unser Gegner der andere McLaren."












