Dreikampf um die Vizemeisterschaft: Warum war Mercedes plötzlich so stark?

Dreikampf um die Vizemeisterschaft
Warum war Mercedes plötzlich so stark?

GP Aserbaidschan 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.09.2025
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Mercedes war in Baku die zweitstärkste Kraft. Hinter Red Bull, aber vor McLaren. Wäre George Russell direkt hinter Max Verstappen gestartet, hätte der Weltmeister nicht einen so gemütlichen Nachmittag gehabt. Mercedes-Teamchef Toto Wolff beziffert den tatsächlichen Unterschied auf eine Zehntel pro Runde zu Gunsten von Verstappen.

Russell brauchte 27 Runden, bis er zum ersten Mal auf dem zweiten Platz auftauchte. Der Engländer war nur als Fünfter gestartet und wurde beim Re-Start nach der Safety-Car-Phase von seinem Teamkollegen Andrea Kimi Antonelli um eine Position nach hinten geboxt. Nachdem Russell endlich hinter Verstappen lag, verlor er in den restlichen 24 Runden nur noch zwei Sekunden auf den Sieger.

Es grenzte an ein Wunder, dass der WM-Vierte überhaupt am GP Aserbaidschan teilnahm. Reservefahrer Valtteri Bottas stand im Training schon in den Startlöchern. Russell fühlte sich am Freitag mit Halsschmerzen und Fieber so elend, dass ein Einsatz in Frage stand. "Wir haben erst in letzter Minute entschieden, dass wir es versuchen werden", verrät Wolff.

Der Patient schleppte sich von Tag zu Tag. "Am Freitag und Samstag war ich noch wirklich K.O. Am Sonntag ging es mir besser. Zum Glück zählt Baku körperlich zu den einfachsten Strecken. Wäre das hier Singapur gewesen, hätte ich wahrscheinlich aufgegeben."

Antonelli gab starke Antwort

Russell war im vorderen Feld der einzige Pilot, der signifikant Plätze gewonnen hat. Yuki Tsunoda überholte er auf der Strecke. Antonelli räumte ihm der Kommandostand aus dem Weg. "George war mit seinen harten Reifen schneller als Kimi mit den Medium-Reifen. Wir haben Kimi an die Box geholt, um eine Stallregie zu vermeiden und einen Undercut gegen Lawson und Sainz zu versuchen", erklärten die Strategen.

Mit Russell machte das Regiezentrum von Mercedes das Gegenteil. Der Montreal-Sieger blieb bis zur 39. Runde auf der Strecke und kam mit dem langen Atem an Liam Lawson und Carlos Sainz vorbei. Danach fuhr Russell das Rennen ohne Druck von hinten oder nach vorne routinemäßig zu Ende.

Antonelli versuchte, Carlos Sainz noch anzugreifen, kam aber nie in den DRS-Bereich des Williams-Piloten. Wolff hakte den vierten Platz seines Wunderkindes trotzdem als Erfolg ab. "Es war eine starke Antwort von Kimi auf die beiden schlechten Rennen davor. Er war der einzige im Feld, der es geschafft hat Lawson zu überholen. Auf diesem soliden vierten Platz kann er für den Rest der Saison aufbauen."

Kimi Antonelli - Mercedes - Formel 1 - Baku - GP Aserbaidschan 2025
xpb

Nur ein Unterschied zu Montreal

Mercedes wird einen starken Antonelli brauchen, wenn man den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM verteidigen will. Ferrari hat sich mit seiner Flaute seit der Sommerpause noch einmal in Bedrängnis bringen lassen. Russell warnt aber davor, nur Ferrari als Gegner zu sehen. Er hat auch Red Bull wieder auf dem Zettel. Die liegen nur 18 Punkte zurück. "Team Verstappen hat seit ein paar Rennen ein besseres Auto." Von dem auch Yuki Tsunoda langsam profitiert.

Noch gibt es kein klares Bild, welches der drei Autos im Schlussspurt der WM das Rennen um Platz 2 entscheiden könnte. Im Moment hat Red Bull die Nase vorn, doch Monza und Baku waren für den RB21 wie maßgeschneidert. "Ferrari hätte mit einer besseren Qualifikation in Baku auch in der ersten Startreihe stehen können", rechnete Russell vor. "Und dann gewinnen sie, weil Überholen fast nicht möglich war. Das zeigt, wie wahnsinnig schnell das Pendel derzeit hin und her schwingt."

In Baku schwang es in Richtung Mercedes. Das hatte auch mit der Streckencharakteristik, den Umständen und dem kühlen Wetter zu tun. Der Baku City Circuit kam Montreal am nächsten. Lange Geraden, zehn Bremspunkte, kurze eckige Kurven, das gleiche Reifenangebot, ein glatter Asphalt. "Der Unterschied ist, dass in Montreal mit etwas mehr Abtrieb gefahren wird. Baku ist wie Monza mit mehr Flügelanstellung", verglich Chefingenieur Andrew Shovlin. Es reichte trotzdem für das zweitbeste Saisonergebnis.

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